1:4, 0:6, 1:4! Das sind die ernüchternden Ergebnisse aus den zurückliegenden Spielen von Borussia Mönchengladbach. 1:4 verlor das Team von Trainer Adi Hütter im rheinischen Derby beim 1. FC Köln, dann folgte die böse Klatsche zu Hause gegen den SC Freiburg, als Borussia schon zur Pause mit 0:6 hinten lag. Und am vergangenen Wochenende verloren die Fohlen mit 1:4 bei RB Leipzig.
Chapuisat: Nicht die Nerven verlieren, Adi!
Vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt (Bundesliga: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt, ab 20.30 Uhr im LIVETICKER) belegt die Borussia nach 15 Spielen Platz 13. Nur 18 Punkte holten die Gladbacher. Nach drei Jahren bei der Eintracht hat Hütter seit dem Sommer in Mönchengladbach das Sagen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)
Hütter schafft Historisches
Vor seiner Zeit bei den Hessen war Hütter Trainer beim Schweizer Traditionsverein Young Boys Bern tätig gewesen. Mit dem Klub schaffte er in der Saison 2017/2018 Historisches, er führte den Klub zur ersten Meisterschaft nach 32 Jahren.
Stéphane Chapuisat kennt Hütter gut aus der gemeinsamen Zeit in Bern. Der frühere Stürmer von Borussia Dortmund (1991-1999) arbeitet seit 2008 bei YB und bekleidete die Posten als Technischer Leiter, Stürmertrainer und Scout. Aktuell ist Chapuisat im Verein als Chefscout tätig. Und die aktuelle Krise in Mönchengladbach hat er natürlich mitbekommen.
“Die Ergebnisse sind nicht gut, aber solche Phasen gehören zum Fußball. Es kann schnell gehen - in alle Richtungen“, sagt der 52-Jährige SPORT1 und hat Mitleid mit Hütter. „Für ihn wie für jeden Trainer ist das natürlich nicht schön, wenn man Spiele verliert und dann auch noch auf diese Art und Weise. Es ist eine ganz schwierige Situation für Mönchengladbach und für Adi.“ (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)
Chapuisat: Hütter „muss ruhig bleiben“
Chapuisat zweifelt aber nicht daran, dass Hütter die Borussia aus der Krise führen kann. „Ja, auf jeden Fall.“ Die Mannschaft brauche aber „dringend ein Erfolgserlebnis, dann kann sie wieder in die Spur kommen. Ich wünsche es Adi“.
Hütter sei „ein guter und erfahrener Trainer“ und habe in solchen Phasen seine Klasse „schon mehrmals unter Beweis gestellt“.
Einen Rat gibt Chapuisat Hütter. „Adi muss ruhig bleiben und darf jetzt nicht die Nerven verlieren.“ Wichtig werde jetzt sein, „dass man in Gladbach eng zusammen bleibt und nicht die Schuld nur beim Trainer sucht“.
Eberl kein Trainerkiller
Borussias Sportvorstand Max Eberl ist nicht als Trainerkiller bekannt. Er hielt in der Vergangenheit lange an Michael Frontzeck (2009 bis Februar 2011) oder auch an Dieter Hecking (Januar 2017 bis Juni 2019) fest. Lucien Favre (Februar 2011 bis September 2015) ging von sich aus.
Eberl unterstützt seine Trainer auch in rauen Zeiten. Das weiß auch Chapuisat. „Eberl ist ja bekannt dafür, dass er dem Trainer auch in heiklen Zeiten den Rücken stärkt. In Gladbach müssen sie sich jetzt auf das nächste Spiel konzentrieren.“
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Diskussionen um die Zukunft von Hütter gibt es in Gladbach offenbar nicht. Der Österreicher werde Gladbach aus der Krise führen, „weil er eine unglaubliche Qualität und eine Erfahrung hat und auch einen Verein, der in schwierigen Zeiten zusammensteht“, sagte Eberl im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.
Hütters Statistik bei seinem neuen Klub ist nach 15 Spielen nicht zufriedenstellend. Er holte mit dem Team nur fünf Siege, kassierte schon sieben Pleiten. Im Pokal dagegen hatte die Borussia ihre Sternstunde und gewann 5:0 gegen den FC Bayern.
“Trotz allem müssen wir versuchen, positiv zu bleiben, um da alle gemeinsam wieder herauszukommen. Öffentlich werde ich nicht draufhauen, aber intern werden wir natürlich einige Dinge ansprechen, so wie wir es vorher auch getan haben“ erklärte der österreichische Coach.
„Dass die Situation nicht angenehm ist, das wissen wir. Trotzdem müssen wir versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)
Hütter hat Erfahrung mit Krisen
Hütter will weiter voran gehen in dieser für ihn ersten schlechten Phase in Gladbach. Was macht Chapuisat optimistisch, dass er die Wende schafft?
“Bei Eintracht Frankfurt hatte er zu Beginn auch eine schlechte Phase, von daher weiß er, wie er damit umgehen muss“, sagt der frühere BVB-Publikumsliebling.
In der Tat war Hütter in Frankfurt insgesamt viermal als Krisenmanager gefragt. Im Sommer 2018 legte er nach Amtsantritt einen Stotterstart hin. Im Winter 2019 steckte die Mannschaft nach einer Negativ-Serie mit nur einem Sieg aus zehn Pflichtspielen in der Krise, im Frühjahr 2020 rutschte das Team durch fünf Bundesliga-Niederlagen in Folge in der Tabelle ab und im Winter 2020 war der Wind bei den im Mittelmaß stehenden Frankfurtern ebenfalls wieder rau.
Hütter fand Lösungen
Doch Hütter fand stets Lösungen. Er entwickelte die legendäre Büffelherde mit Sébastien Haller, Luka Jovic und Ante Rebic oder passte das System so an, dass Profis wie Filip Kostic, Amin Younes, Daichi Kamada und André Silva auf ihre Art und Weise glänzen und beinahe in die Champions League einziehen konnten.
Er stellte sich in brenzligen Phasen vor seine Profis, schottete das Team ab und fand mit seinen vertrauten Co-Trainern Christian Peintinger und Armin Reutershahn Lösungen.
Sein damaliger Sportvorstand Fredi Bobic stand öffentlich stets hinter ihm, Trainerdiskussionen ließ er - ähnlich wie Eberl - nie aufkommen. Hütter schöpfte daraus die nötige Kraft und zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen mit einem Schnitt von 1,65 Punkten pro Partie zurück. Die Eintracht erlebte trotz einiger Dellen und eines unschönen Abgangs insgesamt drei erfolgreiche Jahre.
Chapuisat würde deshalb an Gladbacher Stelle nicht die Reißleine ziehen: „Er hat immer seine Linie beibehalten und wird sich treu bleiben. Ihn jetzt rauszuschmeißen, wäre das völlig falsche Zeichen. Man sollte ihm Zeit geben. Im Fußball geht es auf einmal sehr schnell.“