Es sollte der Kulminationspunkt der gesamten Premier-League-Saison sein - und er hielt, was er versprach. Der Kracher zwischen Meister Manchester City und Herausforderer FC Liverpool bot ebenso mitreißende Momente wie taktische Feinheiten und sorgte dafür, dass die Meisterschaft nicht schon früh in der Saison vorentschieden wurde.
Leroy Sane nach City-Sieg gefeiert
© Getty Images
Mittendrin: Leroy Sane, der mit seinem Treffer zum 2:1-Sieg den Alleingang der Reds stoppte. Statt zehn Punkte Rückstand, was bei einer Niederlage der Fall gewesen wäre, sind es jetzt nur noch vier Zähler Rückstand auf Liverpool.
Der deutsche Nationalspieler scheint nun endgültig sein Phlegma abgelegt zu haben, das ihm die Ausladung bei der WM durch Bundestrainer Joachim Löw beschert hatte. "Es war einer dieser Abende, an denen der deutsche Flügelstürmer mit einem solchen Tempo unterwegs ist, dass es einem leicht fiel sich vorzustellen, er trüge Rollerskates", formulierte es der Telegraph.
In der Tat: Kommt Sane einmal ins Rollen, ist es schwer für jeden Gegner der Welt, ihn zu stoppen. "Wir arbeiten eine Menge mit Leroy, um ihm zu helfen", sagt City-Coach Pep Guardiola über seinen Schützling. "Er hat dank seiner Schnelligkeit etwas Einzigartiges." Dass Sane allerdings noch längst nicht ausgereift ist, verschwieg Guardiola nicht. "Bei den einfachen Dingen verliert er oft den Ball."
Fans feiern Sane frenetisch
Trotz der Kritik seines Cheftrainers ist aber deutlich zu erkennen, dass Sane nun auch in Guardiolas Defensivverbund eine größere Rolle spielt als in der Vergangenheit. Als der frühere Schalker in der zweiten Halbzeit einem gewissen Mohamed Salah mit robustem Körpereinsatz den Ball abluchste, erhob sich das Etihad und feierte den deutschen Wirbelwind fast genauso frenetisch wie später bei seinem Treffer.
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Das Tor, das die italienische Zeitung Tuttosport als "chirurgische Präzisionsarbeit" feierte, bewies, dass Sane nun auch in wichtigen Spielen den Unterschied ausmachen kann.
"Leroy hat in dieser Saison schon oft gezeigt, dass er ein guter Spieler ist", sagte der frühere Hamburger Vincent Kompany, der Glück hatte, nicht frühzeitig vom Platz geflogen zu sein. "Das war einfach wichtig - ein großer Spieler in einem großen Spiel."
Sane selbst beschrieb sein Kunstwerk weniger frenetisch. "Ich wollte einfach nur einen sehr guten ersten Kontakt haben", sagte er bei DAZN. "Dann habe ich nur noch daran gedacht abzuschließen. Am Ende war ich natürlich sehr glücklich, dass ich noch den Pfosten getroffen habe und dass der Ball reingegangen ist."
Sane: "Haben ein bisschen Party gemacht"
Dass der 22-Jährige mittlerweile ein neues Level erreicht hat, ist offensichtlich. Aus früheren Fehlern hat Sane gelernt, wie er seine Qualitäten gewinnbringend einzusetzen hat - auch zunehmend in der Defensive. Auch wenn dort immer noch Luft nach oben ist, wie sein misslungener Versuch zeigte, Liverpools Außenverteidiger Trent Alexander-Arnold an der Hereingabe vor dem zwischenzeitlichen 1:1 zu hindern. Diese Scharte wetzte er mit dem Siegtor eindrucksvoll aus.
Nach dem Erfolg genoss er in der Kabine mit seinen Kollegen noch kurz den Moment: "Wir haben ein bisschen Party gemacht und uns riesig gefreut."
Der Rückenwind soll nun für den weiteren Saisonverlauf mitgenommen werden. Nicht zuletzt dank Sane ist City zuzutrauen, Spitzenreiter Liverpool bis zum Schluss ein offenes Rennen um den Meistertitel zu liefern.