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Bayer Leverkusen: So wurde Palacios zum großen Häuptling

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Bayer Leverkusen: So wurde Palacios zum großen Häuptling

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Leverkusen hat wieder einen Krieger

Exequiel Palacios überragt bei Leverkusens deutlichem Erfolg gegen Heidenheim. Selbst ein drohender Platzverweis bringt den argentinischen Weltmeister nicht aus dem Konzept.
Bayer Leverkusen unterstreicht die bärenstarke Form mit einem deutlichen Heimsieg gegen Heidenheim. Victor Boniface überragt einmal mehr.
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Mit vollem Risiko, viel Anlauf und gestreckten Beinen grätschte der bereits gelb-vorbelastete Exequiel Palacios kurz vor der Pause frontal in Nikola Dovedan herein. Heidenheims Proteste folgten unmittelbar, ein früher Platzverweis schien naheliegend zu sein. Aber das Glück des 24-Jährigen: Er traf vor allem den Ball, weshalb Schiedsrichter Christian Dingert beide Augen zudrückte und ihn nicht in die Kabine schickte.

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Was bei Bayer zum kollektiven Aufatmen führte, dürften die Gäste erfahrungsgemäß anders gesehen haben. War es doch ausgerechnet Palacios, der diese Partie in der Folge entschied. Beim 4:1 der Leverkusener gegen den Aufsteiger hatte Trainer Xabi Alonso Urvertrauen in den besten Spieler der ersten Halbzeit, ließ den argentinischen Weltmeister noch bis zur 71. Minute auf dem Feld – und wurde belohnt.

Als die Werkself gerade erst den überraschenden Ausgleich kassierte, riss Palacios das Spiel wieder an sich, ordnete und dirigierte. Nur folgerichtig war es letztlich auch der Südamerikaner, der als Dosenöffner fungierte. Aus dem Mittelkreis heraus spielte er einen wunderbaren Steilpass über 40 Meter genau in den Lauf des startenden Jonas Hofmann, der alleine vor FCH-Keeper Kevin Müller die Ruhe behielt und zur Vorentscheidung einnetzte.

„Manchmal muss man mutig sein“, kommentierte Sportdirektor Simon Rolfes die Entscheidung Alonsos, den arg gelb-rot-gefährdeten Palacios in der Halbzeit nicht rauszunehmen. „Die erste Gelbe Karte war nicht unbedingt eine, bei der zweiten hat er ein bisschen Glück. Wichtig ist, dass Pala versteht, wie er sein Spiel dann verändern muss.“ Das ist ihm offensichtlich gelungen.

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Alonsos Sonderlob für Palacios

Es festigte sich der Eindruck der vergangenen Wochen: Palacios grätscht und fightet nicht nur, hält das Bayer-Mittelfeld zusammen. Auch offensiv kommt ihm eine tragende Rolle zu. Schon vor dem 2:1 assistierte er beim 1:0-Führungstreffer von Victor Boniface. Er hat „sehr gut gespielt, intensiv, stark mit dem Ball“, lobte Alonso nach dem Match, der „sehr zufrieden mit ihm“ war.

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Stand der Argentinier anfangs noch im Schatten seines kongenialen Nebenmanns Granit Xhaka, zieht er nun mehr und mehr Aufmerksamkeit auf seine eigene Person. Wiederholt starke Leistungen haben Palacios‘ Platz in der Bayer-Elf längst zementiert. Selbst für Robert Andrich, in der Vorsaison noch unumstrittener Sechser und absoluter Führungsspieler, bleibt da aktuell nur ein Bankplatz übrig.

Einzig in der Vorwoche gegen die Bayern durfte Andrich von Beginn an ran, weil Palacios ganz spät von einem Länderspieleinsatz nach Deutschland zurückkehrte. Doch Andrich wackelte, wurde in der Pause durch seinen Teamkollegen ersetzt. Der agierte wiederum gewohnt passsicher, zweikampfstark und sorgte dafür, dass Bayer dann den Spielrhythmus beherrschte. Kurz vor Schluss bewies Palacios auch Nervenstärke und verwandelte den Strafstoß zum 2:2-Endstand.

In gewisser Weise erinnert Palacios mittlerweile an einen anderen Südamerikaner, der einst das Bayer-Trikot trug. Zwischen 2007 und 2011 entwickelte sich Arturo Vidal im Rheinland vom Teenager zum großen Häuptling. Der Chilene verkörperte eine unbequeme Spielweise wie kein anderer, galt als ein prototypischer Vertreter eines giftigen, aber dennoch ballfertigen Stabilisators.

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Weil auch Vidal ab und zu mit rüden Tacklings über den Rasen flog, nannten ihn die Fans gerne „Krieger“. Sehr ähnlich sind der Werdegang und die Qualitäten von Palacios. Mit vielen Vorschusslorbeeren verpflichtet, kämpfte er während seiner Anfangszeit in Leverkusen oft mit Verletzung oder Übereifer. Das hat der argentinische Nationalspieler nun abgelegt.

Palacios wäre fast bei Real gelandet

Was Palacios zu leisten im Stande ist, hat bereits vor Jahren ein anderer Verein erkannt. Einer, mit dem sich Bayer-Trainer Alonso bis heute eng verbunden fühlt: Real Madrid. Die Königlichen wollten sich offenbar im Winter 2018/19 mit dem Mittelfeldspieler verstärken, nachdem er seinen Durchbruch bei River Plate schaffte.

Ein Transfer war bereits weit fortgeschritten, beide Parteien führten konkrete Gespräche. „Vertreter von Real Madrid sind zu mir gereist, um mich zu verpflichten“, berichtete der defensive Mittelfeldspieler kürzlich im Interview mit der Marca, ergänzte aber: „Am Ende hat es wegen einer Verletzung nicht geklappt.“ Denn Palacios zog sich einen Wadenbeinbruch zu - so platzte der Deal mit dem spanischen Rekordmeister.

Stattdessen zog es ihn zwölf Monate später für eine Ablösesumme von 17 Millionen Euro nach Leverkusen. Dort ist er inzwischen unverzichtbar - wie das Match gegen Heidenheim erneut gezeigt hat. Mit Blick auf Palacios‘ Auswechslung schmunzelte Rolfes im Nachhinein: „Ich war froh, als er dann runter war.“ Wäre ein Platzverweis im Hinblick auf die kommenden Spiele doch extrem schmerzhaft gewesen.