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Peter Bosz im Interview: "Meistens so im Fußball, dass der Trainer dann rausfliegt“

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Peter Bosz im Interview: "Meistens so im Fußball, dass der Trainer dann rausfliegt“

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Exklusiv: So will Bosz den BVB knacken

Trainer Peter Bosz trifft mit der PSV Eindhoven im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League auf Borussia Dortmund. Im SPORT1-Interview spricht der Erfolgscoach über die bevorstehende Herausforderung und seine Erfahrungen in der Bundesliga.
Eindhoven-Trainer Peter Bosz freut sich vor dem Champions-League-Duell gegen den BVB vor allem auf seinen Ex-Schützling Julian Brandt und hofft, dass sein Ex-Verein Bayer Leverkusen Meister wird.
Manfred Sedlbauer
Manfred Sedlbauer

Peter Bosz kommt gerade vom Vormittagstraining. SPORT1 trifft den 60-Jährigen am Trainingszentrum der PSV Eindhoven. Es riecht nach frisch gemähtem Rasen. Für das Gespräch setzen wir uns auf Stühle, die direkt an der Seitenauslinie eines Platzes stehen. Eine Umgebung, in der sich ein Fußballliebhaber, wie Bosz, pudelwohl fühlt.

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Der Trainer ist mir Eindhoven in den Niederlanden das Maß aller Dinge. Immer noch ungeschlagen marschiert die Mannschaft eindrucksvoll durch die Eredivisie.

Im exklusiven SPORT1-Interview verrät Bosz sein Erfolgsgeheimnis und spricht vor dem Rückspiel in der Champions League gegen Borussia Dortmund unter anderem über die anstehende Aufgabe, seine Zeit in Deutschland und wem er die deutsche Meisterschale gönnt.

PSV-Trainer Bosz verrät Erfolgsgeheimnis

SPORT1: Herr Bosz, Sie haben am Freitag gegen Go Ahead Eagles Deventer erneut gewonnen. Die PSV steht neun Spieltage vor Saisonende auf Platz eins der Eredivisie. 22 Siege, drei Unentschieden und noch ohne Niederlage – der Traum von der perfekten Saison geht weiter. Müssen Sie sich selbst oft die Augen reiben oder achten sie gar nicht so sehr auf diese Zahlen?

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Peter Bosz: Doch, das bedeutet mir schon etwas. Wir spielen eine Riesen-Saison, das ist klar. Trotzdem muss man sagen, dass wir immer noch neun Spiele vor der Brust haben und wir bislang noch gar nichts gewonnen haben. Noch sind wir nicht Meister. Aber wenn wir so weiter machen, sieht es gut aus.

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SPORT1: Was ist denn das Erfolgsgeheimnis für diese unglaubliche Konstanz?

Bosz: Gute Spieler! Das ist das Wichtigste.

Das Hinspiel zwischen der PSV Eindhoven und Borussia Dortmund endete 1:1
Das Hinspiel zwischen der PSV Eindhoven und Borussia Dortmund endete 1:1

SPORT1: Nur gute Spieler? Dann würden andere Mannschaften aber auch oben stehen …

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Bosz: Natürlich brauchst du auch eine Spielidee. Wenn du aber gute Spieler hast, die das, was ich vorgebe, umsetzen, dann ist das alles einfacher.

BVB? „Das Hinspiel hat mir nicht gefallen“

SPORT1: Was sind denn ihre persönlichen Ziele? Von was träumen Sie?

Bosz: Nicht unbedingt von Titeln. Eher vom Spiel. Ich träume davon, dass wir guten Fußball spielen. Dass wir den Leuten, die ins Stadion kommen, einen super Abend oder Nachmittag bieten. Ich will, dass die Leute sagen: Wow, das ist der Fußball, den wir lieben. Das ist für mich wichtiger als Titel. Aber ich weiß natürlich auch: Im Fußball geht es nur um Titel. Wenn ich am Ende guten Fußball spiele und Titel gewinne, bin ich zufrieden.

SPORT1: Um einen möglichen Titel in der Saison geht es am Mittwoch: Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League gegen Borussia Dortmund. Was haben sie aus dem 1:1 im Hinspiel für Schlüsse gezogen?

Bosz: Wir müssen aus dem ersten Spiel sehr viel lernen. Wir müssen einiges verbessern und besser spielen. Was genau, werde ich natürlich nicht verraten. Die Dortmunder hören bestimmt mit. (lacht) Nein, im Ernst: Das Hinspiel hat mir nicht gefallen. Wir wollten unbedingt zu Hause gewinnen. Dafür kennen wir jetzt die Spielweise von Dortmund etwas besser. Der Bessere wird weiterkommen und ich hoffe sehr, dass wir das sind. Klar ist: Die Bundesliga ist ganz anders als die Eredivisie. Das sind komplett andere Spiele. Und für die meisten von uns war die Partie in Eindhoven das erste Spiel auf so einem Niveau gegen einen Bundesligisten.

SPORT1: Wo liegen denn genau die Unterschiede zwischen der Eredivisie und der Bundesliga?

Bosz: In der Bundesliga gibt es mehr Mannschaften, die oben mitspielen können. Und der Unterschied zwischen dem Letzten und dem Ersten ist nicht so groß. Fast jedes Spiel muss man da sein Maximum auf den Platz bringen. Und mit dieser Erfahrung und Einstellung kannst du in großen Spielen besser bestehen.

BVB als Favorit? „Geld schießt keine Tore“

SPORT1: Der Marktwert des PSV-Kaders liegt mit 282 Millionen Euro deutlich unter dem des BVB-Kaders (465 Mio. Euro). Spiegelt das die Favoritenrolle wider?

Bosz: Nein, gar nicht. Geld schießt keine Tore. Das sind immer noch die Spieler. Wie gesagt: Wir haben eine sehr gute Mannschaft, sehr gute Spieler. Leider haben wir auch ein paar Verletzte, aber deshalb haben wir immer noch einen guten Kader und sehr viel Vertrauen und glauben an uns.

SPORT1: Sie kennen viele Stadien dieser Welt. Sie waren Trainer bei Ajax Amsterdam, spielten ihre Heimspiele in der Johan-Cruyff-Arena, bei Olympique Lyon im Groupama Stadium in Lyon, oder auch jetzt im Philips-Stadion in Eindhoven. Jetzt wartet der Signal Iduna Park. Ist das vielleicht das spektakulärste in Europa?

Bosz: (überlegt) Natürlich sind in Dortmund viele Fans. Da ist immer eine Riesen-Stimmung. Das ist immer schön, wenn man Fußball spielt. Auch wenn die Fans nicht auf deiner Seite sind. Ich hoffe auf einen guten Platz, weil wir eine fußballerisch starke Mannschaft sind. Ich als Fußballliebhaber freue mich einfach auf so ein Spiel.

SPORT1: Wie würden sie sich selbst als Trainer beschreiben? Sind sie streng oder mehr der Kumpeltyp?

Bosz: Ich glaube, keins von beiden. Je nachdem, was die Spieler brauchen. Ich will einfach nur, dass sich die Spieler gut entwickeln, das Beste aus sich rausholen können und am Ende hoffe ich, dass wir etwas gewinnen.

Bosz spricht über Dortmund-Aus

SPORT1: Genau das, was in ihrer Zeit als Dortmund-Trainer nicht funktioniert hat? (Bosz war 2017 fünf Monate und 24 Spiele BVB-Trainer. Er gewann mit dem BVB die ersten sechs von sieben Liga-Spielen, konnte in den folgenden acht aber keines mehr gewinnen; Anm. d. Red.)

Bosz: Ich glaube, am Ende lag es, wie immer, an den Ergebnissen. Wir haben gut angefangen, wir waren Tabellenführer für lange Zeit und dann, als wir ein paar Spiele verloren haben, war‘s das. Es ist meistens so im Fußball, dass der Trainer dann rausfliegt.

SPORT1: In Leverkusen waren Sie deutlich erfolgreicher. Waren dort ab Januar 2019 mehr als zwei Jahre lang Trainer, standen bei 108 Spielen an der Seitenlinie. Warum hat es dort so viel besser geklappt? Warum haben sie sich dort so wohlgefühlt?

Bosz: Immer noch! Ich habe immer noch Kontakt zu den Leuten, die dort sind. Es hat einfach sehr viel Spaß gemacht, dort zu arbeiten. Wir hatten zu meiner Zeit sehr viele gute Spieler, sehr gute Bedingungen und gute Menschen im Verein. Am Ende des Tages zählt immer das Zwischenmenschliche und das hat einfach gepasst. Ich bin sehr glücklich, dass ich in Leverkusen arbeiten durfte. Und jetzt freue ich mich immer noch, wie erfolgreich sie sind.

Leverkusen auf Titelkurs: „Macht einfach Spaß“

SPORT1: Sie verfolgen die Bundesliga ja nach wie vor intensiv: Wie nehmen Sie Bayer wahr? Steht der deutsche Meister für Sie schon fest?

Bosz: Ich meine, wir machen es gut in Holland, aber Leverkusen macht es herausragend in der Bundesliga. Das ist schwieriger. Nicht nur wegen Mannschaften wie Bayern, Dortmund und Leipzig. Wie Leverkusen spielt, macht einfach Spaß. Viele Spieler kenne ich noch aus meiner Zeit und für die freut es mich ganz besonders. Ich gönne Leverkusen die Schale. Ich glaube auch, dass es für die Bundesliga sehr gut wäre, wenn es mal einen anderen Meister als den FC Bayern gäbe. Und trotzdem: Sie sind noch nicht am Ziel. Die Bayern sind die Bayern und das haben auch die Dortmunder vergangenes Jahr am letzten Spieltag gesehen.

SPORT1: Glauben Sie, dass es Leverkusen auch so ergehen könnte?

Bosz: Nein, aber ich kann nicht sagen, dass Leverkusen sicher Meister wird, denn dann müsste ich auch sagen, dass wir mit unserem Vorsprung Meister werden und das mache ich auch nicht. Ich weiß, dass es im Fußball sehr schnell gehen kann. Und so lange, wie die Bayern in der Bundesliga spielen, muss man vorsichtig sein.

Peter Bosz trainierte sowohl den BVB als auch Bayer Leverkusen
Peter Bosz trainierte sowohl den BVB als auch Bayer Leverkusen

SPORT1: Mit Armel Bella-Kotchap (früher VfL Bochum) steht ein Spieler in Ihrem Kader, der im Sommer auf Leihbasis von Southampton nach Eindhoven wechselte und der auch schon zweimal unter Hansi Flick für die deutsche Nationalmannschaft auflief. Er war lange verletzt. Wie sehen Sie seine Entwicklung? Wäre der 22-Jährige perspektivisch einer für die Nationalmannschaft oder sogar schon für die EM?

Bosz: Armel hat sehr viel Pech gehabt. Er hat sich zu Saisonbeginn verletzt, musste operiert werden. Jetzt ist er wieder so weit, dass er 90 Minuten spielen kann. Das hat er zwar noch nicht bei uns gemacht, aber in der zweiten Mannschaft. Er braucht Spielpraxis. Weil er so lange raus war, ist es für mich schwierig zu sagen, wie weit er ist. Aber Fakt ist, dass wir ihn zu uns geholt haben, weil er sehr viel Talent und Qualität hat. Ich hoffe, dass wir das bald sehen dürfen.

Bosz: „Das perfekte Spiel gibt es nicht“

SPORT1: Sie haben früher immer in ein Notizheft geschrieben und haben dort Ihre Spieler auf einer Skala von eins bis zehn bewertet. Machen Sie das immer noch?

Bosz: Ja, das Heft habe ich immer noch. Das habe ich mir von großen Trainern abgeguckt.

SPORT1: Welcher Spieler hat denn am häufigsten eine zehn bekommen?

Bosz: Die zehn hat keiner bekommen. Denn das perfekte Spiel gibt es nicht. Es gibt immer Dinge, die man besser machen kann. Aber gute Noten habe ich trotzdem regelmäßig an den ein oder anderen Spieler vergeben.

„Leider spielt er jetzt bei Dortmund“

SPORT1: Welchen der Spieler hätten Sie denn heute noch gerne im Kader?

Bosz: Von Leverkusen hätte ich gerne noch einige bei mir. Allen voran: Julian Brandt. Mit dem habe ich ein sehr gutes Jahr in Leverkusen gehabt und super zusammengearbeitet. Leider spielt er jetzt bei Dortmund.

SPORT1: … dem kommenden Gegner in der Champions League.