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Bundesliga: Rückrunde der Schande 2.0 - Eintracht wie 2011?

Rückrunde der Schande 2.0?

Bei Eintracht Frankfurt läuft in der Rückrunde in der Bundesliga nichts mehr zusammen. Erinnerungen an ein schwarzes Kapitel der Vereinsgeschichte werden wach.
Spieler von Eintracht Frankfurt nach der Niederlage gegen Leverkusen
Spieler von Eintracht Frankfurt nach der Niederlage gegen Leverkusen
© Imago
Bei Eintracht Frankfurt läuft in der Rückrunde in der Bundesliga nichts mehr zusammen. Erinnerungen an ein schwarzes Kapitel der Vereinsgeschichte werden wach.

Verzockt Eintracht Frankfurt in der Bundesliga alle Ziele innerhalb weniger Wochen?

Die Hessen starteten als Tabellenvierter in die Rückserie und wollten diesen Rang auch verteidigen, das Minimalziel lautete, einen internationaler Wettbewerb zu erreichen. Seitdem kamen in zehn Partien aber nur noch zehn Zähler auf das Konto der Frankfurter.

Nur drei Mannschaften haben bislang weniger Punkte gesammelt, nämlich die Kellerkinder Hertha BSC, TSG Hoffenheim und VfB Stuttgart.

Eintracht-Erinnerungen an 2011 werden wach

Bayer Leverkusen lag am 12. Spieltag noch elf (!) Zähler hinter der Eintracht, hat den Europa-League-Sieger nach dem Sieg im direkten Duell aber nun überholt und aus den Top 6 gekegelt. Nach dieser Niederlage stellt sich am Main die Frage: Droht eine Rückrunde der Schande 2.0?

Es war die Saison 2010/11, als der damalige Vorstandsboss Heribert Bruchhagen in der Winterpause auf Rang sieben stehend nach oben schielte und der Klub nach nur acht gesammelten Punkten noch auf Platz 17 und somit in die zweite Liga abrutschte.

Der Wechsel auf der Kommandobrücke von Michael Skibbe zu Christoph Daum verpuffte. Ganz so schlimm werden die Frankfurter in dieser Saison nicht mehr aufprallen, Abstiegskampf ist seit dem Relegationssieg 2016 kein Thema mehr bei der Eintracht.

Dennoch gibt es gewisse Parallelen zu einem ganz dunklen Kapitel der Vereinsgeschichte. Direkte Duelle gehen verloren, auswärts bekommt man kein Bein mehr auf den Boden. Seit acht Partien gab es auswärts keinen Sieg mehr, 2011 gab es keinen Auswärtssieg in der Rückrunde.

Hinten wackeln die Hessen bedenklich (schon 15 Gegentore), vorne sind Effizienz und Gefahr abhandengekommen (12 Tore). Die Analysen nach den Partien fallen oftmals wachsweich aus, Kleinigkeiten würden fehlen, Schiedsrichterleistungen werden kritisiert, Pflicht-Heimsiege nicht geholt. Klartext? Kaum noch vorhanden.

Eintracht-Trend zeigt bedenklich nach unten

Dabei ist der Trend in der Rückserie bedenklich. An den ersten 17 Spieltagen erzielten die Frankfurter im Schnitt 2,2 Treffer pro Partie und kassierten 1,47. Inzwischen fängt die Mannschaft 1,5 Tore pro Begegnung und jubelt nur noch über 1,2 Tore pro Spiel.

Trainer Oliver Glasner reagierte auf kritische Fragen nach der Niederlage erneut genervt: „Ich bin heute völlig entspannt. Ich lasse mich heute nicht provozieren. Das war vorhin beim Interview schon so. Ich wünsche euch allen frohe Ostern, feiert mit euren Familien.“

Die aktuelle Situation geht am Österreicher nicht spurlos vorbei. Während seine Mannschaft in den Pokalwettbewerben immer wieder Höchstleistungen abruft (Europa-League-Sieg im Vorjahr, Champions-League-Achtelfinale, DFB-Pokal-Halbfinale) und auch dieses Jahr wieder von einem Titel träumen darf, läuft es in der Liga unter seiner Regie einfach nicht rund.

In knapp zwei Jahren Glasner sammelte die Eintracht durchschnittlich 1,36 Zähler in der Bundesliga. Das bedeutet hochgerechnet einen gesicherten Mittelfeldplatz, bestenfalls einen einstelligen Tabellenplatz. Für die Ansprüche der Eintracht ist das inzwischen zu wenig.

Wie geht es weiter bei der Eintracht? Experten sind sich uneins

Trainer-Legende Friedhelm Funkel sagte im STAHLWERK Doppelpass bei SPORT1: „Am wichtigsten ist, dass der Zusammenhalt nicht verloren geht und die Mannschaft weiter zusammensteht. In dieser Saison ist die Defensive die Achillesferse. Sie haben zu viele Gegentore bekommen.“

Der frühere Eintracht-Coach, der von 2004 bis 2009 dort tätig war, forderte: „Daran gilt es jetzt anzusetzen.“ Mannschaft und Trainer sind somit in der Pflicht, für bessere Ergebnisse zu sorgen. Doch gelingt das einem Team, bei dem sich so viele Profis mit ihrer Zukunft befassen? Fraglich.

SPORT1-Experte Stefan Effenberg glaubt trotz der Bundesliga-Krise nicht an ein totales Abrutschen: „Ich meine, dass sie von der Qualität her herausragend aufgestellt sind. Ich bin davon überzeugt, dass sie sich wieder für das internationale Geschäft qualifizieren werden.“

Alfred Draxler widersprach ihm: „Ich sehe es anders. Ich glaube nicht, dass sie sich für den internationalen Wettbewerb qualifizieren werden und weiß nicht, wie das weitergehen soll.“

Eintracht-Planungen auf internationalen Wettbewerb ausgerichtet

Die Planungen der Eintracht sind zwar nicht auf die erneute Teilnahme an der Königsklasse ausgelegt. Krösche sagte aber bei seinem Auftritt im STAHLWERK Doppelpass Ende Januar: „Wir sind in einer Situation, in der viele Klubs in der Vergangenheit waren. Wir befinden uns dabei an einer Schwelle, an der wir die richtigen Entscheidungen für die Zukunft treffen müssen.“

Es könne, so der Eintracht-Macher, zwar passieren, dass der Klub das internationale Geschäft auch mal verpasse. Krösche stellte allerdings klar: „Unser Ziel ist, regelmäßig international zu spielen und Platz vier anzugreifen. Unsere Perspektive lautet, dass wir sukzessive wachsen müssen.“

Der Ex-Profi weiß: Stars wie Randal Kolo Muani oder Mario Götze sind ohne europäischen Wettbewerb kaum zu halten, die Suche nach Neuzugängen gestaltet sich schwieriger. Eine Rückrunde der Schande 2.0 sollte sich deshalb nicht wiederholen.