War der Bankplatz im Topspiel gegen den FC Chelsea am Sonntag bereits das erste Anzeichen dafür, was Cristiano Ronaldo bei Manchester United bald droht?
Rangnick-Statements holen ManUnited ein
Michael Carrick, der den Trainerstuhl nach dem Aus von Ole-Gunnar Solskjaer für seinen am Montag offiziell bestätigten Nachfolger Ralf Rangnick warm hält, setzte den 36-Jährigen auf die Bank und brachte ihn erst nach einer Stunde in die Partie.
So ungemütlich könnte es für CR7, der einen Frust-Abgang hinlegte, häufiger werden. Denn Rangnick übernimmt die Red Devils bis zum Saisonende und gilt als Verfechter einer Fußballidee, die einen Ronaldo nur schwer integrieren kann.
Nimmt Rangnick schon Einfluss?
„Nein, danke. Das ist nicht unsere Philosophie. Sie sind beide zu alt und zu teuer“, hatte Rangnick vor fünf Jahren in einem Interview mit The Athletic auf die Frage geantwortet, ob er lieber Lionel Messi oder Ronaldo in seinem Team (damals RB Leipzig) hätte. Wohlgemerkt: Damals war CR7 erst 31 Jahre alt.
United-Legende Gary Neville stellte gar die Theorie auf, Rangnick habe schon am Sonntag bei der Aufstellung seine Finger im Spiel gehabt. „Ich habe das Gefühl, dass der neue Trainer diese Mannschaft ausgewählt hat, denn es gibt große Änderungen und Unterschiede von dem, was sie gemacht haben“, twitterte der frühere Nationalspieler.
Und kurz nach Spielbeginn ergänzte er: „Nachdem ich eine Minute gesehen habe, bin ich jetzt von seinem (Rangnicks, Anm. d. Red.) Einfluss auf die Mannschaft und den Stil überzeugt!“
Der seriöse Telegraph war ähnlicher Meinung wie Neville. Das Blatt schrieb: „Es fühlt sich an, als habe Rangnick die Mannschaftsaufstellung von Uniteds Interimstrainer Michael Carrick beeinflusst.“
Rangnick der „Pate des Gegenpressings“
Als „Pate des Gegenpressings“ wird Rangnick, dessen Start noch etwas auf sich warten lässt, in englischen Medien tituliert - und auch den Experten auf der Insel fehlt es an der Fantasie, wie man einen Ronaldo in Rangnicks System pressen könnte.
Aber nicht nur der fünfmalige Ballon d‘Or-Gewinner muss um seinen Platz in der Startelf bangen - auch andere Stars dürften ein mulmiges Gefühl haben, wenn Rangnick demnächst das United-Training leiten wird. Dagegen gibt es Kandidaten, die sich Hoffnungen auf mehr Spielzeit machen können.
SPORT1 zeigt die möglichen Verlierer und Gewinner unter Ralf Rangnick.
Verlierer: Cristiano Ronaldo
Dass sich Solskjaer überhaupt in den Spätherbst retten konnte, lag zu großen Teilen an Ronaldo. Ohne die (oft entscheidenden) Tore von CR7 wäre der norwegische Coach vermutlich schon viel früher entlassen worden.
Dass sich Rangnick davon beeindrucken lässt, ist jedoch unwahrscheinlich. Mit Ronaldo auf dem Platz würde dem deutschen Trainer ein wichtiger Baustein seines Gegenpressing-Systems wegbrechen - es sei denn, der Stürmer würde sich auf die für ihn ungewohnten Defensivarbeiten einlassen.
Verlierer: Paul Pogba
Dass auch der Franzose nicht gerade über Rangnicks Ankunft erfreut sein dürfte, liegt ebenfalls an einer älteren Aussage des früheren RB-Trainers.
In einem Goal-Interview hatte Rangnick 2017 erklärt, dass er seinen damaligen Mittelfeldspieler Naby Keita nicht gegen Pogba eintauschen würde, da dieser nicht zu seinem Spielstil passe.
Der 28-Jährige ist nicht gerade als ausgewiesener Teamplayer bekannt. Die Sport-Website Punditarena formuliert es so: „In einer Mannschaft, die von allen maximalen Einsatz verlangt, neigt Pogba dazu, das Gegenteil zu leisten.“
In englischen Medien wird bereits darüber spekuliert, dass Rangnicks Ankunft das letzte Mosaiksteinchen für Pogba sein könnte, einen Wechsel im kommenden Sommer zu forcieren.
Verlierer: Luke Shaw
Der Dritte im Bunde, über den Rangnick in der Vergangenheit bereits wenig schmeichelhafte Worte fand.
„United könnte einen Linksverteidiger gebrauchen“, hatte der Coach vor einem Jahr gesagt. „Ich weiß, dass sie Luke Shaw haben, aber ich bin mir nicht sicher, ob er immer noch auf demselben Niveau ist, das man für einen Verein wie Manchester United braucht.“
Die aktuellen Zahlen sprechen für Rangnicks These. Die Red Devils haben die schlechteste Defensivbilanz in der oberen Hälfte der Premier League und kassierten in den bisherigen zwölf Spielen 21 Gegentore.
Gut möglich also, dass Rangnicks größte Umbaumaßnahme die United-Abwehr betrifft.
Gewinner: Mason Greenwood
Der 20-Jährige war einer der Spieler, die unter Solskjaer aufblühten, bevor er nach Ronaldos Ankunft ins Abseits gedrängt wurde. Unter Rangnick dürfte Greenwood davon profitieren, dass der Coach in der Regel mit einer Doppelspitze spielen lässt.
Schon alleine aufgrund des Alters passt Greenwood viel besser in Rangnicks Beuteschema als beispielsweise Ronaldo. Der laufstarke Youngster wäre im Pressingsystem der ideale Baustein für Rangnick, zudem ist der Youngster in der Lage, mit beiden Füßen zu schießen.
Gewinner: Marcus Rashford
Mit seiner außerordentlichen Physis ist auch Rashford, der gegen Chelsea von Beginn an spielte, ein Kandidat für Rangnick.
In englischen Medien wird der Vergleich zu Timo Werner angeführt, der in seiner Leipziger Zeit unter Rangnick explodierte. Rashford, der in dieser Saison unter Solskjaer selten einen Stammplatz hatte, wird eine ähnliche Entwicklung zugetraut.
Gewinner: Jadon Sancho
Zum größten Rangnick-Gewinner Rangnick könnte der frühere BVB-Star werden.
Sancho sah unter Solskjaer kein Land und saß die meiste Zeit nur auf der Ersatzbank. In seinen 15 (Kurz-) Einsätzen erzielte er ein Tor und gab eine Vorlage - weit entfernt von seinen glanzvollen Auftritten in Deutschland.
Rangnick könnte nun jedoch genau der richtige Mann sein, um Sancho wieder zu Höchstleistungen zu bringen. Die bevorstehende Ankunft Rangnicks schien ihn beim 1:1 gegen Chelsea zu beflügeln.
Gewinner: Donny van de Beek
Ein weiterer Neuzugang, der unter Solskjaer seine PS nicht auf den Rasen brachte. Van de Beek wird nun ziemlich sicher die Chance bekommen, zumal er ideal in Rangnicks System passt.
Der 24-Jährige schwang sich in seiner Zeit bei Ajax zu einem der aufregendsten Mittelfeldspieler seiner Generation auf. Er spielte in Erik ten Hags druckvollem und intensiven Spielstil eine entscheidende Rolle im Mittelfeld.