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Lasst Wagner machen!

Lasst Wagner machen!

Der Druck auf Sandro Wagner wächst nach der Niederlage gegen Borussia Dortmund. Wenn Augsburg aber wirklich Veränderung will, müssen die Verantwortlichen an ihm festhalten. Ein Kommentar.
Sandro Wagner kassiert mit dem FC Augsburg gegen Borussia Dortmund die nächste Pleite. Der 37-Jährige spricht über das bittere Gegentor und reagiert auf die Banner der Augsburg-Fans.
Der Druck auf Sandro Wagner wächst nach der Niederlage gegen Borussia Dortmund. Wenn Augsburg aber wirklich Veränderung will, müssen die Verantwortlichen an ihm festhalten. Ein Kommentar.

Die Botschaft der Fans nach knapp zehn gespielten Minuten in der WWK-Arena war eindeutig: Sandro Wagner ist nicht mehr der richtige Mann für diesen Job, auch die Verantwortlichen sind in der Kritik eingeschlossen.

Doch die Reaktionen nach dem Schlusspfiff entkräfteten die überdeutlichen und völlig überzogenen Banner: Die Anhänger applaudierten nach einer aufopferungsvollen Leistung dem Trainer, den sie zuvor ins Visier genommen hatten.

Die Augsburger hielten gegen den BVB stark dagegen, kreierten gegen tief stehende Dortmunder sogar einige Chancen und mussten sich nur durch ein Slapsticktor geschlagen geben. Selbst Niko Kovac musste sich eingestehen, dass auch „ein Quäntchen Glück“ auf der Seite seiner Mannschaft war.

Der Auftritt des FCA zeigte: Der Trainer erreicht seine Mannschaft. Gegen den BVB haben die Spieler alles reingeworfen, was sie hatten: Laufbereitschaft, Leidenschaft, Mut - genau das, was die Fans immer fordern. Eine Mannschaft, die nicht will, tritt anders auf.

Wagner hat den Mut, Dinge ändern zu wollen

Natürlich läuft noch nicht alles rund. Wagner ist noch am Anfang, hat aber immerhin den Mut, Dinge grundlegend ändern zu wollen. Wer Veränderung will, muss ihr auch Zeit geben. Auch die Fans waren zu Saisonbeginn höchst euphorisch, hatten auf einmal das Gefühl, in dieser Saison richtig etwas reißen zu können. Gerade wegen Wagner.

Der 37-Jährige ist eben ein Typ, der sagt, was er denkt, selbstkritisch ist und der grauen Maus FCA ein Stück Glamourfaktor verleiht. Kurzum: Wagner polarisiert. Gestört hat sich vor ein paar Wochen niemand daran - im Gegenteil. Und jetzt soll dieser „Personenkult“ auf einmal ein Problem sein?

Wagner beweist mit seiner Herangehensweise Mut, will den FC Augsburg attraktiven Fußball spielen lassen. Und auch die Spieler haben darauf Lust. Doch noch greift es eben nicht. Schmerzhaft waren vor allem die deftige Pleite gegen Leipzig (0:6) und das Pokal-Aus gegen Zweitligist VfL Bochum. Eine schwierige Phase, die man dem immer noch extrem jungen Trainer auf seiner ersten Station in der Bundesliga zugestehen muss. Denn eines ist unumstritten: Wagner ist ein absoluter Fachmann, der Fußball denkt, lebt, atmet. Und überhaupt: Es ist auch nicht so, dass der FC Augsburg abgeschlagen am Tabellenende steht.

Wagner? Augsburg wäre schlecht beraten

Die Vereinsführung hat sich im Sommer bewusst für diesen neuen Weg mit dem Typen Wagner entschieden. Jetzt darf sie diesen nicht beim ersten Gegenwind verlassen. Denn sonst hätten sie auch gleich an Jess Thorup festhalten können.

Klar: Die Ergebnisse müssen kommen, und zwar so schnell wie möglich. Das weiß Wagner selbst. Aber Augsburg wäre schlecht beraten, jetzt den Panikknopf zu drücken. Wer Wandel will, muss Geduld haben.

Mit Sandro Wagner hat der FCA den richtigen Mann - man muss ihn nur machen lassen.