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Chronologie eines Missverständnisses: Eberls Geschichte bei RB Leipzig

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Chronologie eines Missverständnisses: Eberls Geschichte bei RB Leipzig

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Ein großes Missverständnis

RB Leipzig stellt Max Eberl überraschend nach nur zehn Monaten als Sportgeschäftsführer frei. SPORT1 gibt eine Übersicht über Eberls Zeit in Sachsen und warum die erfolgsversprechende Kombination schlussendlich doch nicht passt.
RB Leipzig und Geschäftsführer Max Eberl gehen völlig überraschend getrennte Wege. Die Begründung der Roten Bullen lässt aufhorchen. Der gebürtige Bayer war nicht einmal ein Jahr im Amt.
Maximilian Schwoch
Maximilian Schwoch

Am Ende waren es nicht mehr als zwei Absätze, mit denen RB Leipzig um Punkt 17 Uhr am späten Freitagnachmittag für einen Paukenschlag sorgte. Max Eberl ist nicht mehr Sportgeschäftsführer der Sachsen, Rouven Schröder übernimmt ab sofort die sportliche Leitung beim Champions-League-Klub.

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Die Begründung lieferte Leipzig in seinem knappen Statement gleich mit. Nicht sportliche Gründe seien ausschlaggebend gewesen, stattdessen sei „das fehlende Commitment zum Klub“ Grund für die überraschende Trennung gewesen.

Deutliche Worte. Worte, mit denen Leipzig nach nur zehn Monaten einen Schlussstrich unter das Thema Eberl zieht. Und das nur rund 25 Stunden vor dem wegweisenden Bundesliga-Kracher gegen den FC Bayern, dass am Samstagabend mit 2:2 endete. Bezeichnend auch, dass Eberl selbst in der Meldung nicht zu Wort kommt.

Vor der Partie gegen den Rekordmeister nahm RB-Boss Oliver Mintzlaff Stellung zur Causa Eberl. „Es war nicht zu retten, deswegen haben wir auch so konsequent gehandelt und uns entschieden, zu sagen: So geht es nicht weiter“, sagte der 48-Jährige im Interview bei Sky. „Es fehlt das Commitment für den Klub, für die Stadt und damit auch für uns die Überzeugung, einen langfristigen Weg weiterzugehen.“

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Tränen-Rücktritt bei Gladbach

Ein Rückblick: Vor rund einem Jahr verkündete Leipzig das, was die Spatzen bereits seit Wochen von den Dächern gepfiffen hatten. Eberl wird ab Dezember 2022 der neue starke Mann bei den Sachsen.

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Ein Wechsel, der vor allem von Anhängern von Eberls Ex-Klub äußerst kritisch beäugt wurde. Denn erst Anfang 2022 hatte Eberl auf eigenen Wunsch sein Engagement bei Borussia Mönchengladbach beendet, wo er seit 1999 zunächst als Spieler, später als Nachwuchskoordinator und seit 2008 als Sportdirektor tätig gewesen war.

In einer emotionalen Pressekonferenz hatte Eberl unter Tränen seinen Rücktritt bei den Fohlen verkündet und diesen mit einer psychischen Erkrankung begründet. „Ich will einfach raus, ich will einfach mit diesem Fußball gerade nichts zu tun haben. Ich will Spaß haben. Ich will Max Eberl sein.“

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Eberl wechselt die Seiten

Ein Auftritt, der Fußball-Deutschland bewegte. Doch die Anteilnahme der Gladbach-Fans hielt nicht lange. Denn bereits wenige Wochen nach seinem Aus machten Gerüchte um ein Engagement bei Leipzig die Runde.

Ausgerechnet der Verein, den Eberl in der Vergangenheit immer wieder kritisiert hatte. 2016 hatte er das „Geschiebe von Spielern von Salzburg nach Leipzig“ und andersrum angeprangert. Ein Jahr später hatte er erklärt, dass Leipzig „scheinbar kein Geld einnehmen“ müsste.

Im Herbst 2022 machte RB den Deal dann offiziell und zahlte eine Ablöse an Gladbach, die dem Vernehmen nach bei 2,5 Millionen Euro gelegen haben soll. Denn dort stand der gebürtige Niederbayer noch unter Vertrag, sein Arbeitspapier war nicht aufgelöst worden, sondern ruhte lediglich.

„Wir beschäftigen uns schon länger mit Max, haben seine schwierige Situation aber immer respektiert und freuen uns nun sehr, die Zusammenarbeit im Dezember beginnen zu können“, erklärte der damalige Leipzig-Boss Mintzlaff, der inzwischen in die Geschäftsführung der Red Bull GmbH aufgestiegen ist.

Eberl sorgt für Erfolg und Titel bei Leipzig

Für Eberl war das Leipzig-Engagement ein sportlicher Aufstieg, beim Großteil der Gladbach-Fans war er aber von nun an komplett unten durch. Als Heuchler wurde er betitelt, erst am vergangenen Wochenende sah er sich wieder Schmähplakaten der Gladbach-Anhänger ausgesetzt.

Eberl, der betonte, seine früheren Aussagen seien auch polemischer Natur gewesen, wehrte sich gegen die Vorwürfe, betonte aber auch, „bestimmt auch Fehler gemacht zu haben“.

Bei den Sachsen kam es zudem zum Wiedersehen mit Ex-Gladbach-Trainer Marco Rose, der im Herbst 2022 von Domenico Tedesco übernommen hatte. Sportlich lief es für Eberls Leipzig in der Rückrunde überragend, Rose führte die Sachsen auf Rang drei und gewann zudem den DFB-Pokal – der zweite Titel in Folge für Leipzig.

Eberl und Bayern weiter ein Thema

Dennoch war Eberl weiter Thema der Berichterstattung. Der Grund: seine andere große Liebe neben Gladbach - der FC Bayern. Schon während seiner Zeit bei den Fohlen wurde er immer mal wieder mit einem Engagement als Sportchef der Münchner gehandelt. Unter anderem im Jahr 2017, am Ende wurde es dann aber Hasan Salihamidzic.

Eberl machte aus seiner Verbundenheit zum Rekordmeister nie einen Hehl. Er stammt aus der Bayern-Jugend, feierte 1991 sein Bundesliga-Debüt im Dress der Münchner – auch wenn es am Ende bei diesem einen Profi-Einsatz blieb.

Als Salihamidzic und Oliver Kahn nach dem Bundesliga-Finale bei Bayern gehen mussten, tauchte sofort wieder der Name Eberl auf. Der Leipzig-Boss sei Top-Kandidat auf die Nachfolge von Salihamidzic, lauteten die Berichte.

Leipzig fehlt ein eindeutiges Bekenntnis

Und Eberl? Der betonte nochmals die Verbindung nach München, wo auch seine Eltern wohnen. „Aber es gibt auch den Fakt, dass ich in Leipzig Vertrag habe. Dass ich gerade meine Transferperiode und wie gestern Verlängerungen plane.“ Das seien die Fakten, an denen er sich festhalte, betonte er, bestritt aber auch ein Treffen mit den Münchnern. Ein klares Dementi? Fehlanzeige.

In der vergangenen Woche wurden dann erneut Berichte über ein mögliches Anheuern Eberls in München laut. Auch SPORT1 hatte berichtet, dass das Thema schon bald wieder Fahrt aufnehmen könnte.

„Ich stehe bei RB Leipzig unter Vertrag. Es geht aber nicht um mich, sondern um das Top-Spiel der Bundesliga“, versuchte Eberl, das Thema klein zu halten, ohne sich allerdings komplett zu Leipzig zu bekennen.

Das dürfte bei Mintzlaff und Co. das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht haben. „Natürlich hätte man sich gewünscht, dass da mehr Überzeugung ist, dass wir auch hier einen langen gemeinsamen Weg hinlegen“, betonte Mintzlaff.

Eberl und Leipzig – am Ende nicht mehr als ein großes, wenn auch in der Bilanz erfolgreiches Missverständnis.