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Eishockey-WM 2023: Schweiz-Star Andres Ambühl - Der „Benjamin Button“ des Eishockey

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Eishockey-WM 2023: Schweiz-Star Andres Ambühl - Der „Benjamin Button“ des Eishockey

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Das Schweizer Eishockey-Phänomen

Bei seiner 18. WM-Teilnahme glänzt der 39 Jahre alte Andres Ambühl einmal mehr für die Schweiz. Obwohl der Rekordjäger nie in der NHL spielte, gilt er als Star und wird von Fans und Teamkollegen gleichermaßen geschätzt.
Andres Ambuhl gehört zu den heimlichen Stars der Eishockey-WM
Andres Ambuhl gehört zu den heimlichen Stars der Eishockey-WM
© IMAGO/Just Pictures
fkunkel
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Andres Ambühl gilt als Phänomen. Trotz seiner fast 40 Jahre scheint der älteste Spieler der Eishockey-WM 2023 immer jünger zu werden.

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Das Turnier in Finnland und Lettland markiert bereits Ambühls 18. Weltmeisterschaft. Seit seiner ersten Teilnahme im Jahr 2004 ist der 39-Jährige in der Schweizer Nationalmannschaft zu einem Symbol für Konstanz und Teamgeist geworden.

Mit unermüdlichem Einsatz, scheinbar unzerstörbar und mit der Spielfreude eines jungen Spielers stellt sich der schweizerische Rekordnationalspieler in den Dienst seines Teams. Auch im bevorstehenden Viertelfinal-Nachbarschaftsduell mit Deutschland werden Ambühls Qualitäten gefragt sein.

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In den zurückliegenden WM-Partien hat der gebürtige Davoser eindrucksvoll bewiesen, dass er sich in Topform befindet. Gegen Eishockey-Großmacht Kanada erzielte Ambühl am Samstag das entscheidende 3:2. Einen Tag später startete er gegen Tschechien mit zwei Toren im zweiten Drittel eine bemerkenswerte Aufholjagd für die Schweiz.

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Eishockey-WM: Ambühl wird zum Rekordscorer der Schweiz

Damit avancierte Ambühl zum alleinigen Rekordscorer der Schweizer Länderspiel-Geschichte. Selbst bei der bisher einzigen Niederlage der Schweiz in diesem WM-Turnier im abschließenden Gruppenspiel gegen Lettland steuerte er den zwischenzeitlichen Führungstreffer bei.

Nun steht Ambühl, der sein Geld in der Heimat beim HC Davos verdient, bei 145 Scorerpunkten (54 Tore, 91 Assists) für das Schweizer Nationalteam, das von der heimischen Presse nach der Vorrunde schon als „Weißes Ballett“ gefeiert wird.

„Ambühl hat ein gutes Timing. Immer wenn die Hütte voll ist, macht er Rekorde“, lobte „Nati“-Trainer Patrick Fischer die grandiose Leistung seines ältesten Schützlings. Der Coach nahm es beim Alter Ambühls nicht so genau: „Er ist 40 und fährt herum wie ein 20-Jähriger. Ich frage mich immer wieder, wie er das macht.“

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Es sei nicht so, dass Ambühl einfach ein bisschen mitspiele. „Er drückt den Spielen seinen Stempel auf“, fuhr Fischer fort.

Schweizer Altstar ist WM-Rekordspieler

Schon bei der WM im vergangenen Jahr hatte sich Ambühl in die Eishockey-Geschichtsbücher eingetragen, als er zum Spieler mit den meisten WM-Einsätzen aufstieg. Das Match am Donnerstag gegen das DEB-Team wird bereits sein 131. Einsatz bei einer WM sein.

Die deutsche Auswahl sollte gewarnt sein: Eigentlich war Ambühl in seiner Karriere nie ein Torjäger der Spitzenklasse, doch bei der aktuellen WM steht er schon bei vier Toren und einem Assist.

Es sind auch nicht die Schweizer NHL-Stars Kevin Fiala oder Nico Hischier, die von den zahlreichen mitgereisten Schweizer Zuschauern mit Sprechchören gefeiert wurden, sondern Ambühl.

Nach dem 4:2-Sieg gegen Tschechien stimmten sogar die gegnerischen Fans mit ein. „Das ist schon speziell“, zeigte sich Ambühl im Anschluss gerührt. „Es ist cool, dass so viele Leute uns unterstützen, und wenn sie dann deinen Namen rufen, berührt das schon.“ Das bedeute ihm mehr als die Rekorde.

Trotz Lobeshymnen: Ambühl bleibt bescheiden

Doch Ambühl beeindruckt bei dieser WM nicht nur die Zuschauer, sondern auch die eigenen Teamkollegen.

„Unglaublich. 40 Jahre, und immer noch einer der besten Spieler schweizweit und international. Er gibt in jedem Match 120 Prozent und ist ein verdammter Leader“, schwärmte Enzo Corvi, der Ambühl ebenfalls noch ein Jahr älter machte, als er eigentlich ist.

Andres Ambühl spielte nie in der NHL und ist dennoch einer der großen Stars im Schweizer Team
Andres Ambühl spielte nie in der NHL und ist dennoch einer der großen Stars im Schweizer Team

Ambühl, der als Sohn eines Bauern aufgewachsen ist, hat dennoch seine Bodenständigkeit bewahrt. Ihm ist der Rummel um seine Person eher unangenehm.

„Es ist mir schon bewusst, dass das nicht alltäglich ist. Im Moment ist mir aber wichtiger, dass wir gut spielen und Matches gewinnen“, lenkte er den Fokus auf das Team.

In der NHL ohne Einsatz

Früher hat Ambühl eigenen Angaben zufolge anders getickt. Als Junior sei er „extrem jähzornig“ gewesen. Heute ist er nachsichtiger und ausgeglichener, vielleicht auch aufgrund seiner langjährigen Erfahrung, die er im In- und Ausland gesammelt hat.

Mit Zürich und Davos gewann Ambühl insgesamt sechs Meistertitel in der Schweiz. Neben der WM hat er mit der „Nati“ zwischen 2006 und 2022 an allen Olympischen Winterspielen teilgenommen.

In der NHL, der besten Liga der Welt, kam Ambühl jedoch nie zum Einsatz. Obwohl er 2009 den Sprung in die Staaten wagte und von den New York Rangers verpflichtet wurde, spielte er dann für das Farmteam der Rangers, das Hartford Wolf Pack, in der AHL.

Ein internationaler Titel fehlt

In der Schweiz hat sich Ambühl jedoch sowohl im Verein als auch im Nationalteam als unverzichtbar erwiesen. Ein internationaler Titel fehlt dem Vizeweltmeister von 2013 aber noch in seiner Sammlung. Er erlebte viele Turniere, in denen sich die Schweiz nur mit großer Mühe ins Viertelfinale kämpfte und dort oftmals ausschied.

Dass Ambühl der Verjüngung des Nationalteams im letzten Jahr nicht zum Opfer fiel, liegt an seiner Konstanz, Variabilität und Einstellung, die es ihm ermöglichen, auch im fortgeschrittenen Sportleralter auf Topniveau zu spielen.

Ob die WM 2023 sein letztes großes Turnier ist? Bereits im Vorjahr wurde deutlich, dass der Routinier nicht unterschätzt werden sollte.

In einem immer jüngeren und schnelleren Sport verblüfft er regelmäßig aufs Neue. Der internationale Eishockeyverband IIHF bezeichnete Ambühl auf seiner Webseite deshalb bereits als „Benjamin Button“ des Eishockey.

Mit weiteren beeindruckenden Leistungen des Davoser Captains können die Schweizer in diesem Jahr vielleicht sogar von mehr träumen. Dazu müssen die Eidgenossen jedoch zunächst die deutsche Mannschaft aus dem Weg räumen - das wird alles andere als einfach.