Edoardo Mortara hatte es schon vorher gewusst. Der Audi-Pilot war nach dem neunten DTM-Saisonrennen in Zandvoort frustriert. Wütend. Der Italiener ist zwar niemand, der dann laut wird.
GPS-Panne: Audi fühlt sich "beraubt"
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Aber es war ihm deutlich anzusehen, wie sprachlos er letztendlich war. Denn ihm sind im Kampf um den Titel wichtige Punkte abhanden gekommen. "Beraubt" worden sei er durch einen technischen Fehler, macht Mortara seinem Ärger via Twitter Luft.
Was war passiert? Nach einem Abflug von Augusto Farfus in der neunten Runde wurde im Bereich der Kurven zwei und drei eine sogenannte Slow Zone eröffnet. Diese Slow Zones wurden in der DTM 2015 eingeführt, um nicht bei jedem Unfall auf das Safety Car zurückgreifen zu müssen.
Rechnerisch acht Punkte futsch
Farfus war weit genug von der Strecke im Kiesbett gelandet, zudem lagen keine Teile auf der Strecke.
Nun soll Mortara am Ende der Slow Zone zu früh beschleunigt haben, gemessen wurde er mit 88 km/h. Das Urteil ist in solchen Fällen, auch wegen der sensiblen Thematik der Sicherheit, klar definiert und unmissverständlich: Mortara bekam eine Durchfahrtsstrafe aufgebrummt.
Für ihn war das besonders bitter: Er lag zu diesem Zeitpunkt auf dem sechsten Platz. Am Ende wurde er 17. und ging somit komplett leer aus anstatt acht Zähler für den Titelkampf mitzunehmen.
Video deutet auf Fehlentscheidung hin
Aktuell ist er mit 73 Punkten Dritter, allerdings 20 Zähler hinter dem Führenden Marco Wittmann.
"Ich habe nichts falsch gemacht, das wusste ich sofort", sagte Mortara: „Das sieht man auch anhand der Onboard-Aufnahmen aus meinem Auto und in unserer Datenaufzeichnung. Das kann eine riesige Auswirkung auf die Meisterschaft haben." Das besagtes Onboard-Video teilte er via Instagram.
"Das ist ausgesprochen bitter, Edo hat dadurch mindestens acht Punkte verloren, die am Saisonende die Meisterschaft entscheiden können", sagte Audis DTM-Leiter Dieter Gass.
Und führte aus: "Das Audi Sport Team Abt Sportsline hat dadurch auch die Führung in der Teamwertung verloren und wir Punkte in der Herstellerwertung, denn statt als Sechster ist Edo auf Platz 17 ins Ziel gekommen. Da ist ein Fehler passiert, den man nur schwer akzeptieren kann."
DMSB prüft Abweichungen
In der Tat räumte die Rennleitung nach einer eingehenden Überprüfung eine technische Unstimmigkeit mit dem GPS-System ein.
"Wie die Auswertung der Daten von #48 Edoardo Mortara und #51 Nico Müller ergeben hat, gibt es möglicherweise Abweichungen zwischen den Fahrzeugdaten des Audi Teams Abt Sportsline und den Messdaten des GPS-Systems, das dem DMSB von einem Dienstleister zur Verfügung gestellt wird. Die finale Auswertung der Daten wird voraussichtlich einige Tage in Anspruch nehmen", teilte der DMSB mit.
Für das Rennen am Sonntag gibt es allerdings bereits Konsequenzen. "Wenn das System uns eine Geschwindigkeitsübertretung meldet, ist eine sofortige Bestrafung unumgänglich. Daher wird die Rennleitung bis zur vollständigen Aufklärung des Vorfalls auf die Nutzung der GPS-Daten zur Überwachung von Slowzones verzichten", sagte DMSB-Sprecher Michael Kramp.
Protest nicht mehr möglich
Kramp ergänzte: "Wenn im Rennen am Sonntag eine Slowzone notwendig werden sollte, werden eventuelle Geschwindigkeitsübertretungen erst nach dem Rennen analysiert und geahndet."
Bitter für Mortara: Die Feststellung, dass ein Fehler vorlag, bringt ihm nichts mehr.
Denn eine Durchfahrtsstrafe ist vereinfacht gesagt vergleichbar mit einer Tatsachenentscheidung im Fußball, an ihr gibt es nichts mehr zu rütteln, es ist auch kein Protest möglich.