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Wie konnte der BVB so dermaßen danebenliegen?

Die größte Fehleinschätzung des BVB?

Alexander Isak drängt auf einen Abschied von Newcastle United. Bis zuletzt war von rekordverdächtigen Summen die Rede. War der Schwede Dortmunds größte Fehleinschätzung?
Newcastle-Trainer Eddie Howe hofft, dass Stürmer Alexander Isak trotz des Interesses von Liverpool bleibt. Der Ex-Dortmunder war in der letzten Saison Top-Scorer der Magpies und will seine Optionen prüfen.
Alexander Isak drängt auf einen Abschied von Newcastle United. Bis zuletzt war von rekordverdächtigen Summen die Rede. War der Schwede Dortmunds größte Fehleinschätzung?

Alexander Isak bestimmte in England zuletzt die Schlagzeilen. Überraschend titelte die BBC am Freitag: „Liverpool will Isak-Deal nicht weiter verfolgen.“

Die Reds blitzten demnach mit einer ersten Offerte in Höhe von 126 Millionen Euro bei Newcastle United ab und zweifeln daher nach derzeitigem Stand an einer Verpflichtung des Schweden in diesem Sommer.

Die Magpies selbst sind nicht gewillt, ihren Topstürmer abzugeben und taxieren seinen Wert auf über 170 Millionen Euro - Summen, die in Dortmund immer die gleichen Reaktionen hervorrufen: Kopfschütteln und Achselzucken.

Wie konnte das passieren? Wie konnten die Dortmunder bei ihrem einstigen Juwel so dermaßen danebenliegen?

BVB entdeckt Alexander Isak

Rückblick: Im Januar 2017 holte ihn der BVB für knapp neun Millionen Euro von AIK Solna ins Ruhrgebiet – ein stolzer Betrag für einen damals 17-Jährigen. Doch die Dortmunder waren überzeugt.

„Alexander Isak ist ein hochkarätiges Sturmtalent, das zahlreiche europäische Topklubs verpflichten wollten. Wir sind sehr froh, dass er sich für Borussia Dortmund entschieden hat. Der BVB ist genauso wie der Spieler absolut überzeugt davon, dass dieser Transfer einer mit großer Perspektive ist“, betonte der damalige BVB-Sportdirektor Michael Zorc.

Isaks Vita las sich sehr gut: Mit 16 debütierte er beim damaligen schwedischen Vizemeister, erzielte in 29 Partien 13 Tore. Mit 17 lief er zum ersten Mal für die Nationalmannschaft auf.

Tuchel kannte Isak nicht

Doch nicht jedem in Dortmund war der Schwede damals ein Begriff. „Ich kannte Alexander Isak nicht“, gestand der damalige BVB-Trainer und heutige Coach der englischen Nationalmannschaft, Thomas Tuchel.

Er betonte aber: „Als er mir vorgestellt wurde, machte der Transfer zu 100 Prozent Sinn. […] Das ist ein Transfer, der dem Verein eine unglaublich langfristige Planungssicherheit bietet. Isak ist ein hochtalentierter junger Spieler. Wir haben Adrian Ramos abgegeben und wollten die Position hinter Auba neu besetzen.“

Das Ziel mit Isak war klar: Ihn langsam hinter Pierre-Emerick Aubameyang aufzubauen und zu einem Topstar auszubilden – so wie es den Dortmundern mit Spielern wie Jude Bellingham, Ousmane Dembélé, Erling Haaland oder Jadon Sancho gelang.

Doch in Deutschland bekam seine Karriere einen Dämpfer – ein wohl normaler Vorgang im Leben eines jungen Fußballprofis. 13-mal kam Isak für den BVB zum Einsatz (ein Tor), nur fünfmal lief er in der Bundesliga auf. Meist spielte er für die zweite Mannschaft oder die U19.

BVB verscherbelt Rückkaufoption

Nach zwei Jahren verliehen ihn die Dortmunder an Willem II. In der Eredivisie drehte der Schwede so richtig auf und sammelte in 18 Partien 21 Scorerpunkte. 2019 verpflichtete Real Sociedad den Youngster und bezahlte den Dortmundern 6,5 Millionen Euro.

Der BVB sicherte sich dabei eine Rückkaufoption in Höhe von 30 Millionen Euro - für den Fall, dass er durch die Decke geht. Im Vergleich zu den heute aufgerufenen 120 bis 150 Millionen Euro ein Schnäppchen.

Doch so richtig glaubte nach wie vor keiner an einen Durchbruch des Schweden und so verkaufte der BVB sogar dieses Recht – für mickrige fünf Millionen Euro wurde diese Klausel gestrichen.

Isak wurde zum Rekord-Schweden – BVB guckt in die Röhre

In Spanien sorgte Isak weiter für Furore. Er überzeugte so sehr, dass Newcastle United im Sommer 2022 rund 70 Millionen Euro für ihn auf den Tisch legte. Damit löste er Zlatan Ibrahimovic als teuersten Schweden in der Geschichte ab.

Schon damals rieben sich die Dortmunder die Augen. Drei Jahre später schien Liverpool lange Zeit sogar bereit, diese Summe mehr als zu verdoppeln. Und das letzte Wort scheint trotz des vermeldeten Rückzugs am Freitag noch nicht gesprochen.

Denn am Samstag widersprach die Daily Mail mit der Schlagzeile: „Liverpool wird mit einem britischen Rekordangebot für Alexander Isak reagieren.“ Das wären die immer wieder genannten 150 Millionen Pfund, umgerechnet über 170 Millionen Euro.

Ganz egal, wie der Transfer-Poker am Ende ausgeht - Fakt ist: Der BVB hätte mit Isak so richtig viel Geld verdienen können. Doch so bleibt den Dortmundern nichts anderes übrig, als kopfschüttelnd nach England zu gucken.