Es bleibt ein leidiges Thema: Die Handspielregel. So gab es auch beim 1:0-Erfolg des FC Bayern in Freiburg wieder einmal Anlass zur Diskussion.
Bundesliga: Siebert erklärt Hand-Szene - Darum gab es keinen Bayern-Elfer
Bayern-Elfer? „Bin ich bisschen Opfer“
Als Lucas Höler in einen Querpass grätschte und beim Umdrehen sowie Aufstehen den Ball von oben mit der Hand berührte, ließ Schiedsrichter Daniel Siebert zunächst weiterlaufen und schaute sich die Szene dann selbst am VAR-Monitor an. Nun erläuterte der 38-Jährige im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1, weshalb er Entscheidung nicht korrigierte.
„Ich dachte bis jetzt, Weiterspielen wäre eine Entscheidung im Sinne des Fußballs. Für mich was es kein strafbares Handspiel, weil der Gesamtablauf und die Handbewegung gepasst haben“, sagte Siebert und fügte hinzu: „Ich unterstelle dem Spieler nicht, dass er am Boden bewusst den Ball mit der Hand spielen wollte.“
Einen Vergleich mit der Szene im DFB-Pokal, als Jamal Musiala das Bayern-Aus mit einem späten Handspiel besiegelte, wollte Siebert nicht ziehen.
„Das ist nicht vergleichbar. Musiala will den Schuss blocken, schon die Handposition war unnatürlich weit oben über Schulterhöhe – das ist komplett strafbares Handspiel. Höler hatte aber den Ball sauber abgegrätscht und will dann wieder aufstehen – unglücklicherweise liegt dann der Ball genau da an der Stelle“, erklärte Siebert.
Basler äußert Unmut gegenüber Schiedsrichter Siebert
Allerdings konnte Mario Basler mit der Argumentation von Siebert überhaupt nichts anfangen.
„Musiala wollte doch im Pokal auch kein Handspiel machen. Wenn das nun in Freiburg kein Elfmeter ist, dann müsst ihr aufhören zu pfeifen – Handspiel ist Handspiel, ob Absicht oder nicht. Der haut doch voll mit der Hand drauf – und Musiala war hochgesprungen und hat sich weggedreht“, polterte der SPORT1-Experte.
Basler redete sich in Rage und legte nach: „Ich glaube, ihr Schiedsrichter müsst das mal auch versuchen, nämlich ohne Arme hochzuspringen. Ihr Schiedsrichter müsst euch nicht wundern, wenn jede Woche über euch diskutiert wird.“
Auch Friedhelm Funkel heizte die ewige Debatte an. „Heute wissen wir gar nicht mehr, wann denn Hand gepfiffen wird und wann nicht. Das ist unsäglich. Da müsste es eine viel einfachere Regel geben. Das ist das grundsätzliche Problem, dass niemand mehr die Entscheidungen nachvollziehen kann“, sagte der Ex-Trainer.
Siebert: „Das ist für uns Schiedsrichter wirklich unangenehm“
Siebert reagierte auf die Aussagen von Funkel prompt. „Die Frage ist, was ist klar und was ist unklar. Wenn jetzt diese Diskussion herbeigeführt und man sagt, das ist nun auch Handspiel, dann bin ich ein bisschen Opfer von – zugegeben – falschen Schiedsrichter-Entscheidungen. Wir dürfen jetzt nicht so rangehen, klare Fehler von uns Schiedsrichtern in der Vergangenheit herzunehmen und zu sagen: ‚Wenn da nun Handelfmeter entschieden worden ist, dann muss meine Szene in Freiburg auch Handspiel sein‘. So dürfen wir das nicht rangehen und das als Grundlage nehmen“, sagte er.
Die Hand-Diskussion sei in der Öffentlichkeit schon oft geführt worden. Jedoch könne niemand so wirklich beantworten, wie Regeln letztlich ausgelegt werden soll. „Da wurden schon viele Szenarien durchgesprochen, aber da sind wir ehrlicherweise alle ein bisschen überfragt“, erzählte der Schiedsrichter.
Zudem störte sich Siebert an Spieler oder Trainer, die versuchen, während des VAR-Intervention auf sie Einfluss zu nehmen: „Das ist für uns Schiedsrichter wirklich unangenehm. Die Abläufe sind ja klar, da kann es nicht sein, dass mich die Spieler bedrängen.“
„Ich ärgere mich auch, dass ich dazu gestern nicht mit einer Gelben Karte hantiert habe, um diese Unsportlichkeit aus der Welt zu schaffen“, so der Referee weiter.
Bundesliga-Referee hat Ideen
In Zukunft könnten bei solchen Aktionen schneller Gelbe Karten gezückt werden. „Das wäre so ein Ding, wofür man auch die Vereine mitnehmen muss. So wie wir vor der Saison beschlossen haben, dass wir zum Beispiel das Ball-Wegschlagen oder sich Vor-den-Ball-stellen strenger sanktionieren“, betonte Siebert im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1.
Und hat auch schon Konkretes im Kopf: „Sollte so ein Fall in Zukunft wieder auftreten, dann werden wir zum Beispiel von jeder Mannschaft einen Spieler mit einer Gelben Karte verwarnen. Aber wir müssten dazu die Vereine mit ins Boot holen – damit mitten in der Saison anzufangen, würde nur Unruhe stiften.“