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Bundesliga-Classics: Als Timo Hildebrand sein Tor versiegelte

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Bundesliga-Classics: Als Timo Hildebrand sein Tor versiegelte

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Als Hildebrand sein Tor versiegelte

Vor knapp 20 Jahren stellte Timo Hildebrand einen Rekord für die Ewigkeit auf. SPORT1 erinnert sich
18. Oktober 2003: Die Mega-Serie von Stuttgarts Timo Hildebrand reißt gegen Bremen. Der VfB-Keeper ist insgesamt 885 Minuten ohne Gegentor geblieben.
Udo Muras
Udo Muras

Auf die Saison 2003/04 blickt Timo Hildebrand in einer stillen Stunde gewiss gerne noch mal zurück.

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Der frühere Bundesligatorwart schafft es in Zeiten eines Oliver Kahn damals in die Nationalmannschaft und auch in den EM-Kader des in Portugal stattfindenden Turniers. Weil er vorher eben diesen Kahn übertroffen und ihm dessen Bundesligarekord abgenommen hatte: 884 Minuten, das sind fast 15 Stunden, bleibt er ohne Gegentor.

Präzise genommen sind es nur 780 in der Saison 2003/04, hinzu kommen noch 104 aus 2002/03. Nachdem ihm der Ex-Stuttgarter Giovane Elber am 17. Mai 2003 im Bayern-Trikot einen einschenkt, ist die VfB-Schießbude fünf Monate geschlossen. Im letzten Saisonspiel 2002/03 gibt es noch ein 2:0 gegen Wolfsburg, dann ist Sommerpause, in der sich Hildebrand nicht auf die faule Haut legt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Timo Hildebrand stand von 1999-2007 im Tor vom VFB Stuttgart
Timo Hildebrand stand von 1999-2007 im Tor vom VFB Stuttgart

Mit intensiven Muskel- und Koordinationsübungen bereitet er sich auf die EM-Saison vor. Das Turnier ist sein großes Ziel, der Rekord ergibt sich eher zufällig. Aber die von Felix Magath trainierten Schwaben haben damals eine Toptruppe, vor Hildebrand verteidigen ein Zvonimir Soldo, Marcelo Bordon und Fernando Meira und aus München haben sie sich ein vielversprechendes Talent namens Philipp Lahm geliehen. Alles Nationalspieler, ob aktuelle oder kommende.

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Fertig ist die schwäbische Betonabwehr. Die Rekordspielreihe: 2:0 in Rostock, 0:0 gegen Hertha BSC, 1:0 in Mönchengladbach (gehaltener Elfmeter gegen Igor Demo), 2:0 gegen Kaiserslautern, 0:0 auf Schalke, 1:0 gegen Dortmund (dadurch Tabellenführer), 3:0 bei 1860 München und 0:0 gegen Köln. An jenem 4. Oktober 2003 überholt Hildebrand Deutschlands Nummer 1 Oliver Kahn, der mal 802 Minuten unbezwungen geblieben ist, um 23 Minuten. Stürmer Kevin Kuranyi sagt:

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„Wir haben Timo geholfen, Geschichte zu schreiben.“ Der Held der Fußballgeschichte verrät sein Erfolgsgeheimnis – alles Kopfsache: „Ich habe den Rekord so lange wie möglich verdrängt.“

In einer vom Kicker und der DFL veranstalteten Wahl wird Hildebrand mit 68,75% der Stimmen zum Fußballer des Monats September gekürt und auch für den gestrengen Magath ist er die Nummer eins: „Timo hat von allen Spielern den größten Schritt vorwärts gemacht.“ (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

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So wurde Hildebrands weiße Weste beschmutzt

Voller Selbstbewusstsein reist der Hochgelobte mit dem VfB zum nächsten Spiel nach Bremen –zum Tabellenführer. Die Werder-Fans wissen längst wer da kommt und auf einem Plakat steht zu lesen: „825 Minuten – komm Timo, lass gut sein.“

Aber es gehören schon mehr als ein paar nette Worte dazu, um ihn zu bezwingen.

Nach 59 Minuten führt sein VfB bereits mit 2:0, die Bremer sind entsprechend frustriert und Johan Micoud verpasst Hildebrand einen Kopfstoß. Andere wären theatralisch gefallen, Hildebrand bleibt stehen und akzeptiert gelassen die Entschuldigung Micouds. Das macht Magath besonders stolz. Eine Minute später passiert es dann: Fabian Ernst bringt von rechts eine Flanke vors Tor und Joker Angelos Charisteas drückt den Ball mit seiner ersten Ballberührung über die Linie.

Der Minutenzähler bleibt bei 884 stehen. Heutzutage wäre er weiter gelaufen, denn TV-Bilder beweisen: der Ball war bei Ernsts Flanke knapp im Aus. Ein irreguläres Tor lässt die Rekordserie reißen und Hildebrand groteskerweise aufatmen. Vermutlich auch, weil sie dennoch gewonnen haben (3:1), kann er nach dem Spiel glaubhaft sagen: (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

„Ich bin froh dass das Gerede über den Rekord vorbei ist.“ Weil ihn aber auch 20 Jahre später noch keiner überholt hat, redet man immer noch mal drüber. Obwohl er vom Weltrekord des Brasilianers Mazaropi, der 1978 den Kasten von Vaso da Gama 1816 Minuten sauber hält, noch ein gutes Stück entfernt ist. Angeblich war seine Serie weltweit schon 2003 sogar nur auf Platz 69 des ewigen Rankings. Aber das spricht nicht gegen ihn, sondern für die Stürmer der Bundesliga.