Die Kollision zwischen Max Verstappen und Daniel Ricciardo beim Baku-GP hat Spuren hinterlassen: Nach vier Rennen stehen bei Red Bull gerade einmal 55 Punkte auf dem Konto und damit nicht einmal halb so viele wie bei Ferrari.
Zerbricht Red Bull an den Crashpiloten?
© SPORT1-Grafik: Marc Tirl/Getty Images/iStock
Kein Wunder, dass die Alarmglocken schrillen. Doch welche Konsequenzen wird der Rennstall aus dem Super-GAU ziehen, wie geht es mit den Crashpiloten weiter und ist sogar ein Ausstieg aus der Formel 1 denkbar?
Welche Konsequenzen zieht Red Bull?
Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko hatte kurz nach dem Crash gedroht: "Wir haben vorher alles durchgesprochen, aber offenbar muss man andere Maßnahmen ergreifen" - wie diese Maßnahmen aussehen, ließ er offen.
Sicher ist nur, dass Teamchef Christian Horner die Fahrer zum Rapport bestellte und sie zu einem Extra-Flug nach Milton Keynes verdonnerte. In der Red-Bull-Fabrik müssen sich Verstappen und Ricciardo vor 900 Mitarbeitern entschuldigen.
Was Verstappen dort sagen will, verriet er bei Servus TV: "Dass so etwas nicht mehr passieren soll. Mit deinem Teamkollegen zusammenzustoßen. Ein Crash kann immer sein, aber natürlich nicht mit dem Teamkollegen."
Eine Stallorder bei ähnlichen Fällen in der Zukunft will Red Bull allerdings nicht aussprechen. "Das passt nicht zur Philosophie von Red Bull", hatte Marko gesagt.
Ist das Verhältnis von Verstappen und Ricciardo zerstört?
Bisher waren Verstappen und Ricciardo trotz harter Bandagen im Rennen als gute Teamkollegen bekannt. Nach dem Knall in Baku rechnen einige bereits mit einer Rivalität, wie sie bei Nico Rosberg und Lewis Hamilton zu Silberpfeil-Zeiten herrschte.
Für Verstappen völliger Unsinn: "Nein, nein! Wir haben nach dem Unfall viel miteinander gesprochen. Wir beide waren sehr enttäuscht. Aber ich glaube, das wird an unserem Verhältnis gar nichts ändern."
Man muss ihm glauben: Beide Fahrer verzichteten nach dem Crash auf Schuldzuweisungen und der stets gut gelaunte Ricciardo hat auf Nebenkriegsschauplätze sicher wenig Lust. Für Verstappen gehören Kollisionen sowieso zum Motorsport wie Benzingeruch.
Hat das Fahrer-Duo eine Zukunft bei Red Bull?
Red Bull hat bewiesen, dass es seine Fahrer vor die Tür setzt, wenn sie nicht gut genug sind oder aus den Fehlern nichts lernen: Vettel-Ersatz Daniil Kvyat wurde erst ins Tochterteam Toro Rosso strafversetzt und schließlich sogar gefeuert.
Selbiges droht Ricciardo und Verstappen aktuell aber nicht: Bei Red Bull ist man davon überzeugt, dass man mit ihnen die beste Fahrerpaarung in der Formel 1 hat - zumal kein gleichwertiger Ersatz auf dem Markt ist.
Möglich ist jedoch, dass einer der Fahrer über einen Wechsel nachdenkt. Der Vertrag von Verstappen läuft jedoch noch bis 2020 und weder Mercedes noch Ferrari werden das Bedürfnis verspüren, ihren Alphatieren Hamilton und Vettel einen Verstappen an die Seite zu stellen.
Bleibt Ricciardo, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, und der mit Ferrari in Verbindung gebracht wird. Kimi Räikönen fährt bisher eine starke Saison, ist mit 38 Jahren aber kein Mann der Zukunft. Ricciardos Wechsel zu Ex-Teamkollege Vettel ist denkbar.
Denkt Red Bull über einen Ausstieg nach?
Sollte Red Bull langfristig keine Erfolge einfahren, ist Boss Dietrich Mateschitz ein F1-Ausstieg zuzutrauen. "Wenn wir motorisch nicht konkurrenzfähig sind, gehen wir raus. Wir fahren sicher nicht die nächsten fünf Jahre um Platz fünf mit", hatte der Österreicher 2016 einmal gesagt.
Der Rückstand ist seit damals geschrumpft, doch der Renault-Motor hat immer noch ein Leistungsdefizit. Dagegen soll bald Abhilfe geschaffen werden: In Baku trafen sich erstmals Honda-Verantwortliche und Marko zu Gesprächen über eine Kooperation ab 2019.
Ein Ausstieg ist daher aktuell kein Thema. Für einen WM-Dreikampf hat Red Bull in dieser Saison dennoch wohl bereits zu oft gepatzt. Der eine oder andere Rennsieg ist dem Team aber zuzutrauen - vorausgesetzt Verstappen und Ricciardo kommen sich nicht mehr ins Gehege.
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