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FC Bayern: „Man versucht, die Fans einzulullen“ - Michael Ott über den Katar-Deal, Kahn & Hainer

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FC Bayern: „Man versucht, die Fans einzulullen“ - Michael Ott über den Katar-Deal, Kahn & Hainer

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Vorwürfe gegen FCB! „Man versucht, die Fans einzulullen“

Vor dem Champions-League-Spiel in Kiew und der JHV attackiert Bayern-Mitglied Michael Ott seinen Herzensverein scharf. Vor allem Präsident Herbert Hainer kritisiert er.
Ex-Bayern-Bosse Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß sind seit ihren Aussagen über die Geldzuschüsse aus Katar, stark in der Kritik. Auch im STAHLWERK Doppelpass So schaut's aus.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Am Donnerstag steht die Jahreshauptversammlung des FC Bayern an. Michael Ott, eingefleischter Fan und Mitglied des Rekordmeisters, wird auch anwesend sein und will dem umstrittenen Katar-Sponsoring seines Herzensvereins ein Ende setzen.

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Auf einen entsprechenden fristgerechten Antrag Otts, das Thema auf die Agenda der JHV zu setzen, reagierte der Verein jedoch nicht. Als der 28 Jahre alte Rechtsreferendar sein Ansinnen via einstweiliger Verfügung durchsetzen wollte, musste er vor dem Amtsgericht München eine Niederlage einstecken.

Doch Ott will nicht aufgeben. Der bis 2023 andauernde Deal ist ihm ein Dorn im Auge.

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Vor der JHV und dem sportlich nicht mehr relevanten Champions-League-Auftritt der Münchner bei Dynamo Kiew (Champions League: Dynamo Kiew – FC Bayern München, Di., ab 18.45 Uhr im LIVETICKER) spricht Ott im SPORT1-Interview über die Hintergründe seines Plans, Vorstandsboss Oliver Kahn - und wundert sich über Präsident Herbert Hainer. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Champions League)

SPORT1: Herr Ott, wie sind Sie eigentlich Bayern-Fan geworden?

Michael Ott: Das war 2002, als ich bei der WM 2002 meine ersten Fußball-Spiele angeschaut habe. Da wurde ich auch unvermeidbar Fan von Oliver Kahn, der ein herausragendes Turnier spielte. Also habe ich mich dann dem Verein angeschlossen, bei dem Kahn spielte. Und das war der FC Bayern. (DATEN: Ergebnisse und Spielplan der Bundesliga)

SPORT1: Sind Sie immer schon mit Ihrer Meinung nach vorne geprescht oder wann hat sich das entwickelt? Durch einen Fan-Club, dem Sie beigetreten sind?

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Ott: Ich bin in keinem Fan-Club und bin auch nicht in der aktiven Fan-Szene unterwegs. Ich bin kein Ultra und gehe auch eher selten ins Stadion. Die ganze Geschichte mit meinem Antrag hat sich in meinem stillen Kämmerlein entwickelt. Früher zu meiner Schulzeit war ich ein sehr großer Fan, das bin ich noch immer. Aber ich muss zugeben, dass es in der Vergangenheit etwas weniger wurde, weil die fortschreitende Kommerzialisierung mir den Spaß am Fußball raubt. (NEWS: Alle aktuellen Infos zur Champions League)

Bayern-Fan Ott: „Geld zerstört den Fußball“

SPORT1: Macht Geld den Fußball immer mehr kaputt?

Ott: Ja. Das Geld zerstört auf jeden Fall den Fußball. Es macht ihn unauthentischer und bringt einen in immer größere Interessens-Konflikte. Gerade jetzt durch die Investoren aus den Golf-Staaten, die dazu kommen und den Fußball überschwemmen. Es zerstört vor allem auch den Leistungsgedanken, der dem Sport innewohnt. Natürlich verdienen Vereine mit ihrem Erfolg Geld, das ist normal. Aber es muss eben durch Leistung vermittelt werden. Es kann nicht sein, dass es völlig leistungsunabhängig von Investoren kommt. Das ist extrem problematisch, weil es den Wettbewerb verzerrt.

Bayern-Präsident Herbert Hainer (l., mit Oliver Kahn) sieht keine Zukunft für die Super League
Bayern-Präsident Herbert Hainer (l., mit Oliver Kahn) sieht keine Zukunft für die Super League

SPORT1: Haben Sie sich gefreut, als bekannt wurde, dass Oliver Kahn der Nachfolger von Karl-Heinz Rummenigge wird?

Ott: Na klar. Ich habe mich schon sehr gefreut, dass er dazu kam. Ich halte ihn für den idealen Mann für diese Position. In der Hinsicht bin ich Oliver-Kahn-Fan geblieben. (lacht) Was jetzt seine Haltung zum Thema Katar angeht, habe ich noch keine endgültige Meinung dazu. Weil er sich auch öffentlich einfach noch nicht dazu geäußert hat. Wobei das Schweigen in den vergangen Wochen schon so gedeutet werden kann, dass er pro Katar ist. Aber das will ich noch nicht abschließend bewerten.

SPORT1: Wie zufrieden sind Sie mit den ersten Monaten von Kahn als Vorstandsboss?

Ott: Grundsätzlich bin ich schon zufrieden. Das war ein ganz reibungsloser Übergang und er hat bisher sehr unauffällig gearbeitet, das ist ja eigentlich ein gutes Zeichen. Da kann ich ihm gar nichts vorwerfen.

SPORT1: Da sind wir auch schon beim eigentlichen Thema dieses Interviews. Sie werfen dem FC Bayern den Sponsoring-Deal mit Qatar Airways vor. Vor dem Amtsgericht München mussten Sie jetzt eine Niederlage einstecken, nachdem Sie eine einstweilige Verfügung gegen den Klub gestellt hatten. Wie schmerzlich ist diese Niederlage für Sie?

Ott: Bis jetzt ist es noch nicht so schmerzlich, weil die Niederlage ja nicht endgültig ist. Meine Anwälte und ich haben am Sonntag Beschwerde dagegen eingereicht. Es ist natürlich ärgerlich, weil wir in die nächste Instanz gehen müssen und sich die Sache etwas verzögert. Aber es gibt noch keine endgültige Entscheidung.

FC Bayern - Ott: „Schon ein starkes Stück“

SPORT1: Ihnen ist der Werbedeal der Bayern ein Dorn im Auge. Könnte es am Donnerstag turbulent werden?

Ott: Wenn der Verein und das Gericht den Antrag nicht mehr zulassen, dann werde ich schon noch versuchen; einen spontanen Antrag auf der Versammlung einzubringen. Wobei die Erfolgschancen da relativ gering sind, denn es müssten 75 Prozent der Mitglieder dafür stimmen, damit der Antrag überhaupt zur Abstimmung zugelassen wird. Und diese Prozentzahl ist extrem hoch, weil es doch einige im Verein gibt, die so ein Sponsoring mit Qatar Airways gut finden.

Das Thema wird aber auf jeden Fall zur Sprache kommen, weil bei den Wortmeldungen am Ende sicherlich auch einige ihre Meinung dazu sagen werden, wie der FC Bayern mit mir und meinem Antrag umgegangen ist. Das war schon ein starkes Stück.

Oliver Kahn machte eine deutliche Ansage an Joshua Kimmich
Oliver Kahn machte eine deutliche Ansage an Joshua Kimmich

SPORT1: Warum?

Ott: Mein Antrag liegt schon vier Wochen beim FC Bayern. Da war ich relativ naiv davon ausgegangen, dass nach zwei Wochen eine Rückmeldung kommt und man mir sagt, ob er zugelassen oder abgelehnt wird. Doch es kam gar nichts. Ich bekam schon Angst, dass es irgendwann zu spät ist und ich mich nicht mehr wehren kann, wenn die Herren sich weiterhin nicht melden oder es unbegründet ablehnen. Dann habe ich ihnen eine Frist gesetzt, doch diese hat man verstreichen lassen.

Ott: Antwort des FC Bayern „völlig unglaubwürdig“

SPORT1: Es hat sich keiner gemeldet?

Ott: Der einzige Kontakt, den ich bis dahin mit dem FC Bayern hatte, war mit dem Geschäftsführer des Vereins (Benny Volkmann, d. Red.). Von dem wurde ich hingehalten mit der Erklärung, man sei noch nicht dazu gekommen, den Antrag zu prüfen. Das war völlig unglaubwürdig. Seit Wochen wird darüber berichtet und diskutiert, und der FC Bayern will sich noch nicht damit beschäftigt haben?

Es war entweder eine Lüge oder - wenn man den Antrag tatsächlich wochenlang links liegen lassen hat - so hochgradig unprofessionell, dass es auch schon peinlich wäre. Ich fand das eine ziemliche Unverschämtheit, ein Schlag ins Gesicht, wie respektlos ich da als Fan und Mitglied behandelt werde. Das ist unsportliches Verhalten neben dem Platz.

SPORT1: Das ist deutliche Kritik an Oliver Kahn, oder?

Ott: Eher an Herbert Hainer (Präsident des FC Bayern, d. Red.), als Mitglied ist er mein Ansprechpartner. Oliver Kahn hat nichts mit den Mitglieder-Anträgen zu tun, wobei man davon ausgehen kann, dass er und Hainer sich hinter den Kulissen absprechen.

Ott: „Dann hätte der FC Bayern einen Freifahrtschein“

SPORT1: „Der Beschluss des Amtsgerichts München konterkariert den verfassungsrechtlichen Grundsatz des effektiven Rechtsschutzes in einer Art und Weise, die uns erschüttert“, sagte Ihr Anwalt bei n-tv. „Mit dieser Begründung könnten Mitgliederrechte permanent ausgehebelt werden. Daher bedarf es der Korrektur im Beschwerdeverfahren.“ Wie erklären Sie dem Fan diese Worte?

Ott: Das Gericht hat den Antrag abgelehnt mit der Begründung, es bestehe keine Dringlichkeit, weil man ja noch andere Mittel hat wie zum Beispiel einen Spontan-Antrag in der Versammlung. Oder man könnte den Antrag nächstes Jahr stellen. Aber diese beiden Optionen sind ja keine Alternativen. Wie gesagt: Für den Spontan-Antrag benötige ich 75 Prozent. Und wenn ich den Antrag im nächsten Jahr stelle, hat der FC Bayern das Sponsoring höchstwahrscheinlich schon verlängert. Wenn mir die einstweilige Verfügung verweigert wird, wird mir endgültig mein Recht verwehrt. Dann hätte der FC Bayern einen Freifahrtschein, zukünftig jeden Antrag in der Form zu blockieren. Und das wäre fatal.

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SPORT1: Wie wollen Sie die Bosse bei der JHV doch noch in die Knie zwingen, was den Katar-Deal betrifft?

Ott: Ich bin weiter optimistisch, was das Beschwerdeverfahren angeht, das noch läuft. Das ist ein Weg, zum Erfolg zu kommen und den Antrag abstimmen zu lassen. Und wenn der Antrag zur Abstimmung kommt, werde ich natürlich eine Rede halten, ihn ausführlich begründen und dafür werben, dass man dafür stimmt. Die Mobilisierung für den Antrag ist relativ groß, denn es gibt viele Leute, die meine Idee gut finden. Ich glaube schon, dass es eine Mehrheit dafür geben kann.

Fan: „Beschämendes Verhalten wurde offen gelegt“

SPORT1: Was macht Ihnen noch Mut, dass Ihre Sache von Erfolg gekrönt werden kann?

Ott: Was mir noch Mut macht ,ist der öffentliche Druck, der jetzt entsteht und auf dem Verein lastet. Jetzt wurde das beschämende Verhalten des Vereins gegenüber den Mitgliedern so offen gelegt wie selten zuvor. Das ist sicherlich ein Druck, den die Verantwortlichen gerade auch spüren. Das hilft vielleicht - auch, wenn es nicht zur Abstimmung kommt - dass das in Zukunft unterbewusst in den Köpfen der Bosse drin ist, ob man sich solch einen Ärger antun will oder nicht, wenn neue Verträge abgeschlossen werden.

Jörg Wacker (ganz links), hier mit Ehrenpräsident Uli Hoeneß, Oliver Kahn und Dieter Mayer, verlässt den Vorstand der FC Bayern München AG
Jörg Wacker (ganz links), hier mit Ehrenpräsident Uli Hoeneß, Oliver Kahn und Dieter Mayer, verlässt den Vorstand der FC Bayern München AG

Ott: „Dann darf man nicht wegrennen“

SPORT1: Es wird immer von Fannähe gesprochen, doch diese scheint es hier nicht zu geben. Sollte sich der FC Bayern schämen?

Ott: Das kann man schon so sagen. Ich habe das in der letzten Zeit auch bei jeder Aussage der Verantwortlichen festgestellt, wo immer gesagt wurde ‚Wir machen das alles nur für die Fans‘. Herr Hainer sagt in der aktuellen Ausgabe des Mitglieder-Magazins: „Die Mitglieder sind die Essenz unseres Vereins.‘ Auch in der Amazon-Doku wird das immer wieder gesagt.

Wenn ich das auf meine Situation beziehe, kann ich das nicht ernst nehmen. Wenn man die Mitglieder oder die Fans ernst nimmt, dann darf man nicht vor einer Debatte mit ihnen wegrennen. Eigentlich sollte sich der Verein freuen, wenn Mitglieder engagiert sind anstatt deren Engagement mit allen Mitteln verhindern zu wollen. Man versucht die Fans mit Hinhalte-Parolen einzulullen.

SPORT1: Wie werden Sie sich vorbereiten auf die JHV?

Ott: Ich werde gut vorbereitet sein mit einer Rede, sofern der Antrag dann zugelassen wird. Ich muss aber natürlich abwarten, wie das Gericht entscheidet.

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SPORT1: Wäre das bei Uli Hoeneß anders abgelaufen?

Ott: Schwierig zu sagen. In der Vergangenheit wurden, wie ich jetzt erfahren habe, auch schon Mitglieder-Anträge auf diese Weise beiseite geschoben. Nur hat da niemand geklagt.

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