Kimi Räikkönen kann einfach nicht aus seiner Haut. Da rast der 35-Jährige in Bahrain zum ersten Mal seit dem 6. Oktober 2013 wieder aufs Podium, doch Emotionen bleiben für ihn ein Fremdwort.
Drohkulisse lässt Iceman auferstehen
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Während Sebastian Vettel seinen ersten Podiumsplatz für Ferrari in Australien im Boxenfunk lautstark bejohlte, entfuhr Räikkönen lediglich ein trockenes "Thank you, guys".
Auch auf dem Podium im nächtlichen Sakhir schien der Iceman wenig gerührt. "Natürlich bist du nicht zufrieden, wenn du nur Zweiter wirst", bügelte er die Frage von Formel-1-Legende Jackie Steward ab, der dem Finnen zumindest einen Funken Euphorie entlocken wollte (Datencenter: Rennergebnis).
Perfekte Bewerbung
Dabei hatte er gerade sein bestes Rennen seit mehr als eineinhalb Jahren abgeliefert. Präzise wie ein Uhrwerk spulte er die 57 Runden ab, setzte die Taktik seines Teams perfekt um und nutzte kurz vor Schluss die Bremsprobleme bei Nico Rosberg, um den Mercedes-Piloten noch zu verdrängen.
Sein zweiter Platz nach 22 Rennen ohne Podium seit seinem Ferrari-Comeback war aber nicht nur eine Erlösung für Räikkönen. Es war die Antwort auf die Frage nach seiner Zukunft im italienischen Traditionsteam, die er genau zum richtigen Zeitpunkt gab.
Denn nur einen Tag vor dem Wüstenrennen hatte Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene den Finnen, dessen Kontrakt zum Saisonende ausläuft, gehörig unter Druck gesetzt.
"Es hängt von seinen Leistungen ab"
"Wir sind mit ihm zufrieden, doch er weiß, dass er sich die Vertragsverlängerung verdienen muss. Kimi hat das Thema Vertrag angesprochen, ich habe ihm geantwortet, dass alles von seinen Leistungen abhängt", sagte der charismatische Manager bei Sky.
Und die hatten die Entscheidungsträger bei der Scuderia offensichtlich noch nicht überzeugt. Während der deutsche Teamkollege mit seinem Sieg in Malaysia eine lange nicht gekannte Euphorie um Ferrari auslöste, konnte Räikkönen nur selten glänzen.
Er verlor sämtliche Qualifying-Duelle mit Vettel und wurde auch in den ersten drei Rennen vom Heppenheimer in den Schatten gestellt.
Arrivabene denkt über Hamilton nach
Obendrein brachte Arrivabene öffentlich einen möglichen Nachfolger des Weltmeisters von 2007 ins Gespräch: den aktuellen Champion Lewis Hamilton.
Dessen Vertrag bei Mercedes läuft ebenfalls zum Saisonende aus. Bislang lässt der Weltmeister sein Team zappeln. Erhofft er sich ein Cockpit bei Ferrari?
Glaubt man dem Teamchef der Italiener, wäre dieser Gedanke nicht abwegig. "Lewis ist Weltmeister. Jeder Champion träumt davon, einmal bei Ferrari zu fahren", sagte der ehemalige-Marlboro-Manager Arrivabene.
Gute Stimmung motiviert Räikkönen
Räikkönen aber ist nicht gewillt, seinen Platz zu räumen. Nicht für Hamilton und nicht für irgendeinen anderen Fahrer.
Dass es ihm bei Ferrari gefällt, machte er nicht auf der Strecke deutlich. Auch nach dem Rennen strich er die gute Stimmung im Team heraus. "Jeder arbeitet zusammen und in die gleiche Richtung. Ich bin sicher, dass wir noch stärker werden. Wir werden es als Team schaffen, um Rennsiege zu kämpfen", sagte der "Iceman".
Der zweite Platz in Bahrain soll erst der Anfang sein.