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Türkgücü München: Neu-Trainer Andreas Heraf - er soll den Klub in der 3. Liga retten

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Türkgücü München: Neu-Trainer Andreas Heraf - er soll den Klub in der 3. Liga retten

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Deutschlands heißester Trainerstuhl

Der Trainerstuhl bei Türkgücü München ist heiß. Soeben wurde mit Andreas Heraf der fünfte Trainer in diesem Jahr verpflichtet. Bei SPORT1 spricht der Österreicher erstmals. Von einem Landsmann kommt leise Kritik.
Türkgücü München - SC Verl: Tore und Highlights | 3. Liga
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Bei Türkgücü München bleibt es abenteuerlich.

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In diesem Jahr hat der Drittligist schon vier Trainer verschlissen. Alexander Schmidt, Serdar Dayat, Petr Ruman und zuletzt Peter Hyballa. Eins steht fest: Der Trainerstuhl bei Türkgücü ist ein Schleudersitz. Auf diesen traut sich nun Andreas Heraf.

Der Österreicher wurde am Montag als neuer Cheftrainer von Türkgücü präsentiert. Der 54-Jährige bekommt erstmal einen Vertrag bis Saisonende - und bei der Vita des Trainers muss so mancher Fan und Experte zweimal hinschauen.

Türkgücü München: Das ist Neu-Trainer Heraf

Heraf begann seine Trainerkarriere 2001 als Co-Trainer beim 1. FC Saarbrücken. Danach war er in der Jugend bei Rapid Wien tätig. Es folgten die Stationen SC Austria Lustenau, SC Schwanenstadt und der SV Pasching, wieder Schwanenstadt und SC-ESV Parndorf. Von 2008 bis 2017 arbeitete Heraf im österreichischen U-Bereich. In der Saison 2017/18 betreute er die Frauen der Nationalmannschaft von Neuseeland.

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“Es waren gar nicht so viele Klubs, bei denen ich tätig war. Ich habe zehn Jahre im Verbandswesen gearbeitet. Und wenn man da die Nationalmannschaften wechselt, bleibt es ja trotzdem der Verband“, sagt Heraf im Gespräch mit SPORT1.

Andreas Heraf war von 2019 bis 2021 beim SV Ried - erst Co-Trainer und dann Chefcoach
Andreas Heraf war von 2019 bis 2021 beim SV Ried - erst Co-Trainer und dann Chefcoach

Heraf: „Keine Angst vor Herausforderungen“

Es seien Vereinswechsel dabei gewesen, „die im Fußballgeschäft normal sind. Es war nicht besonders abenteuerlich. Dass man nach Neuseeland geht, muss man sich doch auch mal trauen. Aber ich habe keine Angst vor Herausforderungen.“ Und Türkgücü sei jetzt „eine coole Herausforderung“.

Die Trainersuche beim kriselnden Drittligisten zog sich hin, was dem Verein eine Strafe vom DFB einbrachte. Denn wie üblich im deutschen Profifußball hat ein Verein 15 Werktage nach der Entlassung des alten Trainers Zeit, um einen Nachfolger mit der erforderlichen Lizenz zu präsentieren. Hyballa wurde am 23. November beurlaubt.

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“Es war so, dass es sicher andere Kandidaten gab. Ich musste auch warten“, verrät Heraf. „Die Verantwortlichen wollten jetzt genau herausfinden, mit welchem Trainer es passen kann. Man hat sich die nötige Zeit genommen und wollte es dann erst nach den Feiertagen offiziell bekanntgeben.“

So überzeugte Türkgücü Heraf

Der 54-Jährige verfolge den deutschen Fußball „sehr intensiv“ und wusste auch über Türkgücü Bescheid. „Nachdem mich Max Kothny (Türkgücü-Geschäftsführer, Anm. d. Red.) zuletzt kontaktiert hatte, hat mich das schon sehr interessiert. Es gab ein gutes Gesprächsklima. Natürlich ist der deutsche Markt für einen österreichischen Trainer immer sehr spannend“, meint Heraf, die Aufgabe habe ihn „brutal gereizt“, die Mannschaft besitze „einfach Qualität“. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur 3. Liga)

Der aktuelle Tabellenplatz sagt allerdings etwas anderes: Türkgücü belegt nach 20 Spieltagen Rang 16, nur zwei Punkte vor einem direkten Abstiegsplatz. (DATEN: Die Tabelle der 3.Liga)

„Das hat mich stutzig gemacht. Ich habe mir Spiele angesehen und mich reingefuchst in diese Geschichte“, erzählt Heraf. „Für mich war schnell klar, dass ich zusagen werde, wenn der Verein mich haben will.“ Dass der Vertrag zunächst nur bis zum Saisonende läuft, war offenbar von beiden Seiten gewünscht.

„Im Sommer können wir uns wieder unterhalten, ob es weitergehen soll“, erklärt Heraf. „Ein Abstieg wäre eine Katastrophe für den Klub. Türkgücü hat natürlich Ziele, man will irgendwann in die 2. Liga aufsteigen, doch jetzt muss ich erstmal mithelfen, dass man da unten rauskommt.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der 3. Liga)

Andreas Heraf übernimmt bei Türkgücü München
Andreas Heraf übernimmt bei Türkgücü München

Heraf als Spieler bei Hannover 96 aktiv

Dass in diesem Jahr schon vier Trainer geschasst wurden, scheint ihn wenig zu interessieren. „Im Fußball herrschen andere Gesetze als in der freien Wirtschaft, das ist einfach so. Und mir ist nicht verborgen geblieben, dass zuletzt einige Trainer da waren, mit denen es nicht so geklappt hat, wie man sich das gewünscht hätte“, meint Heraf.

Er sieht das ganz nüchtern: „Wenn du als Trainer keinen Erfolg hast, musst du den Verein nach kurzer Zeit wieder verlassen. Dann bist du Geschichte. Das ist mir klar. Das musste schon jeder Trainer auf dieser Welt erfahren.“

Franz Wohlfahrt kennt Heraf aus der Zeit beim österreichischen Fußballbund (ÖFB). „Er war in der Vergangenheit sehr umtriebig, ist fachmännisch in Ordnung, ist sehr genau, was man bei seinen PowerPoint-Präsentationen beim ÖFB gemerkt hat. Auch zu der Zeit, als ich bei der Nationalmannschaft war“, sagt der frühere Torwart (unter anderem beim VfB Stuttgart) zu SPORT1.

Erfahrungen als Trainer in Deutschland hat Heraf allerdings nicht, 1996 war er zumindest als Spieler bei Hannover 96 aktiv.

Für ihn selbst kein Nachteil: „Die Begründung, ich würde den deutschen Markt beziehungsweise die 3. Liga nicht kennen, und man hätte mich deshalb nicht verpflichten sollen, wollte ich gar nicht gelten lassen. Ich kannte die deutschen Ligen und habe mir in kürzester Zeit ein Bild von der Mannschaft gemacht.“

Ex-Bundesliga-Profi Wohlfahrt skeptisch

Herafs Assistent Goran Djuricin war mit ihm auch beim ÖFB-Nachwuchs. „Goran ist menschlich top, er ist nur ein kleiner Heißsporn“, urteilt Wohlfahrt. Und er ist vorsichtig, ob die beiden zusammenpassen. „Ich finde, das sind zwei Alphatiere. Es ist aber nicht unmöglich. Ich glaube, dass Heraf und Goran dann den Klassenerhalt schaffen können, wenn die ersten Spiele erfolgreich gestaltet werden“, sagt Wohlfahrt.

Doch der frühere Keeper und Torwarttrainer übt auch Kritik an Heraf. „Er ist bekannt dafür, gleich am Anfang Linie reinzubringen. Das hat er auch in Ried gezeigt. Bei ihm ist immer die Langfristigkeit das Problem.“ Wohlfahrt glaubt daher nicht, „dass er mal einen großen Verein trainieren wird. Dritte Liga mit Türkgücü - Respekt. Aber das ist nicht der Mittelpunkt der Erde“.

Heraf als U20-Teamchef der Österreicher im Jahr 2011
Heraf als U20-Teamchef der Österreicher im Jahr 2011

Erfahrung das Plus für die Bosse

Was hat die Türkgücü-Macher schließlich überzeugt? “Meine Erfahrung“, glaubt Heraf. Und die Tatsache, dass er vergangenes Jahr den SV Ried „in fast der gleichen Situation wie Türkgücü“ übernommen hatte: „Ich kannte damals die Truppe nur eine Woche, habe dann in zehn Wochen 17 Punkte geholt. Und ganz ehrlich? Ich kenne jetzt Türkgücü um einiges besser als damals den SV Ried.“

Heraf freut sich auf die Zusammenarbeit mit Präsident Hasan Kivran. „Ich finde Herrn Kivran extrem cool, er ist ein sympathischer Typ. Er ist natürlich der Boss, weil er den Klub finanziert und für viele Entscheidungen verantwortlich ist. Ich habe mitbekommen, was vor einem Jahr los war, und hoffe nicht, dass er den Verein in absehbarer Zeit verlässt. Denn wir brauchen Herrn Kivran.“

Der Klub-Boss hatte Ende Dezember 2020 seinen Rückzug angekündigt, seine Entscheidung aber Anfang Januar 2021 wieder revidiert.

Heraf schaut ohnehin nur nach vorne. „Ich möchte mithelfen, dass wir den Erfolg, auch mal in die 2. Liga aufzusteigen, gemeinsam erleben werden“, sagt er.

Dafür müsste sich der gebürtige Wiener aber in jedem Fall länger bei Türkgücü halten als seine Vorgänger.