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Darts-WM: Sein Debüt ist die womöglich bewegendste Geschichte des Turniers

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Darts-WM: Sein Debüt ist die womöglich bewegendste Geschichte des Turniers

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Ally Pally mit 44 Jahren Anlauf

Im Alter von 56 Jahren gibt Simon Adams sein Debüt bei der Darts-WM. Der Südafrikaner sieht seine Qualifikation als Belohnung für 44 Jahre langes Warten und harte Arbeit.
Simon Adams hat sich einen Lebenstraum erfüllt. Er ist sehr emotional, wenn er darüber spricht, dass er 44 Jahre auf seine WM-Teilnahme wartete.
Bjarne Lassen
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Stefan Junold
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Der Sound von Shakira klingt dieses Jahr nicht durch den Ally Pally. Devon Petersen, der zum Song „Waka Waka“ der berühmten Sängerin einläuft, hat die Qualifikation für die PDC-WM erstmals nach sechs Jahren nicht geschafft.

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Die Farben des afrikanischen Kontinents repräsentiert bei der Darts-Weltmeisterschaft 2024 statt des „African Warrior“ ein Landsmann: Simon Adams feiert seine Premiere beim größte Pfeile-Spektakel der Welt.

Der 56-Jährige ist nicht nur irgendein Debütant. „The Saint“ (Der Heilige), wie der gläubige Adams sich beim Darts-Spielen nennt, weist eine außergewöhnliche Lebensgeschichte auf.

Darts prägt Adams‘ Leben schon früh

Aufgewachsen ist Adams in einem Township im südafrikanischen East London, erlebte bis ins junge Erwachsenenalter dabei noch die Apartheid, das rassistische Staatssystem, das die Diskriminierung Schwarzer gesetzlich festgeschrieben hatte. Sein Vater war Darts-Spieler, gab ihm zum ersten Mal im Alter von elf Jahren Pfeile in die Hand. Er durfte gleich bei den Erwachsenen mitspielen und schlug diese reihenweise.

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„Ich war das Kind, das niemals aus dem Raum geschickt wurde“, beschreibt sich Adams selbst im Interview mit SPORT1.

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Von da an sollte Darts sein Leben prägen. Der Rechtshänder trainierte hart und spielte in seinem Heimatland in Ligen und bei Turnieren mit, was jedoch kein leichtes Unterfangen darstellte.

Debüt im Ally Pally: „Es ist ein Geschenk“

„Ich habe immer auf Wettbewerbslevel gespielt, aber das hat viel Geld und Aufwand gekostet. Jetzt bekomme ich eine Art Belohnung, nachdem ich 44 Jahre lang darauf gewartet habe“, erzählt Adams, wie lange er schon davon träumt, einmal im Alexandra Palace ans Oche zu treten.

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„Es gibt viele bessere Dartspieler in Südafrika als mich, aber ich bin dankbar, dass mich mein Weg hierhergeführt hat“, betont der Vater von zwei Söhnen aufrichtig: „Es ist ein wundervolles Gefühl. Es ist ein Geschenk, und ich werde es auch so behandeln.“

Simon Adams sagt: "Ich bin 56 Jahre alt, aber wenn ich lächle, schaue ich aus wie 46"
Simon Adams sagt: "Ich bin 56 Jahre alt, aber wenn ich lächle, schaue ich aus wie 46"

Den Sprung nach London geschafft hat er beim afrikanischen Qualifikationsturnier. Dort setzte er sich gegen mehrere höher gerankte Akteure durch, ehe er im Finale den ebenfalls favorisierten Stefan Vermaak mit 8:0 abfertigte und damit sein Ticket für den Ally Pally löste.

WM-Quali rührt Adams zu Tränen

Als Adams über den Verlauf des Turniers und den entscheidenden Moment spricht, kommen ihm die Tränen.

„Ich bin nicht hier, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Ich bin hier, um es zu erleben und um meine Landsleute zu animieren, es ebenfalls hierher zu schaffen“, nimmt sich Adams für seinen Auftritt auf der größten Darts-Bühne des Planeten, auf der es für ihn in der 1. Runde am Sonntag gegen Ricky Evans (ab 13 Uhr LIVE im TV auf SPORT1) geht, vor.

Die angesprochenen Landsleute unterstützt der Südafrikaner, der mit seiner Ehefrau inzwischen in Gqeberha (früher Port Elizabeth) lebt, tatkräftig. Früher als Fußballtrainer von Jugendmannschaften, jetzt fördert er seit Jahren den Darts-Nachwuchs seines Landes.

Petersen bringt Darts in Afrika weiter

Die nötige Finanzierung zieht dafür Petersen an Land, der die Organisation ADG (African Darts Group) zu eben jenem Ziel gegründet hat, den Pfeilesport nicht nur in Südafrika, sondern auf dem ganzen Kontinent voranzubringen.

Doch auch dabei werden Adams Steine in den Weg gelegt. Der Zugang zur fortgeschrittenen Jugend wurde von den Verantwortlichen der Darts-Strukturen in Afrika verweigert. „Das ist eine böse und schreckliche Situation, die hoffentlich bald vorbei ist“, wählt Adams bei SPORT1 drastische Worte.

So versucht er es über Schulen, wo es in Südafrika kaum Sportangebote gibt, Kinder und Jugendliche zum Dartsport zu bringen. „Wenn wir vorbeikommen, dann herrscht eine große Freude. Wir sind wie die gottgesandten Heiligen“, erklärt Adams.

Die Arbeit von Petersens Organisation ist dabei auch an die armutsgeplagte Bevölkerung gerichtet. „Wir werden nicht alle in den Townships retten, aber wo wir es mit drei Pfeilen in den Händen schaffen, tun wir es.“

„Wir verändern das Leben von jungen Menschen“, sagt der WM-Debütant mit einem Leuchten in den Augen: „Für manche von ihnen ist Darts das einzige, was sie haben und worauf sie sich verlassen können.“

Manager bei Coca Cola

Adams selbst, der mehreren Jobs nachgeht, darunter einem im Management von Coca Cola, konnte sich auf Petersen verlassen. „Wir brauchen Spieler wie Devon Petersen, die uns zeigen, dass es möglich ist, den Sprung nach England zu schaffen. Mein Weg wurde von Pionieren wie ihm vorgegeben.“

Sein Weg führte ihn nun in den Alexandra Palace. Der Traum von der Teilnahme an der PDC-WM war für Adams nie wirklich greifbar. „Es war eine Realität fernab von unserer Welt. Wir waren sehr eingeschränkt in den Townships durch das Apartheid-System. Ich möchte nicht rechtfertigend klingen, aber das gehört zu unserer Vergangenheit“, konstatiert der Darts-Halbprofi.

Warum es ausgerechnet jetzt geklappt hat? „Gott verrät dir seinen Plan nicht. Du musst bereit sein, wenn es passiert.“