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Dante spricht über FC Bayern, Nagelsmann, Reus, Süle, Kahn, Schweinsteiger und Nizza

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Dante spricht über FC Bayern, Nagelsmann, Reus, Süle, Kahn, Schweinsteiger und Nizza

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Dante: Kein Verständnis für Süle

Der Brasilianer Dante genießt beim FC Bayern immer noch Kultstatus. Seit 2016 spielt der 38-Jährige bei OGC Nizza. Im Interview spricht er über seine Karriere und die Lage in München.
Beim FC Bayern laufen bis 2023 die Verträge vieler Schlüsselspieler wie Robert Lewandowski, Manuel Neuer oder auch Thomas Müller aus.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Die Fans des FC Bayern erinnern sich noch gerne. Im Juni 2013 holten die Münchner mit Trainer Jupp Heynckes als erstes deutsches Team das Triple. Der Brasilianer Dante war so aus dem Häuschen, dass er daraufhin in einer Videobotschaft an seine Teamkollegen ein lustiges Meisterlied sang.

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Dank seines witzigen Akzents wurde das Filmchen schnell zum Chart-Hit.

Von 2012 bis 2015 spielte Dante für den Rekordmeister. Danach war er ein Jahr beim VfL Wolfsburg und seit 2016 steht er beim französischen Fußballklub OGC Nizza unter Vertrag. Mit seinen 38 Jahren erlebt Dante gerade seinen zweiten Frühling in Frankreich. Im SPORT1-Interview spricht er über OGC, die Bayern und seine Nachfolger in der Münchner Abwehr.

SPORT1: Dante, OGC steht auf Platz 2 hinter Paris Saint-Germain. Wie fühlt sich das an?

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Dante: Es fühlt sich großartig an. Ich bin total glücklich, wie es gerade läuft - mit dem Klub und bei mir persönlich. Wir haben eine super Hinrunde gespielt. Wir haben eine sehr junge Mannschaft und auch einen neuen Trainer, der eine große Persönlichkeit ist, einen guten Charakter hat und beides auch in das Team einbringt. Unser Spiel ist sehr intensiv und aggressiv. Aber wir dürfen uns nicht ausruhen, sondern müssen selbstkritisch bleiben und weiter hart arbeiten.

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SPORT1: Sie sind jetzt 38 Jahre alt. Ihr Pressesprecher sagte im Vorgespräch, Sie seien wie ein guter Rotwein - je älter desto besser. Hat er recht?

Dante: (lacht) Ich denke schon. Der Vergleich ist gar nicht so verkehrt. In meinem Alter willst du als Fußballer nur eine Sache, nämlich jede Sekunde auf dem Rasen genießen. Ich bin bereit, viel zu machen, damit das so bleibt. Ich arbeite viel für den Erfolg. Noch konsequenter als früher. Auch wenn das nicht so einfach ist für meinen Körper. Aber ich habe immer davon geträumt, so lange professionell Fußball spielen zu können. Das ist überragend. Ich genieße jeden Moment am Ball und freue mich auf jedes Training. Es ist herrlich.

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SPORT1: Wie halten Sie sich fit?

Dante: Ich gehe anders mit meinem Körper um. Weil ich es muss. Je älter man wird, desto schwieriger wird es. Da zwickt es schonmal hier und da, wenn du morgens aufstehst. Die Regeneration nach jedem Training ist noch wichtiger als in der Vergangenheit. Ganz wichtig ist, dass ich so gut wie möglich schlafe. Ich kümmere mich viel intensiver um meinen Körper als bei meinen früheren Vereinen. Auch die Ernährung ist so wichtig. Da passe ich immer auf. Früher konnte ich mehr genießen, doch damit ist es jetzt vorbei. Ich kann mich keine Sekunde gehen lassen. Ich bin 100 Prozent diszipliniert, um dieses Niveau halten zu können.

Dante wollte nur drei Jahre in Nizza bleiben

SPORT1: Sie sind seit 2015 bei OGC. Wie blicken Sie auf Ihre Zeit in Nizza zurück?

Dante: Nur positiv. Ich hätte damals nicht gedacht, dass es mal sechs Jahre werden. Ich weiß noch, wie ich damals zu meiner Frau sagte ‚Lass uns die drei Jahre bleiben, die ich hier unterschrieben habe, dann gehen wir wieder nach Brasilien‘. Doch jetzt sind es tatsächlich schon sechs Jahre. Es ist wunderbar. Ich habe mich mit dem Klub, den Fans und dem ganzen Projekt identifiziert und bin froh, immer noch ein Teil davon zu sein. Ich habe mir damals gewünscht, dass mein Name in Zukunft mit dem Klub in Verbindung gebracht wird. Das ist mir gelungen. Es macht mich sehr stolz.

SPORT1: Im Sommer läuft Ihr Vertrag aus. Was passiert dann?

Dante: Ich will mindestens noch ein Jahr weiterspielen. Ich bin topfit und habe keine körperlichen Probleme. Zudem habe ich alle Spiele absolviert. Nur eines nicht, da war ich gesperrt. Ich will so lange spielen, wie es mein Körper zulässt. Ich bin noch nicht am Ende, will meine Karriere weiter genießen.

SPORT1: Und die Signale für eine Vertragsverlängerung sind da?

Dante: Ja. Auf jeden Fall. Man ist schließlich zufrieden mit mir. Und es gibt ein gegenseitiges Vertrauen. Ich erlebe gerade die beste Zeit als Profi. Ich will einfach weiterspielen und helfen, dass wir noch viel Erfolg haben können.

Dante: „Habe mich schnell zu Hause gefühlt“

SPORT1: Ihre erfolgreichste Zeit in Deutschland war beim FC Bayern. Wie blicken Sie zurück?

Dante: Es war eine super Zeit in München. Ich konnte damals auf höchstem Niveau unglaublich viel lernen. Es war eine intensive Zeit. Ich kam von Borussia Mönchengladbach und habe mich schnell zu Hause gefühlt bei den Bayern. Ich konnte mich schnell mit dem Klub identifizieren, habe die Philosophie begriffen und angenommen. Beim FC Bayern hast du als Spieler eine große Verantwortung. Und gleich in meinem ersten Jahr haben wir alles gewonnen. Das hat mich so gefreut.

SPORT1: Zu wem haben Sie noch Kontakt?

Dante: Ich hatte in den vergangenen Jahren immer wieder Kontakt mit Hermann Gerland. Ich liebe ihn. Er ist so ein lieber Kerl. Vor zwei Jahren traf ich Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß und es war sofort wie damals. Auch, wenn wir uns nicht jeden Tag anrufen, so bleibt immer der gegenseitige Respekt. Die große Wiedersehensfreude wird immer da sein, wenn ich an die Säbener Straße (Trainingsgelände des FC Bayern, d. Red.) zu Besuch komme. Viele Freundschaften wurden geknüpft. Ich bin da immer willkommen und das ist ein schönes Gefühl. Ich werde den FC Bayern immer im Herzen haben.

Dante (re.) erzielte im Finale der Klub-WM 2013 einen Treffer
Dante (re.) erzielte im Finale der Klub-WM 2013 einen Treffer

SPORT1: Mit Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn stehen jetzt zwei ehemalige Spieler an der Spitze des Vereins. Was sagen Sie dazu?

Dante: Das ist super. Beide waren große Spieler im Klub. Die Philosophie des FC Bayern ist es, frühere Spieler einzubinden. Und das ist genau richtig so. Oliver Kahn ist eine Legende. Der Klub hat viele Legenden, aber Oliver ist nochmal etwas anderes. Er ist unglaublich. Ich habe selten einen Spieler mit solch einer Ausstrahlung erlebt. Ich freue mich für Brazzo und Oliver, dass sie weiter etwas im Klub zu sagen haben. Sie haben eine super Geschichte mit dem FC Bayern geschrieben. Und wie ich das aus der Ferne beobachten kann, so machen sie das sehr gut. In dem Zusammenhang muss ich auch Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger nennen. Auch ihre Geschichte mit den Bayern und unglaublich.

SPORT1: Gibt es eine nette Anekdote, die Sie aus Ihrer Bayern-Zeit verraten können?

Dante: Oh ja, und die hat auch mit Basti zu tun. Er war sehr wichtig für mich. An meinem ersten Tag bei den Bayern kam er zu mir, legte seinen Arm um mich und meinte ‚Schön, ich freue mich, dass Du da bist‘. Ich war schockiert. Also überwältigt. Ein Bastian Schweinsteiger sagt etwas zu mir. Brutal. Ich habe mich gleich total wohl gefühlt. Er ist so ein guter Typ.

Dante will Trainer werden

SPORT1: Eine Rückkehr nach Deutschland war für Sie nie ein Thema?

Dante: Nein. Vor drei Jahren war das mal ein Thema, aber dann habe ich bei OGC verlängert und jetzt werde ich meine Karriere in Nizza beenden, denke ich. Aber ich werde nach meiner Karriere den Trainerschein machen. Also öffne ich die Tür für jedes Land, vor allem für Deutschland. (lacht) Ich habe viel aus der Bundesliga und den Klubs angenommen, wo ich gespielt habe. Vielleicht komme ich mal als Trainer zurück.

SPORT1: Wäre Bundesligatrainer ein Traum für Sie?

Dante: Oh ja. Das wäre krass. Die Bundesliga ist so eine starke Liga. Und die Qualität dort ist fantastisch. Auch die Kultur in den einzelnen Vereinen gefällt mir. Und die Stadien sind großartig. Aber es ist noch ein langer Weg, bis ich Trainer bin. Doch es wäre ein großer Traum in der Bundesliga Trainer zu sein.

SPORT1: In Frankreich gibt es weiter Spekulationen um den Abschied von Kylian Mbappé. Gibt es für Sie ein aktuelles Beispiel für einen Spieler, der einen Verein noch wirklich im Herzen trägt?

Dante: Marco Reus. Er hat Borussia Dortmund im Herzen. Und hat nicht nur auf das Geld geschaut. Ich denke, er hätte den BVB auch schon verlassen können, aber er weiß, was er in Dortmund hat und bleibt einfach da. Irgendwie hoffe ich, dass in Zukunft alles etwas normaler wird. Vor allem ist es nicht gut für die jungen Spieler, die oft schon zwei Berater haben und von ihnen verrückt gemacht werden. Das macht mir Sorgen.

Dante: „Es gab etwas Probleme, aber...“

SPORT1: Machen Sie sich auch Sorgen um die aktuelle Abwehr-Situation beim FC Bayern? Die Defensive geriet zuletzt immer mal in die Kritik.

Dante: Ich mache mir da keine Sorgen, weil die Qualität immer noch brutal ist. Es gab etwas Probleme, aber man muss sich doch nur die Namen anschauen, die hinten spielen. Upamecano, Pavard, Hernandez oder Süle. Wichtig wird doch wieder sein, wie es in der heißen Phase ab März wird, wenn es in der Champions League in die wichtigen Spiele geht. Dann wird die Abwehr der Bayern in Topform sein.

SPORT1: Glauben Sie, dass Niklas Süle noch mit 100 Prozent bei der Sache sein wird? Er wird den FC Bayern im Sommer ablösefrei verlassen.

Dante: Okay, das könnte für Bayern ein Problem werden. Es gibt das kleine Risiko, wenn seine Leistung nicht stimmen sollte, dass dann sofort das Gerede losgeht von wegen ‚Der ist mit dem Kopf schon weg und denkt an seinen neuen Klub‘. Ich glaube aber, dass Süle konzentriert bleibt. Doch es kann auch schwer werden für ihn.

Niklas Süle verlässt den FC Bayern im Sommer ablösefrei
Niklas Süle verlässt den FC Bayern im Sommer ablösefrei

Dante: „Bei Alaba eine andere Geschichte als bei Süle“

SPORT1: Toni Kroos ging einst ablösefrei, David Alaba 2021 auch und jetzt Süle. Wissen die Spieler nicht mehr, was sie am FC Bayern haben?

Dante: Ich denke schon. Bei David war das eine andere Geschichte als bei Süle. David war so lange beim FC Bayern und hat so viele Titel mit dem Klub gewonnen, er wollte einfach nochmal etwas Neues machen. Das habe ich verstanden. Süles Entscheidung habe ich nicht verstanden. Das kam schon überraschend. Viele Spieler wollen das Trikot des FC Bayern tragen. Ihm geht es aber nicht ums Geld. Ich glaube, da gab es intern Probleme mit den Bossen. Die Zeiten haben sich auch beim FC Bayern geändert. Süle spielte bei einem der besten Klubs in der Welt, seine Entscheidung muss man aber respektieren.

SPORT1: Er hat beim FC Bayern mit Julian Nagelsmann einen der besten Trainer in der Welt. Wie sehen Sie ihn?

Dante: Ich bin ein großer Fan von Nagelsmann und hätte gerne mal unter ihm trainiert. Er hat schon bei Hoffenheim gezeigt, was in ihm steckt. Das war irre. Er war da so jung und hat das alles gemacht wie ein alter Hase. Nagelsmann ist krass. Seine Philosophie von Fußball passt auf jeden Klub. Er ist jung und wie ein Professor an der Uni. (lacht) Sein Hörsaal ist der Trainingsplatz. Er denkt immer, was er noch besser machen kann. Dabei macht er schon alles sehr gut. Nagelsmann findet immer Lösungen für Probleme auf dem Platz.