Eine Institution feiert Jubiläum - und ihr bekanntester Gast feiert mit: Zum 30. Geburtstag des SPORT1 Doppelpass begrüßt der Fußballtalk am Sonntag Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß als Stargast.
Als Uli Hoeneß im Doppelpass explodierte
Hoeneß‘ unvergessene Auftritte
In der Geschichte des Doppelpass haben die Auftritte von Hoeneß längst Legendenstatus. Dass der langjährige Manager des FC Bayern stets für hohen Unterhaltungswert sorgte, liegt vornehmlich an „seinem“ Verein.
„Wenn er seinen FC Bayern attackiert fühlt, dann ist er wie eine Löwenmutter, die ihre Jungen verteidigt“, sagte einst Trainer- und Dopa-Ikone Udo Lattek und traf damit den Nagel auf den Kopf.
Hoeneß und der Doppelpass - das sind über zwanzig Auftritte, diverse Telefonanrufe, großartige Rededuelle, ein Feuerwerk an Sprüchen und ein Beginn, den der damalige Moderator Rudi Brückner als „Quantensprung an Glaubwürdigkeit“ für den Sender bezeichnete. Das war im April 1996 und der Doppelpass war noch in seiner Anfangsphase.
„Was haben Sie gegen den FC Bayern?“
Ständig hatte Brückner das Verhalten der Bayern kritisiert, bis Hoeneß der Kragen platzte, er zum Telefonhörer griff und Brückner anrief: „Was haben Sie gegen den FC Bayern?“, lautete die Frage und Brückners Antwort: „Wenn Sie nicht mit uns reden, reden wir über Sie.“
Hoeneß hatte verstanden und saß am nächsten Sonntag in der Talkrunde.
Aber es gibt auch den anderen Hoeneß. Den spontanen, den explosiven. Spektakulär war der Anruf mitten in der Kokain-Affäre um Christoph Daum.
Hoeneß-Anruf in der Daum-Affäre
Die Runde diskutierte im Herbst 2000 - als der Vorwurf gegen Daum schon im Raum stand, aber noch nicht erwiesen war - heftigst über das höchste deutsche Traineramt, das Daum im Sommer 2001 antreten sollte. Uli Hoeneß, der die Diskussion um Daum schon vorher entscheidend befeuert hatte, verfolgte die Sendung zu Hause vor dem Bildschirm, bis er sich in die Live-Sendung durchstellen ließ.
Es folgten emotionale Worte, die nachhallten: „Es kann nicht sein, dass die Diskussion zu der Quintessenz kommt, dass es kein Problem ist, wenn ein Bundestrainer drogenabhängig ist. Wenn diese Meinung in diesem Land vorherrscht, will ich damit nichts mehr zu tun haben. Auf Wiederschaun.“
Worte, die in der Runde Betroffenheit auslösten. Keiner fühlte sich angesprochen, aber keiner konnte Hoeneß widersprechen. Später überführte sich Daum mit einer Haarprobe selbst des Drogenkonsums und trat das Amt des Bundestrainers nie an.
Es gab aber auch launige Hoeneß-Auftritte im Doppelpass.
Unvergessener Schlagabtausch mit Lattek
Unvergessen ist sein Rededuell mit dem langjährigen Dopa-Experten Lattek, als Oliver Kahn wegen einer Partie Golf und eines späten Disco-Besuchs in die (negativen) Schlagzeilen rückte und der Manager seinen Torwart-Titan wortreich zu verteidigen versuchte. Da wurde es persönlich, obwohl der Trainer Lattek einst den Jugend-Nationalspieler Hoeneß zum FC Bayern geholt hatte und die beiden ein inniges Trainer-Spieler-Verhältnis pflegten.
„Auch du, Udo, hast in deinen Kolumnen Gift versprüht, das war nicht alles okay. Du teilst aus, bist aber nicht bereit, einzustecken.“ Was ein Lattek natürlich nicht auf sich sitzen ließ. „Ich erwarte nicht viel von dir, aber bitte Respekt. Ich bin unabhängig, habe meine freie Meinung und lasse mir nicht den Mund verbieten, auch nicht von dir.“
Die öffentlichen Giftpfeile wurden bereits in der nachfolgenden Werbepause begraben. Nein, dem Uli konnte man nicht böse sein, ein Lattek schon gar nicht. „Wenn ich schwer krank wäre und würde Uli anrufen, er würde helfen“, wusste der 2015 verstorbene Lattek.
Matthäus „nicht mal Greenkeeper“
Die Branche - damals und heute - kennt Hoeneß, die Spieler kennen ihn, sie wissen um sein großes Herz und um seine Impulsivität, die manchmal unterhaltsam, oft aber auch emotional treffend Situationen beschreibt, die ihm gegen den Strich gehen.
Lothar Matthäus, bis ins Jahr 2000 selbst in Diensten des FC Bayern und mit sieben Meistertiteln dekoriert, dazu mit 150 Länderspielen Rekordnationalspieler, musste sich im November 2002 von Hoeneß diesen Spruch gefallen lassen: „Solange ich und der Kalle Rummenigge etwas zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion.“
Auch Dietmar Hamann, mit dem FC Bayern in den 90ern Meister, Pokalsieger sowie UEFA-Cup-Sieger, geriet schon in Kreuzfeuer von Hoeneß.
„Er spielt sich so auf, als wäre er der Messias der Fußball-Kommentatoren - der Allesbesserwisser. Er hat mal in der 5. Liga als Trainer gearbeitet und ist nach kürzester Zeit rausgeflogen. Jetzt meint er, dass er besser ist als Guardiola und Ancelotti zusammen“, schimpfte der Bayern-Funktionär im Februar 2019.
Alaba-Berater ein „geldgieriger Piranha“
Hamann, der als TV-Experte für seine kritischen Analysen seines Ex-Klubs bekannt ist, hatte zuvor insbesondere den damaligen Bayern-Torjäger Robert Lewandowski getadelt.
Berater von Spielern bekamen ebenfalls schon den Unmut von Hoeneß zu spüren. In der Jubiläumssendung zum 25. Geburtstag des Doppelpass bezeichnete der Bayern-Macher David Alabas Berater Pini Zahavi als „geldgierigen Piranha“.
Alaba befand sich zu diesem Zeitpunkt mit den Bayern in Gesprächen über eine Vertragsverlängerung, die jedoch in Stocken gerieten. Hoeneß äußerte den Vorwurf: „Herr Zahavi will – und das wäre der Super-GAU – den im nächsten Jahr ablösefrei von Bayern weglotsen. Das müssen wir unbedingt verhindern.“
Tatsächlich konnten sich die Münchner und Alaba im Anschluss aber nicht auf eine Verlängerung einigen. Alaba wechselte 2021 zu Real Madrid - die Bayern gingen bei der Ablösesumme leer aus.
Diskussionen um Katar: Hoeneß schießt gegen Rettig
2022 sah sich Hoeneß einmal mehr gezwungen, zum Telefonhörer zu greifen. Dieses Mal im Fokus des Bayern-Machers: der damalige DFL-Geschäftsführer Andreas Rettig. Dieser stellte im Zuge der umstrittenen WM-Vergabe nach Katar eine Zusammenarbeit mit dem Gastgeber in Frage und kritisierte auch das Katar-Sponsoring des FC Bayern.
Hoeneß polterte am Telefon: „Ich möchte Andreas Rettig, den König der Scheinheiligen, fragen, ob er im Winter auch nicht mehr so warm duscht oder sich über das Gas, das demnächst aus Katar kommt, Gedanken gemacht hat.“
Rettig wiederum wehrte sich gegen die telefonische Attacke: „Es überrascht mich nicht, dass Sie so argumentieren, Herr Hoeneß, als Botschafter von Katar. Ich meine, Sie sind seit Jahren verbunden mit dem Hause.“
Zuvor verteidigte Hoeneß die WM-Vergabe. Dafür wurde er im Anschluss stark kritisiert. „Den Arbeitern in Katar geht es durch die WM besser und nicht schlechter. Das sollte man endlich mal akzeptieren und nicht ständig auf die Leute draufhauen“, sagte er unter anderem.
Bei seinem bis dato letzten Auftritt im Doppelpass, kurz nach der WM im Januar 2023, legte Hoeneß mit einer Generalkritik nach: „Ich bin weit weg davon, dass nicht über Menschenrechte diskutiert wird. Aber wir Deutschen glauben, wir allein können die Welt verändern und das ist das Problem. Das ist nicht möglich.“