Es ist wie so oft im Leben: Durch Alkohol werden viele Situationen komplizierter. So geht es dem FC Bayern aktuell mit Alphonso Davies. Der Kanadier wurde in der Nacht auf Freitag mit Alkohol am Steuer erwischt. Um 2.15 Uhr stoppte ihn die Münchner Polizei und stellte einen Atemalkoholwert von 0,6 Promille fest. Kostenpunkt üblicherweise: Rund 500 Euro Geldstrafe und ein Monat Fahrverbot.
Davies bringt Bayern in heikle Lage
Doch die Konsequenzen, die sich aus dieser nächtlichen Eskapade entwickeln, sind für Davies und seinen Klub größer. Den FC Bayern bringt der Vorfall in eine schwierige Lage: Soll man den Kanadier hart bestrafen oder Gnade vor Recht ergehen lassen? Belässt man es bei einer Geldstrafe oder folgt auch eine interne Sperre?
Letzteres gilt aus ausgeschlossen und hat Trainer Vincent Kompany durch den Startelfeinsatz für Davies auch bereits beantwortet: Der 24-Jährige wird auch in den kommenden Wochen fest zum Kader gehören.
Ärger kommt zur Unzeit
„Phonzie hat einen Fehler gemacht und er kennt auch meine Meinung dazu“, erklärte Vincent Kompany bei Sky vielsagend. Der Belgier drückt vorerst ein Auge zu. Doch es ist kaum vorstellbar, dass der selbst so disziplinierte Coach es lustig findet, wenn ein Stammspieler kurz vor so einem wichtigen Spiel beim BVB um die Häuser zieht und sich dann auch noch angetrunken hinters Steuer setzt.
Trainer wie Klub-Bosse betonen derweil nach Kräften, dass man den Fehltritt hinter den Kulissen besprechen werde. „Das regeln wir intern, ganz klar. Es wurde ja nicht von uns kommuniziert, sondern von den Medien. Wir haben mit ihm gesprochen“, sagte Sportdirektor Christoph Freund nach der Partie in Dortmund.
Der Alkohol-Ärger kommt zur Unzeit. Nach den teils öffentlich ausgefochtenen Streitereien mit Davies‘ Berater Nick Huoseh war der FC Bayern eigentlich dabei, das Verhältnis zum Kanadier und seinem Agenten deutlich zu verbessern. Erst Anfang November verkündete Sportvorstand Max Eberl, dass es durchaus wieder die Chance auf eine Verlängerung des 2025 auslaufenden Vertrages gebe.
Angesichts des Flirts der Spielerseite mit Real Madrid und der heftigen Reaktion von Bayern-Patron Uli Hoeneß im Sommer („Manche Berater wissen nicht einmal, dass im Ball Luft ist“), durchaus eine Überraschung.
Davies und Bayern am Scheideweg
Dem Vernehmen nach hat Davies bei seinen Gehaltsforderungen Abstriche gemacht. Umgekehrt konnte er mit seinen guten Leistungen unter Kompany die Klubführung wieder mehr von sich überzeugen. Doch dieses zarte Pflänzchen der Annäherung wird durch die nächtliche Spritztour auf eine harte Probe gestellt. Zumal Davies grundsätzlich im Ruf steht, auch gerne die schönen Seiten des Fußballerlebens zu genießen und dabei manchmal den Fokus auf das Sportliche zu verlieren.
Der Flügelflitzer und die Bayern stehen am Scheideweg. Während sich die Bayern eine Vertragsverlängerung zu ihren Bedingungen sehr gut vorstellen können, pochen sie gleichzeitig auf Disziplin neben dem Platz – auch um das gute Binnenklima im Kader zu bewahren.
Auf der anderen Seite erhebt Davies den Anspruch auf eine bessere Bezahlung. Eine saftige Geldstrafe oder gar öffentliche Rüge könnte den Kanadier und seinen Berater verärgern und das Verhältnis aller Beteiligten wieder verschlechtern.
Neuer hält sich bedeckt
Unter den Kollegen versucht man derweil, das Problem so klein wie möglich zu halten. Kapitän Manuel Neuer, der eigentlich qua Amt schon eine Meinung zu Davies‘ Aktion haben dürfte, behauptete am Samstagabend in einem Interview augenzwinkernd: „Ich habe keine Ahnung. Ich habe davon gar nichts gehört. Das höre ich hier zum ersten Mal.“
Es ist der clevere Versuch des Routiniers, die Situation für alle Beteiligten nicht noch komplizierter zu machen, als sie ohnehin schon ist.