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Bayern-Knall: Neuer wiederholt Lahms Tabubruch - und könnte härter abgestraft werden

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Bayern-Knall: Neuer wiederholt Lahms Tabubruch - und könnte härter abgestraft werden

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Neuer wiederholt Lahms Tabubruch

Manuel Neuer gibt ein explosives Interview, das weitreichende Folgen haben dürfte. Wie einst Philipp Lahm bricht er ein Bayern-Tabu.
SPORT1 Reporter Felix Fischer schätzt das Neuer-Interview über Bayern und Julian Nagelsmann ein. Das Verhältnis von Neuer und dem Trainer ist zerrüttet.
Philipp Heinemann
Philipp Heinemann

„Sie können sich sicher sein, dass er das Interview noch bedauern wird!“

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Mit diesen Worten reagierte Uli Hoeneß auf die brisanten Ausführungen eines Bayern-Kapitäns, die im November 2009 für ein geradezu gigantisches Medienecho gesorgt hatten. Adressat der Drohung war ein gewisser Philipp Lahm. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

Der langjährige Star hatte es gewagt, die Vereinsführung in München öffentlich in Frage zu stellen. Zwei Jahre, bevor Manuel Neuer zum deutschen Rekordmeister stieß. Und rund 14 Jahre bevor genau dieser in einem ähnlich explosiven Interview für helle Aufregung sorgt.

Die beiden Fälle weisen einige Parallelen auf - aber auch diverse Unterschiede. Und vor allem die Unterschiede könnten dazu führen, dass Neuer deutlich schlechter wegkommt als Lahm damals. (BERICHT: Dieses Neuer-Interview sorgt für ein Beben)

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Auch Neuer bricht die Bayern-Regeln

Zunächst ein kurzer Rückblick: Lahm hatte unter anderem die Transferpolitik seines Vereins scharf kritisiert und die fehlende Spielphilosophie angeprangert. „Man darf die Spieler nicht einfach kaufen, weil sie gut sind“, sagte Lahm in der Süddeutschen Zeitung und monierte vor allem eine Mittelfeldproblematik: „Wen soll man denn anspielen? Wo ist jemand, der mal was bewegt, der den Ball zur Seite mitnimmt, nach vorne schaut und irgendwie den Ball durchsteckt, dass man nachrücken kann?“

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Lahm, der damals von Bayern mit einer „Geldstrafe, wie es sie in dieser Höhe beim FC Bayern München noch nicht gegeben hat“ (Zitat Karl-Heinz Rummenigge) belegt wurde, war wie Neuer heute Spielführer und Eckpfeiler beim FCB. Beide galten stets als besonnene Zeitgenossen, die sich im Zweifel lieber, sagen wir, diplomatisch äußerten. (DATEN: Spielplan der Bundesliga)

  • „Die Bayern-Woche“, der SPORT1 Podcast zum FCB: Alle Infos rund um den FC Bayern München – immer freitags bei SPORT1, auf meinsportpodcast.de, bei Spotify, Apple Podcasts und überall, wo es Podcasts gibt

Umso größer war und ist der Aufschrei, wenn sie Klartext reden. Wie Neuer, der von vielen Fans heftige Kritik einstecken musste, verstieß Lahm „in eklatanter und unverzeihlicher Art und Weise gegen interne Regeln“, wie es die Bayern 2009 in einer Pressemitteilung formuliert hatten.

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Erstens: Lahm hatte das Interview in der Süddeutschen Zeitung auf eigene Faust geführt, ohne sich mit dem Klub abzustimmen. Dabei sei genau das „im Lizenzvertrag festgelegt und von jedem Spieler bestätigt.“ Nach SPORT1-Infos war auch Neuers Vorstoß nicht autorisiert. Und zweitens: „Es ist ein absolutes Tabu, in der Öffentlichkeit Kritik gegen den Club, den Trainer und Mitspieler zu äußern.“ Ein Tabu, das auch Neuer gebrochen hat.

Der eklatante Unterschied zwischen Lahm und Neuer

Wie unter anderem die dpa berichtete, musste Lahm 50.000 Euro Strafe zahlen. Und natürlich gab es eine interne Ansage. Oliver Kahn, Rummenigge-Nachfolger und heutiger Vorstandboss, hat bereits ein Gespräch mit Neuer angekündigt. Wie die Konsequenzen ausfallen, hängt wohl auch davon ab. (Kahn knöpft sich Neuer vor!)

Der eklatante Unterschied zwischen damals und heute: Lahm ging es ausschließlich um den sportlichen Erfolg der Bayern. Ja, er machte seinem Frust öffentlich Luft. Aber weil er wachrütteln wollte. Es ging ihm um die Sache, das große Ganze. (DATEN: Ergebnisse der Bundesliga)

Auch Neuer äußerte sich frustriert - aber aus weitgehend persönlichen Gründen, wie Kahn anmerkte. Und könnte seinen Teamkollegen damit zwei Wochen vor dem wichtigen Duell mit Paris Saint-Germain in der Champions League entscheidend geschadet haben. Der Verein kommt seit Wochen nicht mehr zur Ruhe.

Die Entlassung von Torwarttrainer und Freund Toni Tapalovic sei „das Brutalste, was ich in meiner Karriere erlebt habe“, hatte Neuer gesagt. Für die Entscheidung des Vereins könne er keinen nachvollziehbaren Grund erkennen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

Neuer ging so weit, die Entlassung seines Vertrauten auf das „Menschliche“ herunterzubrechen. „Wir wollen als Bayern München anders - eine Familie - sein. Und dann passiert etwas, das ich so hier noch nicht erlebt habe. Das ist für alle schade.“ Emotionen spielen beim aktuellen Knall eine deutlich größere Rolle als 2009.

Nach Lahms Interview ging es bergauf

Auf das Lahm-Interview folgten die erfolgreichsten Bayern-Jahre der Neuzeit. Die Flügelzange mit Arjen Robben und Franck Ribéry wurde stilbildend, unter Trainern wie Louis van Gaal, Jupp Heynckes und Pep Guardiola war die Spielphilosophie stets zu erkennen. Genau so, wie es sich der Kapitän gewünscht hatte.

Eine ähnlich positive Entwicklung ist nach dem Neuer-Knall momentan nicht abzusehen. Genau deshalb könnte der Fall intern durchaus als schwerwiegender eingestuft werden. Ein Zusammenraufen, wie sie es bei den Roten so gerne in schweren Phasen praktizieren, erscheint nur schwer vorstellbar.

Denn Neuer hat nicht nur die Bosse zutiefst verärgert. Seine Aussagen fallen auch auf Trainer Julian Nagelsmann zurück, der Probleme bei der Zusammenarbeit mit Tapalovic zugegeben hatte. (Kommentar: Neuer und Bayern müssen sich trennen)

Uli Hoeneß hat sich übrigens bisher nicht zum aktuellen Wirbel geäußert. Ob Neuer dieses Interview noch bereuen wird?

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