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Bundesliga: Steve Cherundolo vom Los Angeles FC über die Dominanz des FC Bayern München

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Bundesliga: Steve Cherundolo vom Los Angeles FC über die Dominanz des FC Bayern München

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Bayern-Dominanz? „Hier nicht erlaubt!“

SPORT1 zu Besuch bei Hannover 96-Legende Steve Cherundolo in Los Angeles. Im exklusiven Interview spricht der 43-Jährige über die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA, den internationalen Stellenwert der Bundesliga sowie den Hype um junge US-Talente.
Steven Cherundolo ist inzwischen Cheftrainer von des MLS-Klubs Los Angeles FC. Die Hannover-Legende verfolgt den deutschen Fußball aber trotzdem intensiv.
Jonas Nohe
Jonas Nohe

Gut gelaunt kommt Steve Cherundolo vom Trainingsplatz des LAFC im Nordosten von Los Angeles, zum Abschluss der Einheit hat seine Mannschaft gerade noch intensiv Umschaltsituationen mit vielen Torabschlüssen trainiert. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

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„Die Übung hat sich Tayfun Korkut ausgedacht“, verrät der 43-Jährige, der gerade in der entscheidenden Phase der Saisonvorbereitung steckt, als ihn SPORT1 in L.A. zum Interview trifft.

Mit 302 Bundesliga-Einsätzen wurde der Rechtsverteidiger zur Vereinslegende bei Hannover 96, an der Seite des heutigen Hertha-Coaches Korkut hat Cherundolo beim VfB Stuttgart auch als Co-Trainer schon in der Bundesliga gearbeitet - jetzt ist er selbst Cheftrainer in der MLS, der höchsten Fußballliga der USA.

Zwischen Ausbildungsverein und Titelanwärter: So plant Steven Cherundolo bei LA
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Zwischen Ausbildungsverein und Titelanwärter: So plant Cherundolo bei LA

Dass der Los Angeles FC in der Vorbereitung offenbar einiges richtig gemacht hat, beweist das 3:0 zum Saisonstart gegen die Colorado Rapids am vergangenen Wochenende.

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Im SPORT1-Interview spricht Cherundolo über die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA, den internationalen Stellenwert der Bundesliga sowie den Hype um junge US-Talente - und er erklärt, warum es bei seinem Herzensverein Hannover 96 ganz sicher bergauf geht.

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Cherundolo zuversichtlich mit Hannover 96

SPORT1: Herr Cherundolo, 25 Grad und Sonnenschein im Februar in Los Angeles. Hand aufs Herz: Wie sehr fehlt Ihnen Deutschland noch?

Steve Cherundolo: (lacht) Schon sehr! Es war immerhin 22 Jahre lang meine Heimat. Aber die Sonne lässt grüßen hier in Südkalifornien. Es ist natürlich sehr angenehm, bei diesen Temperaturen zu trainieren und zu arbeiten - und auch die Bedingungen sind sehr professionell, ich fühle mich pudelwohl.

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SPORT1: Sie haben es angesprochen: Sie haben über 20 Jahre in Deutschland gelebt. Was sind die größten Unterschiede, die Ihnen seit Ihrer Rückkehr in die USA aufgefallen sind?

Cherundolo: Natürlich gibt es Unterschiede im kulturellen Bereich, aber ich komme ja aus Südkalifornien, aus San Diego, und habe auch sehr viele Freunde und Familie hier. Von daher hat es nicht lange gedauert, wieder Fuß zu fassen. Aber es gibt auch Unterschiede, wie man auf dem Fußballplatz arbeitet. Ein Beispiel ist die Sprache: Hier wird überwiegend Spanisch gesprochen. Ich bin guter Dinge, dass ich so ziemlich alles verstehe - aber das Sprechen dauert noch ein bisschen.

SPORT1: Sie haben mit Hannover einst 19 Europapokal-Spiele absolviert, jetzt bewegt sich 96 in der unteren Tabellenhälfte der 2. Liga. Wie sehr schmerzt das?

Cherundolo: Natürlich schmerzt das, weil ich weiß, wie toll die Fans in Hannover sind und welche Kräfte da entstehen können, wenn die ganze Stadt hinter dieser Mannschaft steht. Das ist schon ein bisschen länger her, dass wir das gespürt haben in Hannover. Klar tut das weh - ich weiß aber auch, dass wir da wieder hinkommen.

SPORT1: Sie wirken sehr zuversichtlich, dass es wieder bergauf geht.

Cherundolo: Ganz sicher! Christoph Dabrowski ist ein super Trainer, ein alter Bekannter von mir aus meiner aktiven Karriere. Auch aus dem Trainergeschäft kennen wir uns schon ziemlich lange und schätzen uns. Ich weiß, wie er arbeitet und dass die Jungs das zu schätzen wissen. Die ersten Ergebnisse waren positiv - und deshalb bin ich sehr zufrieden mit der Entscheidung des Vereins und weiß, dass Dabro das hinbekommt.

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Cherundolo: „Schaue immer noch jedes Spiel“

SPORT1: Wie intensiv verfolgen Sie den deutschen Fußball insgesamt noch?

Cherundolo: Ich schaue immer noch jedes Spiel, das bekommt man nicht so schnell aus einem raus. Wenn man so ein großer Teil der Bundesliga und der 2. Liga war, auch als Trainer, dann verfolgt man das einfach. Die Bundesliga hat tolle Traditionsvereine, eine hohe Qualität des Fußballs, sie hat Persönlichkeiten. Ich mag alles an der Bundesliga.

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SPORT1: Sie sind also immer noch Fan - aber wie wird die Bundesliga in den USA generell wahrgenommen? Wo steht sie im Vergleich zu den anderen europäischen Top-Ligen?

Cherundolo: Rein aus Marketing-Sicht ist die Premier League natürlich viel weiter! Das muss man klar sagen. Und die vier Top-Mannschaften aus Spanien sind wahrscheinlich auch weiter. Borussia Dortmund und Bayern München kennt auch in Amerika jeder, aber wer dann kommt, da gibt es schon noch Fragezeichen. Daran muss man arbeiten. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

SPORT1: Auch das Thema Bayern-Dominanz und die damit verbundene Langeweile im Titelkampf beschäftigt die Bundesliga. Im Zuge dessen wird auch das US-Modell als mögliche Lösung diskutiert. Könnte ein Salary Cap eine Lösung sein?

Cherundolo: Da bin ich vielleicht der falsche Ansprechpartner, ich bin ja nicht zuständig dafür, wie das Geld ausgegeben wird. Aber wenn man die beiden Ligen vergleicht, ist es in der MLS tatsächlich so: Bis auf vielleicht ein, zwei Mannschaften pro Saison kann wirklich jeder jeden schlagen und es bleibt spannend. Es ist aber auf der anderen Seite, wenn man Trainer oder Funktionär in einem Verein ist, auch ein bisschen frustrierend, weil man so gut arbeiten kann, wie man möchte - man ist da ein bisschen gefesselt und kann nicht wie die Bayern einfach vorneweglaufen. Das funktioniert hier nicht, das ist hier nicht erlaubt. Von daher: einerseits frustrierend, andererseits ist es schön für die Fans und schön für jeden zu wissen, dass er am Ende der Saison Meister werden kann.

SPORT1: Kann so etwas in Deutschland überhaupt funktionieren ohne das gesamte System des US-Sports, zu dem ja unter anderem auch der Draft der Top-Talente gehört?

Cherundolo: Ich glaube, inzwischen gewinnt die MLS jedes Jahr an Qualität und es wird immer mehr Geld investiert. Der Salary Cap geht nach oben und der Draft spielt immer weniger eine Rolle, weil das Spieler sind, die noch nicht bereit sind, um wirklich einen entscheidenden Einfluss auf ihre Mannschaften zu haben. Von daher glaube ich, dass von diesem Draft-System im Fußball in vier oder fünf Jahren gar nicht mehr die Rede ist.

Steven Cherundolo war unter anderem als Co-Trainer des VfB Stuttgart aktiv
Steven Cherundolo war unter anderem als Co-Trainer des VfB Stuttgart aktiv

Cherundolo will Deutschland-Rückkehr nicht ausschließen

SPORT1: In der Bundesliga gibt es mit jungen Spielern wie Ricardo Pepi, Kevin Paredes oder Joe Scally einen regelrechten US-Boom. Woran liegt das?

Cherundolo: Ich glaube, es liegt an der MLS. Die Jungs können sehr früh in einer sehr professionellen und gar nicht so einfachen Liga spielen - und sie bekommen diese Erfahrung schon sehr früh, teilweise schon mit 16 sind unsere ersten Jungprofis mit an Bord. Diese Erfahrung mit 16 Jahren bekommst du in Deutschland nicht so schnell. Vielleicht ist mal ein Jahrhunderttalent in dem Alter schon so weit. Aber bei den Amerikanern und so wie die MLS strukturiert ist, gibt es Platz für so junge Spieler und jeder Verein muss eben auch ein paar „Homegrown Talents“ bei der ersten Mannschaft unter Vertrag haben. Die Resultate daraus sehen wir jetzt.

SPORT1: Anders als bei Ihnen war die Bundesliga für US-amerikanische Spieler wie Christian Pulisic oder Weston McKennie nur eine Durchgangsstation: Liegt das an der höheren Qualität der Spieler oder hat die Bundesliga an Attraktivität verloren?

Cherundolo: Ob die Jungs wirklich besser sind als ich, das muss man erstmal noch sehen. (lacht) Sie haben noch viel vor sich in ihrer Karriere - und weder Weston noch Christian haben bis jetzt bei einer WM gespielt. Aber ich bin sicher, dass die Jungs es diesmal schaffen und großartig spielen werden! Die Bundesliga hat auf dem Top-Niveau sicherlich ein bisschen an Boden verloren gegenüber England und Spanien. Bayern München ist ein super Beispiel, wie man es machen kann. Die sind jedes Jahr national und international top, weil sie einfach sehr fleißig sind und gut arbeiten. Aber es ist natürlich auch eine finanzielle Frage. Die Fernsehverträge der Bundesliga sind kleiner als in den anderen Ligen, von daher wird es immer schwieriger. Aber wie in der Bundesliga gearbeitet wird, ist schon sehr gut und sehr professionell - und ich glaube, dass aus dem, was zur Verfügung steht, schon sehr viel herausgeholt wird.

SPORT1: Inwiefern hat Ihnen Ihre Bundesliga-Vergangenheit und die Trainerausbildung in Deutschland geholfen, hier so schnell zu einem Cheftrainer-Job zu kommen?

Cherundolo: Ich denke jeden Tag an meine Trainerausbildung, an diesen Klassenraum in der Hennes-Weisweiler-Akademie. Es hat sehr geholfen! Es vergeht wirklich kein Tag, an dem ich nicht zurückblicke und denke: „Aha, das war gemeint! Und genau deswegen haben wir das gemacht.“ Sei es im psychologischen Bereich, im taktischen Bereich oder mit unseren Methoden, wie wir als Trainer auf dem Platz arbeiten. Das hat mir unglaublich viel geholfen und ich bin dem DFB und den Menschen, die den Fußballlehrer mit Leben erfüllen, sehr dankbar. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

SPORT1: Sehen wir Sie also irgendwann wieder in Deutschland als Trainer in der Bundesliga?

Cherundolo: Ich kann nichts ausschließen. Meine Kinder sind in Deutschland geboren, meine Frau kommt aus Deutschland. Ich fühle mich dort sehr, sehr wohl und habe noch viele Freunde und Kollegen in Deutschland. Ich würde natürlich niemals Nein sagen, aber einen richtigen Karriereplan habe ich nicht. Im Moment fühle ich mich sehr wohl hier bei LAFC, genieße die Zeit und genieße die Herausforderung - denn es ist ja auch eine. Lassen Sie uns am Ende der Saison nochmal sprechen.

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