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Kay Bernstein: Vom Capo zum Klubboss

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Kay Bernstein: Vom Capo zum Klubboss

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Bernstein: Vom Capo zum Klubboss

Hertha BSC trauert um den verstorbenen Präsidenten Kay Bernstein. Sein Weg vom Vorsänger in der Kurve bis zum Klub-Präsidenten ist einzigartig, sein Vermächtnis schwer greifbar.
Nach dem überraschenden Tod von Hertha-Präsident Kay Bernstein befindet sich der Verein in einer Schockstarre.
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Kay Bernstein, Präsident von Hertha BSC, ist unerwartet im Alter von nur 43 Jahren gestorben. Sein Tod erschüttert nicht nur den Verein, sondern ganz Fußball-Deutschland.

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Bernstein, der einst als Capo (Vorsänger) der Ultra-Gruppe Harlekins selber in der Hertha-Kurve stand, hatte einen beispiellosen und unkonventionellen Weg an die Spitze des Hauptstadtklubs zurückgelegt.

Kay Bernstein: Von schulischen Problemen bis zur eigenen Firma

Geboren 1980 in Marienberg in der DDR, wuchs Bernstein in Dresden auf, bevor seine Familie 1988 nach Berlin-Marzahn zog. Trotz schulischer Schwierigkeiten – er blieb in der achten Klasse zweimal sitzen – gelang Bernstein der Realschulabschluss.

Danach machte er eine Ausbildung zum Elektroinstallateur und wurde später Industriemechaniker. Bernsteins Karriere nahm jedoch eine große Wende, als er 2004 ein Volontariat beim Radio begann und 2010 seine eigene Event- und Kommunikationsagentur “Team Bernstein” gründete.

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Seine Liebe zu Hertha BSC entdeckte Bernstein Anfang der Neunziger Jahre. 1998 war er Mitbegründer der Ultragruppe Harlekins und wurde zu deren Vorsänger. Bernstein verpasste laut eigenen Angaben kaum ein Hertha-Spiel und wurde zu einer prägenden Figur in der Fanszene des Klubs.

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Hertha: Erst Windhorst, dann der Ultra-Präsident

Im Mai 2022 startete Bernstein die Initiative “WirHerthaner”, am 26. Juni 2022 wurde er - für viele Außenstehende völlig überraschend - zum Präsidenten von Hertha BSC gewählt. Den favorisierten Kandidaten Frank Steffel, einen bekannten CDU-Politiker, verwies Bernstein auf Platz zwei.

Seine Wahl war ein Novum in der Geschichte des deutschen Profifußballs: Ein ehemaliger Ultra, der zum Präsidenten eines Profiklubs aufstieg.

Bernstein übernahm das Amt in einer schwierigen Zeit für die Herthaner. Der “Big City Club” aus der Hauptstadt war längst zum Gespött der Nation geworden, kämpfte mit wirtschaftlichen Problemen und sportlichen Misserfolgen. Investor Lars Windhorst stieg nur wenige Monate nach Bernsteins Amtsantritt aus. Ein Jahr später folgte der bittere Abstieg in die 2. Bundesliga.

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Fabian Reese: “Kay, du hast den Weg geebnet...”

Doch ausgerechnet im Unterhaus des deutschen Fußballs ist Hertha unter der Regie von Bernstein der Schulterschluss mit dem eigenen Anhang wieder gelungen. Im Oktober strömten mehr als 66.000 Fans zu Herthas Heimspiel gegen St. Pauli ins Berliner Olympiastadion. Es war die größte Zweitliga-Kulisse seit acht Jahren.

Fast so viele Zuschauer kamen am 6. Dezember zum DFB-Pokalspiel gegen den HSV ins Olympiastadion. Dieses gewann Hertha fulminant im Elfmeterschießen - und hat Ende Januar im Viertelfinale gegen Kaiserslautern wieder Heimrecht - und dadurch beste Chancen, ins Halbfinale des Pokals einzuziehen.

“Kay, du hast den Weg geebnet, dass wir wieder zu einem Verein geworden sind, der die Massen elektrisiert. Dafür gebührt dir der Dank aller Hertha-Fans”, schrieb Herthas Publikumsliebling Fabian Reese auf Instagram.

Bernstein außerhalb Berlin: Pro-Pyro und 15.30-Anpfiff

Doch Bernstein beschränkte sich in seiner Rolle als Hertha-Präsident nicht nur auf Berlin. Der ehemalige Ultra war für seine kritische Haltung gegenüber dem modernen Fußballgeschäft deutschlandweit bekannt. Er setzte sich für eine Reduzierung der Abhängigkeit von TV-Geldern ein und sprach sich für eine Gehaltsobergrenze aus. Zudem forderte er eine Rückkehr zur traditionellen Anstoßzeit am Samstag um 15.30 Uhr und kämpfte gegen stets steigende Beraterhonorare im Fußball.

Auch vor der heiklen Debatte um Pyrotechnik machte der 43-Jährige keinen Halt. Er sprach sich für eine geregelte Zulassung der Pyrotechnik in deutschen Stadien aus. Dabei ging es Bernstein nicht um eine generelle Legalisierung, sondern um die Schaffung sicherer Rahmenbedingungen.

Bernsteins Vision für Hertha BSC war es, Berlins “Alte Dame” wieder zu alter Stärke zurückzuführen und den Verein tief in der Gemeinschaft zu verankern. In seiner letzten öffentlichen Botschaft an die Hertha-Fans schrieb Bernstein an Silvester auf X, ehemals Twitter: “Mein Wunsch für 2024: Lasst uns diese Gemeinschaft pflegen und stärken, um daraus Kraft zu gewinnen, die uns nicht nur träumen, sondern auch Ziele erreichen lässt.”