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Champions League: BVB-Schmach bei Ajax - wie konnte Dortmund so auseinanderfallen?

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Champions League: BVB-Schmach bei Ajax - wie konnte Dortmund so auseinanderfallen?

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Wie konnte der BVB so auseinanderfallen?

Der BVB geht bei Ajax unter. Doch wie konnte es zur Schmach von Amsterdam kommen? Und welche Folgen hat die Pleite?
Der BVB kassiert bei Ajax Amsterdam seine höchste Niederlage der Champions-League-Geschichte. Nach dem Spiel äußert sich Marco Rose zum Dortmunder Debakel.
pberger
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Lukas Rott
Lukas Rott
von Patrick Berger, Lukas Rott

Wie geprügelte Hunde schauten die hoch dekorierten BVB-Stars nach der 0:4-Schmach von Amsterdam aus.

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Erling Haaland lief nach dem Schlusspfiff am Dienstagabend um 22.52 Uhr als einer der ersten in die Gästekurve der Johan-Cruijff-Arena. Er schaute verlegen in Richtung Fans, hob beide Arme und legte seine Handflächen aufeinander. Seine Geste an die 3000 mitgereisten schwarz-gelben Anhänger sollte wohl heißen: Sorry, es tut uns leid! Wir schämen uns! (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

Kurz darauf folgten die Kollegen. Jude Bellingham, Thomas Meunier, Donyell Malen, Marin Pongracic und auch Trainer Marco Rose gingen anschließend in die Kurve. „Scheiße!“, sagte der Coach nach diesem denkwürdigen Abend in den Katakomben der Amsterdamer Arena auf die Frage eines holländischen Reporters, wie es ihm nach der höchsten Champions-League-Pleite der Klubgeschichte ergehe.

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Die Schmach von Amsterdam wirft viele Fragen auf. Allen voran eine: Wie konnte der BVB derart auseinanderfallen?

„Das war ein bitterer und enttäuschender Abend und eine völlig verdiente Niederlage. Nach den vergangenen Wochen und der wirklich guten Entwicklung haben wir das so natürlich nicht erwartet“, sagte BVB-Lizenzspielerchef Sebastian Kehl bei SPORT1.

Rose vermisst einen Kimmich

Wurde die Mentalität der BVB-Profis in den vergangenen Wochen noch gelobt, war von dieser in den Niederlanden nichts zu sehen (Kommentar: Der BVB kann nicht zur Tagesordnung übergehen).

„Wir haben uns gestern Abend nicht genügend gewehrt. Auf diesem Niveau dürfen wir nicht so auftreten. Das war nicht das Gesicht, das wir von Borussia Dortmund sehen möchten. Die Gegentore gehen so einfach nicht“, meinte Kehl.

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Rose benutzte in seiner Analyse auffällig oft Tabuwörter wie „Ausstrahlung“ oder „Körpersprache“. Eine Aussage, die vor allem haften bleibt: „Wir bekommen das frühe Standard-Gegentor und kurz später das 0:2. Unsere Körpersprache war dann so, als würde es schon 0:4 stehen. In München winkt dann ein Joshua Kimmich nicht nur ab, der ist dann richtig sauer. Da ist richtig Feuer unterm Dach. Das ist vielleicht der Unterschied.“

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Nach dem Dauerbeschuss zu Beginn und den früheren Treffern gab es tatsächlich kein Aufbäumen bei Mats Hummels und Co. Keiner der 54.000 Zuschauer hatte auch nur im Ansatz das Gefühl, dass die elf BVB-Spieler dort unten auf dem Rasen gewillt sind, die Partie noch zu ihren Gunsten zu drehen. Hummels, der ebenfalls einen rabenschwarzen Tag erwischte, pflichtete seinem Coach bei: „Ajax war giftiger, galliger und wir waren weich.“ (Die Stimmen zum Spiel)

Bellingham winkt in Hummels‘ Richtung ab

Statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen, gifteten sich die Spieler gegenseitig an. Bellingham winkte in Richtung Hummels ab, als dieser das Spiel kurz vor der Pause beim Stand von 0:2 beruhigen wollte und Marco Reus regte sich über einen falschen Laufweg von Haaland auf (19.).

Ein weiterer Aspekt für den Dortmunder Zerfall: „Wir haben einige wichtige Zweikämpfe verloren“, befand Kapitän Reus. „Wir waren nicht aggressiv, kamen überhaupt nicht rein. Das war unser Problem.“ Und Rose ergänzte: „Die Zweikämpfe annehmen, sie führen, nachschieben – das sind Dinge, mit denen Ajax das Spiel zu ihrem gemacht hat. Das müssen wir auch tun.“

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"Wie ein Bauer!" Odonkor kritisiert Hummels

Kollektives Versagen beim BVB

Der Dortmunder Untergang ist sicherlich auch auf ein kollektives Versagen zurückzuführen. Abgesehen von Torwart Gregor Kobel, der seine Mannschaft mit mehreren Paraden noch vor Schlimmerem bewahrte und von SPORT1 dafür die Note 2 bekam, erreichte kein Spieler Normalform.

Die Außenverteidiger Thomas Meunier und Nico Schulz (beide SPORT1-Note 6) waren Totalausfälle. Meunier verteidigte schwach und seine Flanken verpufften im Nirgendwo. Schulz wirkte heillos überfordert und hatte mit den pfeilschnellen Antony und Steven Berghuis enorme Probleme. Ajax erkannte die Schwachstellen früh und strahlte über die Flügel viel Gefahr aus. (Die Einzelkritik zum BVB)

Ajax zeigt BVB die Grenzen auf

Darüber hinaus zwangen die Rot-Weißen den BVB mit aggressivem Pressing, direkten Kombinationen und schnellen Spielverlagerungen zu Ballverlusten. Für Routinier Axel Witsel war das Spiel mindestens mal eine Kategorie zu schnell. Die Räume im Zentrum konnte der Belgier zusammen mit Jude Bellingham und Julian Brandt nicht ansatzweise schließen. „Wir haben unsere Grenzen aufgezeigt bekommen“, resümierte Rose. „Wir können dieses Spiel nutzen, um viele Dinge zu analysieren.“ (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)

Ein weiteres Problem: In der Breite ist die Bank der Dortmunder, die ohne die verletzten Mo Dahoud, Gio Reyna und Raphael Guerreiro nach Amsterdam gereist waren, für internationales Top-Niveau einfach zu schwach besetzt. In der Bundesliga mag das gegen Mainz, Augsburg und Co. vielleicht reichen, aber nicht gegen ein entfesselt aufspielendes Ajax.

„Die Kritik an uns ist angebracht und der stellen wir uns“, erklärte Kehl: „Aber klar ist auch: Wir werden jetzt inmitten einer Entwicklung, die bis gestern Abend positiv war, nicht alles infrage stellen oder in Nervosität verfallen. Wir haben schon in zwei Wochen die Möglichkeit, vieles wiedergutzumachen. Und wir sind an einem anderen Abend in einer besseren Verfassung absolut in der Lage, Ajax Amsterdam zu schlagen.“

Lehrstunde mit Folgen?

Noch in der Nacht fuhr der BVB-Tross in zwei Bussen die knapp dreieinhalb Stunden nach Hause. Ob die Schmach von Amsterdam bei den Borussen einen folgenschweren Saison-Knacks verursacht? Auch Brandt wollte davon nichts wissen und blickte kämpferisch nach vorne: „Das war eine Lehrstunde für uns. Wir haben gesehen, dass wir noch viel Arbeit haben. Schon in zwei Wochen haben wir allerdings die Chance, alles besser zu machen.“

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