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Leipzig-Star Henrichs über Haaland, die Nationalmannschaft und seine Musik

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Leipzig-Star Henrichs über Haaland, die Nationalmannschaft und seine Musik

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Henrichs: So ticke ich privat

Benjamin Henrichs hat sich zu einem wichtigen Spieler bei RB Leipzig entwickelt. Im SPORT1-Interview gewährt er private Einblicke und zeigt sich tief beeindruckt von Erling Haaland.
Benjamin Henrichs spricht im exklusiven SPORT1 Interview über seine bisherige Saison und die deutliche Niederlage bei Manchester City.
Marie Backhaus
Marie Backhaus
von Marie Backhaus

Trotz seiner erst 26 Jahren hat Benjamin Henrichs in seiner Karriere als Profifußballer schon vieles erlebt.

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Seine gesamte Fußballjugend, insgesamt 15 Jahre, verbrachte er bei Bayer Leverkusen, weswegen er bis heute den Kontakt zu vielen damaligen Mitstreitern pflegt.

2018 wechselte der Rechtsverteidiger im Alter von 21 Jahren zur AS Monaco, zwei Jahre später ging es dann zu RB Leipzig. Am Samstag trifft er mit den Sachsen auf den 1. FSV Mainz 05 (15.30 Uhr im LIVETICKER).

Im SPORT1-Interview lässt der Nationalspieler tief blicken. Henrichs plaudert private Details über seine Familie, seinen eigenen Song und seinen Ex-Verein Bayer Leverkusen aus.

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SPORT1: Herr Henrichs, Sie haben Ihren eigenen YouTube-Kanal. Dort haben Sie zuletzt auch einen Einblick in Ihr Zuhause gegeben. Wie kam es dazu?

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Henrichs: Ich mache einfach gern ein paar Sachen auf Social Media. Ich glaube, sonst kennt mich jeder nur als den Fußballer Henrichs, aber wie ich privat ticke, bekommen viele Leute gar nicht mit. Daher versuche ich, den Leuten zu zeigen, dass ich nahbar bin, dass ich auch neben dem Fußballer ein normaler Bruder oder Freund bin. Und daher mache ich ab und zu Projekte wie das.

SPORT1: Zuhause haben Sie viel Bezug zu Bayer Leverkusen. Hat Sie diese Zeit am meisten geprägt?

Henrichs: Ja, definitiv. Ich bin mit sieben Jahren zu Leverkusen gewechselt, mit 21 dann zu Monaco. Wenn du 15 Jahre bei einem Verein spielst, als kleiner Junge dahin kommst und da den Durchbruch schaffst, ist das natürlich ein Verein, dem man viel zu verdanken hat. Den verfolgt man dann auch und hat noch Kontakt zu den Spielern und ein paar Mitarbeitern. Das war schon speziell.

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Benjamin Henrichs steht aktuell bei RB Leipzig unter Vertrag
Benjamin Henrichs steht aktuell bei RB Leipzig unter Vertrag

Henrichs fiebert speziellem Duell entgegen

SPORT1: Zu wem haben Sie noch Kontakt?

Henrichs: Zu Jonathan Tah natürlich, aber auch zum Mannschaftsarzt, der früher mein Trainer war in der U11. Der ist jetzt Mannschaftsarzt bei den Profis. Aber auch zu Klubchef Fernando Carro. Das ist schon eine lange Liste. Aber es ist auf jeden Fall so, dass ich dort auch immer herzlich empfangen werde.

SPORT1: Mitte April steht jetzt das direkte Duell gegen Leverkusen an. Herrscht da noch Nervosität?

Henrichs: Ja, definitiv. Wenn man hier in Leipzig spielt, ist es ein Duell gegen den Ex-Verein. Aber wenn du dann noch mal in der BayArena spielst, wo du als kleiner Junge immer auf dem Schulweg daran vorbeigefahren bist, dann ist es sehr speziell. Ich weiß, dass auf jeden Fall viel Support von meiner Seite aus da sein wird mit Familie und Freunden. Da werde ich ein paar Extra-Tickets bestellen müssen. Aber dort zu spielen ist einfach für mich besonders und ich freue mich extrem drauf.

Henrichs Schwester musste damals „zurückstecken“

SPORT1: Sie haben mal erzählt, dass Ihre Familie, insbesondere Ihre Schwester, früher immer wieder zurückstecken musste. Verspüren Sie dadurch manchmal so einen gewissen Druck, das irgendwie durch Erfolg zurückzahlen zu müssen?

Henrichs: Nein, gar nicht. Ich weiß, dass meine Familie zu mir steht. Egal, ob ich Fußballer geworden wäre oder sonst was. Ich weiß einfach, dass sie stolz sind auf mich. Man merkt doch jetzt, wie sie mich supporten und versuchen, bei den meisten Spielen dabei zu sein - egal, ob hier oder im Ausland. Ich weiß, dass das nichts mit Druck zu tun hat, sondern dass ich von meiner Seite aus einfach dankbar bin, dass ich ihr was zurückgeben kann.

SPORT1: Eine weitere Station war Monaco. Wie wichtig war dieser Wechsel für Sie persönlich?

Henrichs: Extrem wichtig. Ich bin damals von Leverkusen zu einem Champions-League-Verein gewechselt, war das erste Mal weg von zu Hause. Das war schon eine Herausforderung. Ich hatte mir das ein bisschen anders vorgestellt, wie es gelaufen ist. Wir haben gegen den Abstieg gespielt, hatten dann anderthalb Jahre, die nicht sehr erfolgreich waren, das hat mich aber als Person extrem weiterentwickelt. Ich habe das erste Mal allein gewohnt, im Ausland die Sprache gelernt, was mir jetzt in der Kabine weiterhilft.

Benjamin Henrichs wurde zuletzt nicht für das DFB-Team berufen
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Gemeinsames Mittagessen mit den Geissens

SPORT1: Alexander Nübel hat vor kurzem erzählt, dass es so eine Art deutschen Stammtisch gibt, unter anderem mit Robert Geiss.

Henrichs: Zu meiner Zeit gab es das nicht. Ich habe die Geissens ein paar Mal getroffen beim Mittagessen, aber das war kein Stammtisch, das war eher Zufall.

SPORT1: Abseits des Fußballplatzes sind Sie ein großer Musikfan. Sie haben auch einen eigenen Song rausgebracht. Kam das spontan oder war schon immer ein Wunsch?

Henrichs: Eher, spontan. Also mein Kumpel, mit dem ich den Song gemacht habe, der ist schon länger drin gewesen im Musikbusiness. Und ich habe immer gesagt, wir müssen mal was machen. Aber eher so aus Spaß. Und dann stand er auf einmal da, hatte sein ganzes Equipment aus Hamburg mitgebracht. Dann haben wir zu Hause bei mir den Song aufgenommen. Dann im Winterurlaub, haben wir einen Nachmittag genutzt und das Video gedreht. So kam der Song zustande.

SPORT1: Die Botschaft in diesem Song war relativ klar. Welche Gedanken stecken dahinter?

Henrichs: Ich finde es extrem wichtig, dass ich mich nicht verändere, egal wie viel vielleicht materielle Sachen dazukommen oder Fame oder sonst irgendwas, sondern dass ich immer der Gleiche bin, mich nicht beeinflussen lasse und dass ich weiß, dass in der Situation, in der ich bin, viele gern sein würden. Und ich bin dankbar dafür.

SPORT1: Läuft das nicht oft in der Kabine auch?

Henrichs: Ja, aber eher nach Siegen.

Wüstentour im Henrichs-Trikot

SPORT1: Leipzig spielt in dem Video auch eine große Rolle. Man sieht einige Trikots, hauptsächlich auch eigentlich nur Leipzig Trikots. Was steckt dahinter?

Henrichs: Ich spiele ja bei Leipzig. Da wäre es nicht so cool, wenn da Trikots von Leverkusen und Monaco im Video wären. Aber meine Jungs waren ja dabei sowieso im Urlaub und die machen das relativ gerne, dass sie einfach mein Trikot mitnehmen. Und im Urlaub hatten dann alle bei einer Wüstentour mein Trikot an.

Benjamin Henrichs trifft am Samstag mit Leipzig auf Mainz
Benjamin Henrichs trifft am Samstag mit Leipzig auf Mainz

„Ich will es dem Trainer zeigen“

SPORT1: Sie spielen eine sehr starke und sehr konstante Rückrunde. Wie sehen Sie die aktuelle Situation?

Henrichs: Natürlich musste ich es erstmal verarbeiten, nicht bei der WM dabei zu sein. Dann hatte ich dieses Jetzt-erst-recht-Gefühl. Ich will zeigen, dass ich in der Lage bin, hier zu spielen. Ich will es dem Trainer zeigen, aber auch mir selbst beweisen. Es war nicht einfach am Anfang, aber ich glaube, dass mit dieser Einstellung dann auch so ein bisschen andere Trainingsleistungen auf dem Platz zu sehen waren und auch im Spiel.

SPORT1: Wie zufrieden sind Sie jetzt mit Ihren Leistungen in den vergangenen Wochen?

Henrichs: Ich spiele konstant. Das ist schon mal wichtig. Und dann will ich natürlich weiterhin auf diesem Level performen, weiß aber auch, woran ich arbeiten muss.

SPORT1: Sie haben in Ihrer Karriere schon auf vielen Positionen gespielt, sind sozusagen eine Allzweckwaffe. Ist das eher Fluch oder Segen?

Henrichs: Kommt drauf an. Es gibt Trainer, die einen dann da einsetzen, wo gerade jemanden gebraucht wird, weil es gerade verletzungsbedingte Ausfälle gibt. Oder es gibt Trainer, die einen da einsetzen, wo man am stärksten ist. Da ist der Unterschied zwischen Fluch und Segen, je nachdem, welcher Trainer dann wieder auf dich baut.

SPORT1: Wo fühlen Sie sich am wohlsten? Sie waren früher auch Offensivspieler. Vermissen Sie das manchmal?

Henrichs: Man vermisst das schon ein bisschen. Aber man muss auch realistisch sein. Je höher es in der Jugend ging, desto weniger Tore habe ich geschossen. Deswegen würde ich jetzt sagen, die Sechser-Position ist eine ganz gute Position, aber auch Rechts oder Linksverteidiger. Ich glaube auch, dass mir das auch liegt. Wenn ich aber entscheiden könnte, wäre es die Sechs.

Henrichs WM-Schock für Eberl „nicht nachvollziehbar“

SPORT1: Wir haben das Thema eben schon kurz angeschnitten mit der Nationalmannschaft. Max Eberl sagte zuletzt auch, dass er Ihre Nicht-Nominierung beim DFB nicht nachvollziehen kann. Wie sehen Sie das?

Benjamin Henrichs spricht im exklusiven SPORT1 Interview über seine bisherige Saison und die deutliche Niederlage bei Manchester City.
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RB Leipzigs Benjamin Henrichs über die Niederlage bei Manchester City

Henrichs: Ich freue mich natürlich, dass Max Eberl das sagt. Er verfolgt mich ja nicht nur am Wochenende im Spiel, sondern auch das Training und die Trainingseinheiten. Das bestätigt den Eindruck, den ich auch habe, dass ich mich aktuell gut fühle und auch Leistung bringe, dann schauen wir, was passiert.

SPORT1: Aber können Sie trotzdem nachvollziehen, dass zum Beispiel ein Josha Vagnoman nominiert wurde?

Henrichs: Ich glaube nicht, dass ich in der Lage bin, über andere Spieler zu sprechen, sondern nur über meine Performance. Der Bundestrainer hat den Kader nominiert und da habe ich nicht wirklich viel Einfluss drauf. Ich glaube, das Einzige, was ich beeinflussen kann, ist meine Leistung und dass ich die abrufe.

SPORT1: Welche Rolle spielt die Europameisterschaft in Deutschland in Ihrem Kopf?

Henrichs: In meinem Kopf überhaupt keine. Ich habe letztes Jahr viel Fokus auf die Weltmeisterschaft gelegt und es war für mich eine große Enttäuschung, als ich nicht dabei war. Deswegen denke ich nicht an die EM. Vor allem jetzt nicht. Ich glaube, es ist besser, wenn man sich auf seine Aufgaben konzentriert. Mit Leipzig haben wir auch noch viel vor und da sollte die EM nicht im Hinterkopf sein.

Haaland? „Das habe ich so noch nie gesehen“

SPORT1: Nochmal kurz zu Manchester City: Es war ja jetzt vor der Länderspielpause noch mal ein Dämpfer. Was geht Ihnen als Profi nach dem Spiel durch den Kopf?

Henrichs: Das Spiel war schon sehr hart. Und ehrlich gesagt war es das schwerste Spiel meiner Karriere - auch auf dem Platz. Das ist natürlich etwas, worüber man sich länger Gedanken macht, was nicht aus dem Kopf rausgeht. Aber wir haben noch Ziele, die wir erreichen möchten und dafür müssen wir Vergangenes ablegen und den Fokus auf diese Ziele richten.

SPORT1: Erling Haaland war einer der Stars. Was macht ihn zu einem der Besten der Welt?

Henrichs: Seine Torgefahr. Ich glaube, man hat auch die Tore gesehen. Der stand bei jedem zweiten Ball da, wo der Ball hingefallen ist. Das ist etwas, das ich so bis jetzt noch nicht gesehen habe. Das macht ihn so besonders, dass er jetzt nicht nur die Traumtore schießt, sondern einfach da ist. Er geht auch auf den zweiten Ball und macht Laufwege, die ihm viele Chancen ermöglichen.

SPORT1: Was stand nun in der Länderspielpause unter Marco Rose auf dem Plan? Vor allem defensive Standards?

Henrichs: Es macht nicht viel Sinn, Defensivstandards zu trainieren, wenn wir so eine kleine Gruppe haben. Es war ein intensives Training mit vielen Passformen. Aber ich hoffe, wenn wir jetzt wieder eine komplette Gruppe zusammen haben, werden wir diese Standardschwäche in den Griff bekommen. (DATEN: Die Tabelle der Bundesliga)

SPORT1: Mainz steht jetzt als nächstes an. Freuen Sie sich auf die Partie?

Henrichs: Ja klar. Ich glaube auch, dass diese Pause zu einem guten Zeitpunkt gekommen ist, dass jeder abschalten konnte oder mit der Nationalmannschaft unterwegs war und da auf andere Gedanken kommen konnte. Wir freuen uns alle auf dieses Spiel.

SPORT1: Danach wartet auch schon der BVB im Pokal. Ein richtungsweisendes Spiel für die Saison?

Henrichs: Am Ende der Saison wird niemand mehr über diese Phase reden, wo wir 18 Spiele in Folge nicht verloren haben, sondern schauen, was dabei rausgekommen ist. Von 18 ungeschlagenen Spielen kann man sich leider nichts kaufen. Im Pokal wollen wir weiterkommen. Und das ist das, woran wir auch gemessen werden, da wir letztes Jahr den Pokal gewonnen haben. Und dafür müssen wir Dortmund schlagen.

„Umkämpftes Spiel“ gegen den BVB

SPORT1: Auf was für ein Spiel stellen Sie sich ein?

Henrichs: Ich glaube, es wird ein umkämpftes Spiel. Dortmund hat, als wir dort gespielt haben, schon gut dagegengehalten und verteidigt. Wir haben uns viele Chancen erarbeitet, diese dann aber nicht genutzt. Und dann sieht man auch, wozu Dortmund fähig ist. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Bundesliga)

SPORT1: Der Pokalsieg war sehr emotional. Träumen Sie davon, das zu wiederholen?

Henrichs: Ich finde, das war mit das emotionalste Spiel meiner Karriere. Das Finale zu spielen, wo zig Millionen Menschen vor dem Fernseher sitzen und tausende Menschen im Stadion sind. Deine Familie ist da, deine Freunde, das erfüllt einen mit Stolz, weil man weiß, wie weit man gekommen ist und was man erreicht hat. Und dann natürlich abends mit allen Leuten zu feiern, mit denen du eng bist oder die mit dir aufgewachsen sind. dann diesen Pokal zu halten, ist schon ein besonderes Gefühl.

Tuchel ist für Henrichs ein „guter Trainer“

SPORT1: Abschließend würde ich noch mal einen kurzen Blick auf die Konkurrenz werfen. Wie überrascht waren Sie denn am Donnerstagabend vom Nagelsmann-Aus?

Henrichs: Das war schon überraschend. Aber ich weiß nicht, was dort vorgefallen ist und habe es nur aus den Medien mitbekommen.

SPORT1: Marschieren die Bayern mit Thomas Tuchel wieder durch?

Henrichs: Schwer zu sagen. Aber er ist ein guter Trainer von dem, was man hört oder liest.