Uli Hoeneß gab mal wieder die Richtung vor. Mit einer herzlichen Umarmung für Trainer Thomas Tuchel setzte der langjährige Patriarch des FC Bayern den richtigen Ton - und tatsächlich: Es folgte ein überaus harmonischer „Parteitag“.
FC Bayern: Neues Saisonziel! Boss setzt Tuchel unter Druck
Bayern-Boss setzt Tuchel unter Druck
Dabei präsentierte sich der deutsche Branchenprimus als geschlossene Familie und stichelte getreu seinem Motto „Mia san mia“ zwischen Rekordzahlen und ein wenig Selbstbeweihräucherung gegen seine vielen Gegner.
Der deutsche Rekordmeister, tönte Präsident Herbert Hainer einige Stunden nach der nächsten Gala von Tor-Phänomen Harry Kane, stehe „da, wo der FC Bayern hingehört - ganz oben. Sportlich, wirtschaftlich und gesellschaftlich!“ Jan-Christian Dreesen rief den 1780 Mitgliedern in der Rudi-Sedlmayer-Halle in seiner ersten Rede als Vorstandschef zu: „Reicht uns das? Mitnichten!“
Meisterschaft und London: Bayern-Boss gibt großes Ziel aus
Im Überschwang gab der CEO „unser großes Ziel“ aus: „Die Meisterschaft - und natürlich London. Wir streben mit aller Macht wieder ins Wembley-Stadion!“ Also ins Finale der Champions League, ins Wohnzimmer des englischen Kapitäns Harry Kane, den Dreesen als „Sportstar und Gentleman“ bejubelte, der „perfekt zur DNA des FC Bayern passt“.
Außerdem ist Kane eine echte Cash Cow. Allein am ersten Wochenende nach seiner Verpflichtung wurden 20.000 (!) Trikots mit seinem Namen verkauft, wie Finanzchef Michael Diederich berichtete.
In seiner stolzen Bilanz der Saison 2022/23 tauchte dieser Posten noch nicht auf, dennoch gab es Traumzahlen, „um die uns jeder Bundesligist und viele internationale Topklubs beneiden“, wie Hainer schwärmte.
FC Bayern vermeldet Rekordumsatz
Der bisherige Rekordumsatz von 2019 wurde um über 100 Millionen Euro auf 854,2 Millionen gesteigert, der Gewinn nach Steuern beträgt 35,7 Millionen Euro. Auf dem legendären Festgeldkonto schlummern jetzt unglaubliche 536 Millionen Euro. Diederich sieht die Bayern als „Leuchtturm in der gesamten Fußballwelt“.
Die wenigen kontroversen Themen (Satzungsänderung, Nagelsmann, Kahn, Salihamidzic) räumte Hainer in seiner Eröffnungsrede clever ab - nicht ohne Abwehrspieler Noussair Mazraoui nach dessen Palästina-Post ganz im Sinne vieler Fans zu drohen: „Noch einmal darf so etwas nicht passieren!“
Die mögliche Berufung von Max Eberl als neuem Sportvorstand, die schon am Montag auf der Aufsichtsratssitzung beschlossen werden könnte, machte keiner der Bosse zum Thema.
Hainer attackiert Experten
Lieber sonnten sie sich im jüngsten Erfolg über Rivale Dortmund oder teilten gegen die vielen Gegner aus. Dreesen stänkerte gegen die Klubs, „bei denen das Geld gefühlt aus der Steckdose“ komme, Hainer attackierte „diese Experten“, die „schon auch mal ein richtiges Kontra vertragen“, wie neulich durch Trainer Tuchel. Der erschien bester Laune mit den Stars Jamal Musiala, Matthijs de Ligt und Raphael Guerreiro und wurde von den Fans mit warmem Applaus bedacht.
Hainer nannte das phasenweise zittrige 4:2 (2:0) gegen den aufmüpfigen Aufsteiger 1. FC Heidenheim als „das nächste Ausrufezeichen, dass wir Großes vorhaben“. Gesetzt hatte es vor allem Kane, der schon vor dem süßen Belohnungsküsschen von Ehefrau Katie ins Schwärmen geriet.
„Ich liebe jede Sekunde hier“, sagte er und wagte sogar schon einen verstohlenen Blick auf den „ewigen“ Bundesliga-Rekord seines Vorgängers Robert Lewandowski.
Kane hat Bundesliga-Rekord im Blick
Sicher, die unglaubliche Bestmarke von 41 Toren sei „noch ein bisschen weit weg“, bekannte Kane, der nach seinem Doppelpack bei 17 Treffern steht: „Aber wenn wir dann mal im April sind und nahe am Saisonende, dann ist es sicher etwas, das ich versuche zu erreichen.“
Dass Kane das Zeug dazu hat, daran zweifelt niemand in der Bayern-Familie. Schon jetzt hat der 30-Jährige einmal häufiger getroffen als die Schützenkönige Niclas Füllkrug und Christopher Nkunku in der vergangenen Saison - in nur elf Spielen! Das hat in über 60 Jahren Bundesliga keiner vor ihm geschafft, auch nicht Lewandowski.
„Das ging schneller als ich gedacht habe“, scherzte Kane, „ich bin stolz darauf.“ Großen Anteil daran hatte auch das Münchner „Sahnestück“, wie Kapitän Manuel Neuer Leroy Sané augenzwinkernd nannte, der beide Kane-Tore auflegte - und damit den Grundstein legte für ein harmonisches Wochenende unter guten Freunden. Uli Hoeneß gefiel das.
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)