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Mislintat-Aus: Ricken zeigt, wer Chef im Ring ist

Ricken zeigt, wer Chef im Ring ist

Sven Mislintat ist beim BVB Geschichte. Mit der Trennung setzt Sport-Geschäftsführer Lars Ricken ein deutliches Zeichen und schärft damit sein Profil. Ein Kommentar.
Niko Kovac ist der neue Trainer von Borussia Dortmund. Lars Ricken erklärt, warum man sich für Kovac entschieden hat.
Sven Mislintat ist beim BVB Geschichte. Mit der Trennung setzt Sport-Geschäftsführer Lars Ricken ein deutliches Zeichen und schärft damit sein Profil. Ein Kommentar.

Lars Ricken haut auf den Tisch! Das Machtgerangel beim BVB findet vorerst seinen Höhepunkt. Das erste Opfer: Sven Mislintat. Schon seit Sommer, genauer gesagt seit Amtsantritt des (ehemaligen) Technischen Direktors mit Schwerpunkt „Kaderplanung“ im Mai gab es Unstimmigkeiten.

Vor allem das Verhältnis von Mislintat und Sportdirektor Sebastian Kehl war schon lange zuvor stark belastet.

Dennoch holten die BVB-Bosse, allen voran Hans-Joachim Watzke, mit diesem Wissen Mislintat in den Verein. Die Hoffnung war, dass sich die beiden zusammenraufen würden und der Mehrwert an Expertise und neuen Input den Verein voranbringen würde. Doch Ricken beendete dieses Missverständnis nach neun Monaten und fünf Tagen.

Ricken stärkt Kehl in seiner Position

Von Anfang an war klar: Kehl oder Mislintat. Die gemeinsame Zusammenarbeit war zum Scheitern verurteilt. Als Watzke Lars Ricken zu seinem Nachfolger erklärte und Kehl somit heftig vor den Kopf stieß, schien es, als wäre der ehemalige BVB-Profi auf dem Abstellgleis. Watzke hätte wohl auch Mislintat den Kehl-Posten zugetraut.

Ricken stärkte Kehl den Rücken und somit in seiner Position. Die beiden pflegen seit ihrer Spielerzeit ein enges Verhältnis. Das „Vor-die-Nase-setzen“ hat dabei nichts geändert. Das beweist auch die neuerliche Vertragsverlängerung Mitte Januar.

Als Mislintat im Sommer seine Kompetenzen überschritt und gerade in Sachen Kaderplanung Alleingänge wagte, drohte die Situation bereits im Trainingslager in Bad Ragaz zu eskalieren. Ricken ermahnte ihn eindringlich und zurrte die Verantwortlichkeiten noch fester.

Die Folge: Mislintat hatte nahezu überhaupt keinen Einfluss mehr und war komplett außen vor.

Vorschläge und Ideen seinerseits fanden überhaupt kein Gehör. Das Verhältnis zu Kehl kühlte immer weiter ab. Auch deshalb scheiterte Mislintat in seinem Vorhaben, interessante Spieler nach Dortmund zu lotsen und seinem Spitznamen „Diamantenauge“ gerecht zu werden.

Denn ganz ehrlich: Für die Verpflichtungen von Maximilian Beier, Serhou Guirassy, Waldemar Anton oder Pascal Groß hätte es keinen ausgewiesenen Experten gebraucht. Und bei den weitaus fantasievolleren Verpflichtungen von Carney Chukwuemeka, Daniel Svensson oder auch Diant Ramaj war es schon viel zu spät.

Ricken schärft sein Profil

Mit der Trennung von Mislintat beweist Ricken zum ersten Mal in seiner immer noch neuen Position richtig Kante. Dieses Vorgehen wird ihm dabei helfen, sein Profil zu schärfen und aus dem Schatten von Watzke zu treten.

Dass die Entscheidung schon länger feststeht, zeigte auch die vielsagenden Aussagen von Ricken am Dienstag bei der Vorstellung von Niko Kovac als neuer Cheftrainer.

Denn bislang hält nach wie vor Watzke, der die sportliche Gesamtverantwortung bereits im Juni an seinem Nachfolger übergeben hatte, die Zügel fest in der Hand – auch jetzt bei der Suche nach einem geeigneten Trainerkandidaten wird er derjenige sein, der am Ende den Daumen hebt oder senkt.

Dass sich der BVB-Boss auch nach seinem geplanten Ausscheiden Ende 2025 aus der Geschäftsführung komplett aus dem operativen Bereich zurückziehen wird, darf bezweifelt werden.

Ricken schreckt nicht vor Entscheidungen zurück

Doch Ricken zeigt mit Entschlossenheit, wer Chef im Ring ist. Schon Ende Januar ließ er aufhorchen, als er Matthias Sammer nach dessen Wut-Aussagen in Bologna zum Rapport bat und ihm offenbar ein Ultimatum stellte.

Klar ist: Ricken will nicht länger nur als BVB-Eigengewächs, als netter Typ, der in Ritterrüstung herumtanzte und die Dortmunder zum Champions-League-Triumph 1997 lupfte, wahrgenommen werden, sondern als das, was er ist: Sport-Chef bei Borussia Dortmund, der nicht vor schwierigen Entscheidungen zurückschreckt und den Laden wieder ohne Rücksicht auf Verluste auf Vordermann bringen will.

Die Trennung von Mislintat ist dabei sein erster Boss-Move.