Ein bisschen was von Jürgen Klopp hatte es, als Mike Tullberg die zwischenzeitliche 2:0-Führung seines BVB bejubelte, mit Faust und Schrei lief er an der Seitenlinie entlang, brüllte seine Freude heraus.
Ein Trainer mit Mentalität
Der dänische Coach erlebte beim 2:2-Remis gegen Werder Bremen sein erstes Spiel als Chefcoach der BVB-Profis - und hinterließ durchaus Eindruck.
„Ob ich es genossen habe, weiß ich nicht. Die Mannschaft hat das umgesetzt, was wir uns vorgestellt hatten”, stellte Tullberg nach der Partie bei Sky fest.
Schlotterbeck fliegt vom Platz
Immer wieder forderte der Interims-Coach seine Mannschaft zum Pressing auf, agierte lautstark an der Seitenlinie - lebte die Leidenschaft vor, die der in die Sinnkrise gestürzte BVB gerade definitiv gebrauchen kann.
Tullberg applaudierte bei jedem Ballgewinn, bis hinauf zur Pressetribüne im Signal Iduna Park war er noch deutlich zu hören.
Dabei lief es anfangs so gar nicht nach Plan. Nico Schlotterbeck wurde nach einer Notbremse vom Platz gestellt (21.) und die Dortmunder mussten fortan in Unterzahl zurechtkommen.
Tullberg fordert Leidenschaft
Den Platzverweis und die Schiedsrichterleistung wollte Tullberg nicht kommentieren, einen Vorsatz, den er neu gefasst hatte. Auf der Pressekonferenz gestand der Däne, dass er zu seiner Zeit als U19-Trainer manchmal „zu wild“ aufgetreten war. Und doch war bei genauerer Beobachtung zu erkennen, wie Tullberg an der Seitenlinie Selbstgespräche suchte und so vor sich hin fluchte.
Trotz alledem wirkte der 39-Jährige weitestgehend locker und abgeklärt - auch wenn im Spiel seiner Mannschaft noch der ein oder andere Makel zu erkennen war. Für Tullberg stand am Samstagnachmittag die Mentalität im Vordergrund.
„Die Situation gerade kennt jeder. Wie die Jungs sich präsentiert haben, mit welcher Leidenschaft - darum geht es“, untermauerte er im Nachgang.
Auf seine Zukunft in Dortmund angesprochen, betonte der Fußball-Lehrer, dass es ihm in erster Linie darum gehe, „dem Verein zu helfen“. Doch nun sollen für den kriselnden BVB endlich Ergebnisse her.
„Jetzt geht es nur um eins: Spiele zu gewinnen und die Mannschaft zu stabilisieren. Da tue ich mein Bestes, jeden Tag, mit jedem anderen zusammen.“
Tullberg sucht das Gespräch
Ob Tullberg das Ruder rumreißen kann, bleibt abzuwarten. Auffällig war jedoch der intensive Kontakt zu Sportdirektor Sebastian Kehl. Auch mit den Führungsspielern war der Coach stets im Austausch, suchte immer wieder das Zwiegespräch.
Dabei stand Tullberg zu Jahresanfang kurz vor einem Abgang, hätte den Verein beinahe verlassen. Das Blatt hat sich inzwischen gewendet: Tullberg sitzt auch im letzten Champions-League-Spiel gegen Schachtar Donezk wieder als Cheftrainer an der Seitenlinie, wie Geschäftsführer Sport Lars Ricken nach der Partie bestätigte.
Spätestens dann wird sich zeigen, was Tullberg in Dortmund noch alles bewegen kann.