Auf seiner Haut trägt Dennis Schröder, was ihm wichtig ist.

„Blood is thicker than water“, also „Blut ist dicker als Wasser“, steht auf dem Arm. An seinen Beinen hat sich der Kapitän der deutschen Basketballer Porträts von Mutter Fatou, Ehefrau Ellen und den Kindern eintätowieren lassen, auf dem breiten Rücken ist Braunschweig verewigt, die Heimatstadt.

„Familie ist alles für mich, Basketball ist zweitrangig“, sagt Schröder. Natürlich sei der Sport sein Beruf, „aber Familie ist das, wofür ich lebe“. Und deshalb wird der 29-Jährige auch bei der heute Nachmittag gegen Co-Gastgeber Japan beginnenden WM nicht allein sein, alle nahmen die lange Reise nach Okinawa auf sich.

„Drei Kinder, 18 Stunden Flug. Das ist das Commitment“, erzählt Schröder und ist dankbar, dass seine Ellen mit Dennis Malick jr., Imalia Aaliyah und Amari dieses Opfer bringt. „Die sind alles für mich. Die supporten, egal wo ich bin. Deswegen sage ich immer: Familie, Familie, Familie.“

Es ist enorm wichtig für das Nationalteam, dass sich Schröder wohlfühlt. Denn der Point Guard ist inzwischen der Leader, der er schon immer sein wollte - und nicht immer war.

Dennis Schröder ist trotz Kleber-Trubel unumstritten

2019 in China, bei der letzten Basketball-WM, ging Schröder mit seinem Team unter. Wenig passte, am Ende stand Platz 18, doch seitdem ist viel passiert. Mit Schröder und um Schröder herum.

Der 2021 auf Henrik Rödl gefolgte Bundestrainer Gordon Herbert beförderte den NBA-Profi zum Kapitän, und der führte seine Mannschaft im Vorjahr vor Heimpublikum zu EM-Bronze. Der im Sommer von den L.A. Lakers zu den Toronto Raptors gewechselte Schröder wird geachtet, das Team folgt ihm, auf dem Feld ist der Regisseur über jeden Zweifel erhaben.

Abseits des Courts ist das schon mal anders, ein Problem in der Vorbereitung. In einem Podcast äußerte Schröder kritische Anmerkungen zur Nominierungspolitik Herberts und im Zuge dessen persönliche Attacken auf NBA-Kollege Maxi Kleber (“Du hast kein Game“). Es endete damit, dass dass der Würzburger von den Dallas Mavericks seinen WM-Rückzug erklärte.

„Ich bin immer ein sehr direkter Typ“

„Ich bin immer ein sehr direkter Typ“, sagt Schröder. Das stimmt, und das wissen die Kollegen auch zu schätzen. Doch manchmal führt das eben zu Schwierigkeiten - wie im Fall Kleber. Die dadurch verursachte Unruhe löste bei Experten Sorgen um die Teamchemie bei der WM aus - die dennoch eine Nebenrolle spielen angesichts der starken Kaderbesetzung, die für das Turnier große Erwartungen weckt,

Schröder selbst redet nicht mehr über das Thema Kleber, lässt lieber Taten sprechen. Und die Form stimmt. Achillessehnenprobleme, wegen derer er sich in München mit Spritzen von Star-Doc Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt therapieren ließ, sind ausgestanden.

In den Tests zeigte Schröder seine Explosivität, punktete stark und wich mit seinem ausgeprägten Selbstbewusstsein vor keinem Gegner zurück.

• Emotionale Sportmomente und großes Entertainment live und on-demand auf dem Big Screen erleben – mit „sport1TV“, der neuen kostenlosen vernetzten TV-App von SPORT1

Duo Schröder / Wagner als Schlüssel?

„Das ist eine starke Gruppe“, sagt die deutsche Schlüsselfigur mit Blick auf die Vorrundengegner Japan, Finnland und Australien. Doch der Spielmacher will auftrumpfen wie im Vorjahr, als er in die Top Five der EuroBasket gewählt wurde und mit einem Schnitt von 22,1 Punkten fünftbester Scorer war.

„Wir versuchen natürlich, mit großer Brust rauszukommen“, gibt Schröder, der laut Herbert den Gegnern zusammen mit Franz Wagner als „zweiköpfiges Monster“ mächtig das Leben schwer macht, die Richtung vor.

Schröder weiß, worauf es beim Turnier ankommt, seine Formel ist simpel. „Wer die Bälle reinwirft, wird am Ende des Tages das Turnier gewinnen.“