Auch nach Mitternacht war Jan-Christian Dreesens Wut noch nicht gänzlich verraucht. Als der CEO des FC Bayern beim Bankett im Hotel „Four Seasons George V.“ zum Mikrofon griff, lobte er natürlich die Mannschaft für die tolle Leistung beim 2:1-Sieg gegen Paris Saint-Germain im Prinzenpark. Doch auch seinem Ärger über die Pariser Polizeipräfektur machte der 58-Jährige nochmals Luft.
Fan-Ärger! Wie die Polizei den FC Bayern auf die Palme bringt
Wie Bayern-Fans die Polizei narrten
Die Bayern-Fans „hatten es dieses Mal wirklich ganz und gar nicht leicht“, sagte Dreesen und sprach ein Sonderlob für die Unterstützung aus, schließlich hätten die Anhänger auch mit der „Willkür der Pariser Polizei“ zu kämpfen gehabt.
Grund war die Tatsache, dass die französischen Ordnungshüter den Bayern-Fans kurzfristig verboten hatten, auf normale Weise nach Paris zu reisen. Die Fanbusse sollten stattdessen vor den Toren der Stadt an einer Art Mautstelle warten, um dann geordnet Richtung Stadion eskortiert zu werden.
Für die Anhänger bedeutete das, dass sie stundenlang in einer Betonwüste warten mussten. Für rund 750 Fans stand in dieser Zeit lediglich eine Toilette zur Verfügung.
Bayern-Boss Dreesen schimpft: „Mehr Schikane gibt es nicht!“
Für Dreesen ein Unding. „Das ist absolut inakzeptabel, insbesondere ob der Kurzfristigkeit. Es gab Fans, die schon in Paris waren. Sie wurden gezwungen von der Polizei, mit den Bussen heute Mittag wieder rauszufahren. Völlig unhaltbare Zustände“, erklärte er vor der Partie bei Prime und kam zum Schluss: „Mehr Schikane für Auswärtsfans gibt es nicht!“
In der Tat hatten die Bayern-Bosse SPORT1-Informationen zufolge erst am Vorabend von der Maßnahme der Polizei erfahren. Dreesen saß am Montagabend gerade mit PSG-Boss Nasser Al-Khelaifi und anderen Funktionären beim Abendessen, als ihn die Nachricht erreichte.
Noch in der Nacht bemühten sich die Münchner zwar um eine richterliche Entscheidung, doch frühzeitig war klar: Ein Urteil würde nicht rechtzeitig ergehen, um den Fans eine normale Anreise zu ermöglichen.
Fans des FC Bayern düpieren Pariser Polizei
Die mussten entsprechend erfinderisch werden. Ausgerechnet jene aktiven Ultra-Gruppen, die die Pariser Polizei in erster Linie aussperren wollte, schafften es nämlich doch vorzeitig in die französische Hauptstadt.
Sie fuhren einfach frühzeitig von der Autobahn, nahmen mehrstündige Umwege in Kauf und kamen an der Kontrolle vorbei in die Metropole. Andere Fans stiegen erst gar nicht mehr in ihre Busse. Diese kamen dann leer in Paris an – zum Ärger der Ordnungskräfte. Ein wahres Katz-und-Maus-Spiel.
Öffentlich treten die Bayern mit markigen Worten auf und wollen den Vorfall nicht auf sich beruhen lassen. Hinter den Kulissen wird man sogar deutlicher: Von einer „richtigen Sauerei“ ist da die Rede. Das Thema wolle man keinesfalls aus den Augen verlieren.
Dabei hat sich der Klub auch Unterstützung gesucht. Sowohl PSG als auch die UEFA sehen den Sachverhalt wie die Bayern.
Im Nachgang dürfte zudem zur Sprache kommen, dass das Kontingent für Auswärtsfans erneut nach unten korrigiert wurde. Normalerweise stehen jeder Gastmannschaft rund zehn Prozent der Stadionplätze zu. Allerdings wurde auch in diesem Punkt interveniert, sodass nur rund 2000 Bayern-Fans im Stadion waren.
Bayern-Fans blieb Horror-Szenario erspart
Gut für die Anhänger des FCB: Der Klub schaffte es tatsächlich, kurzfristig mehrere Fahrer zu organisieren, die die Busse direkt nach der Partie zurück nach Deutschland brachten.
Aufgrund der Verzögerung an der Mautstelle und den gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten hätten die ursprünglichen Busfahrer die Reise erst in den Morgenstunden beginnen können.
Für zahlreiche Fans, die am Mittwoch wieder arbeiten mussten beziehungsweise daheim sein wollten, ein Horror-Szenario.
Immerhin blieb ihnen das aber erspart.