Mitten im Münchner Meistertrubel auf Wolfsburger Eis hockte Michael Wolf auf einem leeren Bierkasten, mit dem Handy am Ohr, und versuchte, seine Freude mit der Familie daheim zu teilen.
Krönung für den Wolf im Bullenpelz
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"Es ist eine Riesenlast, die von einem abfällt", gab der Rekordtorschütze der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu, während um ihn herum die Red Bulls den ersten Titelgewinn der Klubgeschichte mit dem Inhalt des Kastens feuchtfröhlich feierten.
"Ich bin einfach nur froh, dass ich das Ding gewonnen habe", sagte der Ex-Nationalspieler nach dem 5:3-Triumph im vierten Playoff-Finale gegen die Grizzlys. 35 Jahre alt musste er werden, bis er endlich den Silberpokal in der Hand halten durfte.
Auszeichnung für Wolf
Als Zuschlag gab es aus den Händen von Franz Reindl die Auszeichnung als bester Spieler des Finales.
"So ein Spieler mit so einer Karriere - und dann so ein Abschluss", meinte der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), "das ist gewaltig." Er sei "total happy" gewesen, ausgerechnet den langjährigen Nationalmannschaftskapitän ehren zu dürfen: "Er ist immer ein bisschen unterschätzt worden. Aber er hat immer eine Führungsrolle übernommen. Er macht jede Mannschaft besser."
Im letzten Finale war Wolf auch noch sein erstes Endspieltor gelungen, das 278. seiner Laufbahn in der DEL. Dass er erst vor zwei Jahren die "kleinen" Iserlohner verließ, um zu einem Titelkandidaten zu wechseln, bereut er nicht: "Besser spät als nie. Ich habe überhaupt keinen Grund zu sagen: Warum, hätte, wenn und aber."
Wechsel zu Red bull zahlt sich aus
Selbst die Wolfsburger dürften dem Routinier mit etwas Abstand die Krönung seiner Karriere gönnen. "Solche Spieler findet man nicht so oft", sagte Bundestrainer Marco Sturm unlängst. Erst mit 24 schaffte es der Außenstürmer mit dem außergewöhnlichen Torinstinkt in die höchste Spielklasse.
Nach neun Jahren und nur drei Playoff-Teilnahmen verließ er 2014 sein lieb gewonnenes Iserlohn, um seiner Familie in Füssen näher zu sein und doch noch einmal die Chance auf einen Titel wahrzunehmen.
Dass München mit den Brause-Millionen des österreichischen Milliardärs Dietrich Mateschitz die richtige Wahl war, bewies der Vorrundenerste eindrucksvoll in den Playoffs. Nur insgesamt zwei Niederlagen im Viertel- und Halbfinale gegen Straubing und Köln, dann der beeindruckende "Sweep" im Finale - mit Meistermacher Don Jackson an der Bande, der schon mit den Eisbären Berlin fünf Titel gewonnen hatte.
Für Jackson ist Wolf "der perfekte Kapitän" - und nun auch der vollendete.