Immerhin das Ambiente passte perfekt zur Gefühlslage auf Schalke. Die Profis wärmten sich am Mittwochmittag gerade locker auf, da öffnete der Himmel seine Schleusen und es blitzte und donnerte. Sirenen heulten über das Gelsenkirchener Trainingsgelände. Zuschauer und Spieler flüchteten in die Innenräume - zum Davonlaufen!
2. Bundesliga>
Auch Schalkes Rettungsversuch scheitert grandios - SPORT1-Kommentar
Auch der Rettungsversuch scheitert
Schalke 04 trennt sich am Saisonende von Kees van Wonderen. Gerade die Art und Weise der Kommunikation wirft Fragen auf und übt Druck auf den neuen starken Mann auf Schalke aus. Dessen erste große Entscheidung muss sitzen. Ein Kommentar.
Genau wie die Art und Weise der Kommunikation in der Causa Kees van Wonderen. Dass nach seinen harten Vorwürfen nach dem HSV-Spiel seine Zeit bei Königsblau (wenn auch erst am Saisonende) abläuft, kam wenig überraschend. Doch auch der Versuch, die Wogen zu glätten, scheiterte gnadenlos.
Sportdirektor Youri Moulder gab zwar zu, dass van Wonderen dem Verein den „Spiegel vorgehalten“ habe und man in Zukunft wieder stärker zusammenhalten müsse, Fehler in der Kommunikation wollte er allerdings nicht so richtig eingestehen.
Der scheidende Coach bedauerte hingegen, dass er seine Vorwürfe explizit auch an Vorstandschef Matthias Tillmann gerichtet habe. Dabei ließ van Wonderen jedoch mehr als deutlich durchblicken, was er von der Art der Kommunikation im Verein hält und dass er Rückendeckung vermisst habe.
Schalke-Bosse treffen falsche Entscheidungen
Der Niederländer ist seit Domenico Tedesco, der im März 2019 gehen musste, der achte Coach (die zahlreichen Interimslösungen noch nicht einmal mit eingerechnet), mit dem Schalke versucht, Stabilität in die schier unaufhaltsame königsblaue Abwärtsspirale zu bringen. Doch diese Unterfangen scheiterte – mal wieder.
Der Umgang mit van Wonderen, vor allem die Tuscheleien hinter seinem Rücken, wirft kein gutes Licht auf den Verein. An einem Strang ziehen? Seit Jahren Fehlanzeige! Offensichtlich ist: Trainer kommen und gehen. Die Entscheidungsträger dürfen aber einfach weitermachen.
Baumann ist Schalkes große Hoffnung
Immerhin darf sich in Zukunft ein anderer daran versuchen, diesen Trend zu stoppen: Frank Baumann, ab Juni neuer Sportvorstand. Der 49-Jährige ist noch nicht einmal im Amt und doch gilt er schon als die vielleicht letzte große Hoffnung. Sicher ist, dass der gebürtige Bayer eine neue Marschroute vorgeben wird.
Weg von – zumindest in Deutschland - unbekannten Trainerkandidaten, die nahezu ausschließlich im Ausland gearbeitet haben und hin zu Übungsleitern, die den deutschen Markt in- und auswendig kennen und sich der Mammutaufgabe Schalke 04 bewusst sind. Der Druck ist enorm.
Schon fünf Wochen bevor der Ex-Bremer offiziell seine Arbeit aufnimmt, ist klar: Seine erste große Entscheidung muss sitzen. Noch einen Fehlschuss verträgt der seit Jahren taumelnde Klub nicht.
Baumann muss den leidgeprüften Fans irgendwie den Aufstieg als Ziel verkaufen. Auch mit dem Wissen, dass es aufgrund der finanziell angespannten Situation kurzfristig kaum realistisch ist, zu den Aufstiegskandidaten zu zählen.
Anspruch und Realität klaffen auseinander
Nur Ausreißer nach oben können diesen Traum aufrechterhalten. Und dafür muss Baumann dem Verein neue Tugenden und Umgangsformen einimpfen. Nur so kann der Verein wieder auf die Beine kommen. Stichwort: bedingungsloser Zusammenhalt und Rückendeckung, auch wenn es mal blitzt und donnert - genau das, was van Wonderen angeprangert hatte.
Aktuell klingt das allerdings eher nach Wunschdenken, denn Anspruch und Realität klaffen auf Schalke seit Jahren weit auseinander.