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Virtus Entella feiert Aufstieg in Italien nach absurder Fußball-Posse

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Virtus Entella feiert Aufstieg in Italien nach absurder Fußball-Posse

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Entella trotz Posse aufgestiegen

Virtus Entella wird durch Behördenwillkür des Verbandes klar benachteiligt. Dennoch feiert der kleine Klub den Aufstieg in die Serie B - dank eines Abseitstores.
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© Virtus Entella
Johannes Fischer
Johannes Fischer

Als Matteo Mancosu in der 89. Minute das 1:0 für Virtus Entella gegen Carrarese Calcio erzielte, brachen alle Dämme. Neben seinen Kollegen, die auf dem Platz standen, rannten auch alle Ersatzspieler, Trainer und sogar dutzende Zuschauer zum Torschützen und bildeten eine riesige Menschentraube.

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Die unbändige Freude der Protagonisten erschließt sich aus der Abschlusstabelle der italienischen Serie C: Weil Piacenza Calcio zeitgleich in Siena 0:2 verlor, zog Entella buchstäblich in letzter Minute am Aufstiegskonkurrenten vorbei und sicherte sich den einzigen direkten Aufstiegsplatz in die Serie B.

Die sofortige Rückkehr von Virtus in die zweithöchste italienische Liga war das Ergebnis einer unglaublichen Aufholjagd, die am Ende der Saison allerdings ins Stocken geraten war. Und sie kam trotz der Behördenwillkür italienischer Funktionäre zustande, die den Klub aus der 27.000-Einwohner-Stadt Chiavari bei Genua völlig unverschuldet zwischen die Fronten der Sportjustiz hatte geraten lassen.

Gozzi: "Eine ganz üble Sache"

Diese hatte Virtus Entella fast zwei Monate vom Spielbetrieb ausgeschlossen. Wie es so weit kommen konnte? SPORT1 ist der unglaublichen Geschichte nachgegangen.

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Ihren Anfang nahm die Posse am Ende der vergangenen Spielzeit der Serie B, der zweithöchsten Liga Italiens. Entella - benannt nach dem dort mündenden Fluss - war zwar sportlich abgestiegen, doch weil drei andere Klubs keine Lizenz für die kommende Saison erhielten, keimte Hoffnung auf, sich ein weiteres Jahr im italienischen Unterhaus beweisen zu dürfen.

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"Es ist eine ganz üble Sache, wie man im Sommer mit uns umgegangen ist", klagte Entellas Vereinspräsident Antonio Gozzi im Gespräch mit SPORT1. "Einige Vereine haben durch Steuerkriminalität und Bilanzfälschung die vergangene Meisterschaftssaison erheblich beeinflusst." 

Der Ärger des Präsidenten ist verständlich, zumal die negativsten Folgen für Entella erst weit nach Saisonabschluss folgen sollten. Denn Anspruch auf einen der begehrten Plätze in der Serie B meldeten auch Vereine der drittklassigen Serie C an, woraufhin der italienische Fußballverband FIGC ein Playoff-Turnier unter allen Anwärtern ausrichten wollte.

Weil aber die meisten Ligen in Italien schon in den Startlöchern standen und bereits einige Klagen und Streikdrohungen in der Verbandszentrale eingegangen waren, wurde der Plan schließlich fallen gelassen. Also entschied die FIGC, die Serie B mit 19 statt 22 Mannschaften auszutragen - und Entella für die dritte Liga, die Serie C, anzumelden.

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Ärgerlich für Virtus, doch man respektierte die Entscheidung, machte sich für die Serie C startklar und absolvierte das erste Saisonspiel. Und dann? Ging der Irrsinn erst richtig los. 

Aus dem Happy End wird der Super-GAU

Kurz nach den ersten Wirren entschied das Nationale Olympische Komitee CONI eine rückwirkende 15-Punkte-Strafe für den AC Cesena, wodurch Entella in der Abschlusstabelle der Serie B auf einmal doch noch sportlich gerettet war.

Was nach einem Happy End klang, wurde schließlich zum Super-GAU für den Klub. Im Kompetenzgerangel zwischen den beiden Verbänden FIGC und CONI musste Entella den Spielbetrieb komplett einstellen und darauf warten, wie man sich einigen würde. 

Die Wartezeit betrug sage und schreibe sieben Wochen, in denen Entella kein einziges Pflichtspiel bestritt und zwischen den Ligen schwebte. Ein Verwaltungsgericht in Rom entschied am 2. November schließlich, dass der gebeutelte Klub in der Serie C anzutreten habe. "Ich ordne das, was passiert ist, in die größten Krisen des italienischen Fußballs ein", sagte Gozzi. 

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Mit neun nachzuholenden Partien machte sich Entella also am 4. November auf, sein zweites Saisonspiel zu bestreiten - und trotz des gewaltigen Klotzes am Bein das Feld von hinten aufzurollen. "Der Stress ist enorm, aber unser Trainer Roberto Boscaglia bereitet jedes einzelne Spiel mit wahnsinnigem Einsatz vor", sagte Gozzi, dem vor allem die entgangenen Einnahmen im Magen lagen.

"Der wirtschaftliche Schaden ist immens", erklärte der Klub-Boss die Folgen des Schildbürgerstreichs der Behörden. "Uns brachen die TV-Einnahmen ein, wir mussten Spieler verkaufen und der gesamte Kader wurde durch den Abstieg entwertet."

Virtus startet Aufholjagd

Und dann? Tauchte auf einmal Ex-Nationalspieler und Skandalnudel Antonio Cassano zum Probetraining auf und bescherte dem gebeutelten Klub weitere mediale Aufmerksamkeit. Kurze Zeit später winkte "Fantantonio" aber ab und beendete (zum wiederholten Mal) seine Karriere.

"Unsere Zwangspause hat zumindest dafür gesorgt, dass wir über die Landesgrenzen hinaus eine gewisse Aufmerksamkeit erlangt haben", sagte Gozzi: "Es gab sogar Anfragen aus Australien und Amerika. Denn keiner wollte glauben, was uns widerfahren ist."

Dennoch: Seinen Groll auf die italienische Sportjustiz konnte der Präsident auch etliche Monate nach dem Urteil nicht verbergen. "Der Fußball in Italien muss seine Probleme von Grund auf lösen und sich dabei an anderen europäischen Ligen orientieren", forderte Gozzi. 

Immerhin ließen sich die Virtus-Spieler trotz der prekären Ausgangslage nicht den Mut nehmen und starteten die Aufholjagd. Nach und nach rollte man im Drei-Tage-Rhythmus das Feld von hinten auf und setzte sich im Februar zum ersten Mal an die Tabellenspitze. 

Gegen Ende der Saison ging dem tapferen Klub aber die Puste aus und man musste Piacenza vorbeiziehen lassen - bis zum Finale Furioso am Samstag. 

Übrigens fiel Mancosus Siegtreffer im Ligafinish nach einer klaren Abseitsstellung. Manchmal gibt es im Fußball doch so etwas wie Gerechtigkeit.