Knapp acht Monate ist es her, dass Fabian Reese zuletzt im Berliner Olympiastadion aufgelaufen ist. Nun steht der 27-Jährige gegen den Hamburger SV (Samstag ab 19.30 Uhr LIVE im TV und Stream auf SPORT1) vor der Rückkehr in die Heimspielstätte von Hertha BSC.
Für Hertha sagte er auch der BL ab
Wie er die Leidenszeit und das nahestehende Comeback sieht, verriet er im Exklusiv-Interview mit SPORT1: „Es war eine sehr große Reifeprüfung für mich. Aber dafür brenne ich und lebe den Fußball. Einfach alles dafür zu geben, dem Team und dem Verein zu helfen.“
Jetzt geht es ausgerechnet gegen den HSV, gegen den er die Herzen aller Berliner verzaubert hatte. Im Achtelfinale des DFB-Pokals im Dezember 2023 überragte Reese mit zwei Toren und einer Vorlage, rettete die Hertha erst in die Verlängerung und danach ins Elfmeterschießen.
Dort verwandelte Reese den entscheidenden Elfer, hielt so den Traum vom Heim-Finale am Leben. Dieser platzte jedoch eine Runde später gegen den späteren Finalisten Kaiserslautern.
Reese: Auszeichnung nach starker Debütsaison
Dennoch war die Partie gegen den HSV die wohl beste, in einer insgesamt hervorragenden Debütsaison von Reese. 13 Tore und 17 Vorlagen standen am Ende in 35 Pflichtspielen zu Buche. Reese wurde im Anschluss als „Berlins Fußballer der Saison 2023/24“ ausgezeichnet und verlängerte schon im Februar 2024 seinen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis 2028.
Trotzdem kamen im Sommer immer wieder Wechselgerüchte auf. Dass Reese den Traum hat, mal in der Bundesliga zu spielen, ist kein Geheimnis - die Möglichkeit, sich diesen zu erfüllen, war da. Doch Reese blieb. „Ich habe gemerkt, eigentlich bin ich hier angekommen. Ich bin mega glücklich, wo ich gerade bin“, verriet er.
Dass die Verbindung zwischen ihm, Hertha BSC und der Stadt Berlin sehr besonders ist, zeigte auch die Zeit nach seiner schweren Verletzung im Testspiel gegen Cottbus (2:2). Der Kapitän verletzte sich am Sprunggelenk, das Innen- und Syndesmoseband des rechten Knöchels waren betroffen.
Dass er die Reha in Berlin absolvierte, hatte seine Gründe, wie er schilderte: „Ich liebe Berlin. Ich wollte als Führungsspieler bleiben, das Gefühl fürs Team weiter behalten und mit den Jungs interagieren. Sie unterstützen, wo ich kann, sei es neben dem Platz oder vor dem Spiel in der Kabine.“
Reese: Enge Verbundenheit mit den Fans
Doch nicht nur den Spielern, auch den Fans fühlt sich der 27-Jährige sehr verbunden. Im November wagte er an seinem Geburtstag einen ersten Comeback-Versuch in Magdeburg, wurde eingewechselt.
„Als der gesamte Gästeblock meinen Namen gerufen hat, hat mir das gezeigt, wie die Fans mit mir interagieren. Das ist für mich niemals selbstverständlich und hat mir sehr viel bedeutet“, blickt Reese auf einen „sehr besonderen Moment“ seiner Karriere zurück.
Auch neben dem Platz fällt Reese durch Fan-Nähe auf. Im September rief er dazu auf, ihn und Freundin Johanna in einem Berliner Park zu treffen. Reese wolle zeigen, dass er „nicht nur der Spieler ist, der am Wochenende im Fernsehen oder im Stadion rumläuft, sondern vor allem ein Spieler, mit dem man quatschen kann, dem man auch ein paar kritische Fragen stellen kann oder mit dem man gemeinsam lachen kann.“
Genau diese Möglichkeit bot er den Berliner Anhängern, die zu Hunderten erschienen. Für Autogramme, Fotos und Gespräche stand Reese mit seiner Freundin bereit.
Am Samstag wird die Hertha, zu Ehren Kay Bernsteins, in besonderen Trikots auflaufen. Der Präsident von Hertha BSC verstarb vor gut einem Jahr völlig unerwartet im Alter von 43 Jahren. „Er war für mich ein sehr großes Vorbild“, erzählte Reese und ergänzte: „Viele seiner Ideen und seiner Vorstellungen teile ich nach wie vor.“
Bernstein, der bei vielen Fans sehr beliebt war, wollte die Hertha mit dem „Berliner Weg“ zurück zu Erfolgen führen. Trotz seines Todes sollen seine Vorstellungen weiter umgesetzt werden: „Es ist unser Auftrag, den Berliner Weg gemeinsam weiterzugehen. Daher ist das Trikot in Gedenken an ihn ein schönes Symbol“, befand Reese.