Wenn es um die bayerische Defensive geht, kann Max Eberl durchaus ungemütlich werden. Kritik an den Abwehrspielern des FC Bayern begegnete der Sportvorstand die gesamte Saison über mit deutlichen Worten.
Der große Problemfall in Bayerns Planung
Problemfall Bayern-Abwehr?
Bereits nach der Niederlage bei Aston Villa und dem 3:3 bei Eintracht Frankfurt im Oktober kämpfte der 51-Jährige verbissen für seine Verteidiger.
Der Höhepunkt kam dann nach der 1:4-Pleite beim FC Barcelona, als er einem Reporter empfahl, selbst einen Trainerschein zu machen. Sportdirektor Christoph Freund erinnerte zuletzt die Öffentlichkeit daran, dass man die beste Defensive der Liga stelle.
Bayern kämpft mit vielen Verletzten
Trotzdem ist an den Bemühungen des Rekordmeisters um Jonathan Tah gut zu erkennen, dass man in der Abwehrkette durchaus Verbesserungsbedarf sieht. Der unerwartete Abschied von Eric Dier hat die Lage zusätzlich verschärft – die vielen verletzungsbedingten Ausfälle ohnehin.
„Bei der Betrachtung ist die Abwehr das Problem, weil wir eben die ganzen Verletzten hatten. Ganz objektiv kann man diese Abwehr nicht bewerten, weil sie nie in der Gänze der Spieler und in Sachen Gesundheit zusammengespielt hat. Wir haben unsere Abwehr nie in dem Maße zur Verfügung gehabt, wie wir vor der Saison geplant hatten“, sagte Eberl jüngst auf Nachfrage von SPORT1. Also keine Verkäufe?
Fakt ist trotzdem, dass man beim FC Bayern hinter den Kulissen durchaus darüber nachdenkt, ob man künftig auf Minjae Kim verzichten könnte. Der Koreaner steigerte sich zwar im Vergleich zur vorherigen Saison unter Trainer Thomas Tuchel, doch war er es, der immer wieder mit individuellen Fehlern die Mannschaft schwächte.
Das auch, weil er sich lange Zeit angeschlagen durch die Partien schleppen musste.
Was macht Upamecano?
Eberl muss sich derzeit im Spannungsfeld zwischen gesunder Finanzierung, passender Spielerqualität und der Gefahr eines zu großen Kaders bewegen. Er soll Gehälter einsparen und trotzdem eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammenbauen.
Gerade in der Champions League will und muss man in der kommenden Saison wieder mehr zeigen. „Ich verstehe die Diskussion, die um uns herum ist, was die Defensive betrifft“, erklärte Eberl dazu.
Dass das mit dem Sparen gar nicht so leicht ist, zeigt der Fall von Dayot Upamecano. Auch er und sein Berater haben mitbekommen, dass Alphonso Davies für seine Vertragsverlängerung mit einer üppigen Unterschriftsprämie belohnt wurde.
Das weckte Begehrlichkeiten, die Gerüchte um einen möglichen Wechsel von Upamecano zu PSG tun ihr Übriges.
„Mal schauen, was in der Zukunft passiert. Max redet mit meinem Berater. Alles gut“, sagte der Franzose am Rande der Meisterfeier. Ein echtes Treuebekenntnis klingt anders, doch Upamecano schwärmte kurz darauf von Trainer Vincent Kompany. Das Verhältnis ist absolut intakt.
Der Verteidiger soll nach seiner Verletzung unbedingt bei der anstehenden Klub-Weltmeisterschaft teilnehmen. „Ich mache weiter Training. Ich muss schauen, ob es bei der Klub-WM geht“, so Upamecano.
Zwei Kaderplanungen bei Bayern
Das neu geschaffene Turnier macht die Arbeit von Eberl und Freund sogar noch eine Ecke schwerer. Sie müssen kreativ sein und im Grunde zwei Kader gleichzeitig bauen: Einen für die Klub-WM, einen für die kommende Saison. Letzterer hat aber höhere Priorität.
„Das ist schon ein Thema, gerade was die Klub-WM angeht, aber man will ja keinen Kader für eine Klub-WM machen, sondern für die Perspektive“, sagt Eberl.
So wird die Abwehr zum großen Problemfall in München – nicht unbedingt auf dem Platz, sondern vor allem in Sachen Planung. Die Bosse müssen hier besonders jonglieren, sonst muss Eberl seine Schützlinge unter Umständen auch in der kommenden Saison immer wieder gegen Kritik verteidigen.