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"Frechheit!": Fan-Wut auf Kai Havertz

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"Frechheit!": Fan-Wut auf Kai Havertz

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Fan-Wut auf Havertz: „Frechheit!“

Nach den Aussagen von Kai Havertz, er vermisse die kompromisslose Unterstützung der Fans, reagieren viele deutsche Anhänger irritiert. Bei SPORT1 sprechen diverse Fans über die Havertz-Kritik.
Auf der Pressekonferenz vor den Länderspielen des DFB-Teams gegen Japan und Frankreich kritisiert Kai Havertz die Fans von Deutschland.
Reinhard Franke
Reinhard Franke

Das Echo ließ nicht lange auf sich warten. Die Aussagen von Nationalspieler Kai Havertz am Donnerstag bei der Pressekonferenz vor dem Freundschaftsspiel gegen Japan (Deutschland - Japan ab 20.45 Uhr im LIVETICKER) sind bei vielen Fans des DFB-Teams gar nicht gut angekommen.

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Das, was Havertz zu sagen hatte, schlug hohe Wellen, vor allem vor dem Hintergrund der anhaltenden sportlichen Krise der Nationalmannschaft unter Bundestrainer Hansi Flick, der gehörig unter Druck steht.

Havertz bemängelte fehlenden „Support“ der Fans bei der WM 2022 in Katar, die für Deutschland mit dem zweiten Vorrunden-Aus in Folge geendet war.

Havertz: „Kein Support vorhanden“

„Wir hatten keine Unterstützung. Das hatte auch andere Gründe, das verstehen wir“, sagte der 24-Jährige zwar. „Aber auch fußballerisch war kein Support vorhanden. Da waren wir auf uns allein gestellt.“ Doch das war es noch nicht.

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Denn der ehemalige Chelsea-Spieler und aktuelle Arsenal-Profi - er wechselte in diesem Sommer von den Blues zu den Gunners - bemängelte noch, dass ohne Rückenwind aus der Heimat Erfolge schwierig zu erreichen seien. „Das ist wichtig, weil das auch Kraft verleiht“, merkte Havertz noch an. „Was andere Mannschaften da für Support hatten - das hat bei uns ein bisschen gefehlt. Man sagt immer, die Fans seien der zwölfte Mann. Das haben wir nicht immer hundertprozentig gespürt.“

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Tom Roeder, Allesfahrer mit der Nationalmannschaft, Mitglied und Dauerkarten-Besitzer bei Fortuna Düsseldorf, ist außer sich. Der 46 Jahre alte Beamte aus Niederkassel bezeichnete Havertz‘ Auftritt bei SPORT1 als „Frechheit!“.

„Havertz hat das Fan-Sein nie erlebt“

Kai Havertz gehöre zu dem Typ Fußballer, „welcher das Fan-Sein nie erlebt hat, niemals Unmengen von hart erarbeitetem Geld ausgeben musste, um Fußball in aller Welt zu sehen und keine Ahnung hat, dass es im Leben Menschen gibt, die jeden Euro umdrehen müssen“.

DFB-Stürmer Kai Havertz kritisiert die eigenen deutschen Fans und das kurz der EM im eigenen Land. Was steckt dahinter?
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Kai Havertz kritisiert eigene Fans und das kurz vor der EM im eigenen Land

Roeder lässt seinem Ärger freien Lauf. „Deshalb kann Havertz sich zum Thema Fans kein Statement erlauben, zumindest nicht so eines. Havertz hat sich und der Nationalmannschaft einen Bärendienst erwiesen.“

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Auch Daniel Rohde, ehrenamtlicher Fan-Club-Betreuer beim DFB, kritisiert den Arsenal-Star. „An den Aussagen von Kai Havertz - einen Spieler, den ich sehr schätze - sieht man leider, dass sich die Kluft zwischen Profifußballer und normalen Fan immer weiter auseinander liegt. Nennen wir es einfach realitätsfern.“

Fan-Club-Betreuer Daniel Rohde bei einem London-Besuch, als Kai Havertz noch für Chelsea spielte
-Club-Betreuer Daniel Rohde bei einem London-Besuch, als Kai Havertz noch für Chelsea spielte

Rohde hofft, dass Havertz die Kritik zum Anlass nimmt, „dass er zunächst Leistung bringen muss, bevor Forderungen gestellt werden. Eine Aufbruchstimmung für die Euro erzeugt er mit seinen Aussagen nicht.“

Klare Worte fand auch Fortuna-Düsseldorf-Fan Jens Hentschel, Versicherungskaufmann aus Dormagen, der seine erste Auswärtsfahrt mit dem Fan-Club „Sektion Rheinland“ 2013 zum Freundschaftsspiel des DFB-Teams nach Paris gegen Frankreich hatte.

Berechtigte Kritik der Fans

„Ich finde die Kritik der Fans war berechtigt, mangelnde Leistung darf mit Kritik kommentiert werden“, sagt der 46-Jährige bei SPORT1.

Für Hentschel hat Havertz die Lage nicht erkannt. „Die Aussagen waren fehl am Platz. Er darf die Fans nicht für schwache Leistungen in die Pflicht nehmen. Die Stimmung bei den Freundschaftsspielen ist bescheiden, dies ist aber geschuldet durch zu hohe Ticketpreise.“

Josef Wille, Fan-Club-Mitglied seit 2016, haut in die gleiche Kerbe: „Vor allem als Allesfahrer, der die Strapazen jeder Länderspielreise auf sich nimmt, ist die Aussage von Kai eine Ohrfeige für die treuen Fans. Havertz wirkt so, als ob er nach Ausreden suchen würde“.

Auch Hentschel kritisiert den früheren Leverkusener scharf. „Fans wie wir sind überall mit hingereist und haben in unserem Rahmen die Mannschaft unterstützt. WM-Tour, Bustouren von Bahrain zu den Spielen über 20 Stunden unterwegs. Leistung wird mit Applaus belohnt.“

Für Röder sei der Kontakt zur „Basis“, also den Fans, „nicht erst seit 2018 verloren gegangen“. Und Hentschel stellt sich die Frage: „Warum gehen die Spieler nicht einfach mal auf die Fans zu, um ein Wir-Gefühl zu schaffen, statt Fans zu rügen?“

Stimmung für Heim-EM? „Schlecht bis nicht vorhanden“

Wie nimmt Röder generell die Stimmung Richtung Heim-EM im nächsten Jahr wahr? „Schlecht bis nicht vorhanden! So wenig Vorfreude habe ich noch nie erlebt und gespürt.“

Als Hauptursache für das klägliche Scheitern bei der WM 2022 in Katar macht Kai Havertz die mangelhafte Unterstützung durch die Fans aus. Gegen Japan soll eine Euphorie entfacht werden.
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Scharfe Kritik an eigenen Fans: Die befremdliche Wahrnehmung des Kai Havertz

Hentschel meint nur: „Es fehlt noch die Euphorie auf die Heim-EM, durch die fehlende Leistungen wurden die Fans nicht mehr mitgenommen, die deutschen Tugenden wie Kampf, Einsatzwille und Bock zu haben, für Deutschland zu spielen, müssen zurückkehren, um die Fans wieder mitzunehmen.“

Zeigt die DFB-PK von Havertz am Ende, dass die Nationalspieler kaum an die Fans, sondern vor allem sich denken? „Ich ziehe gerne den Vergleich zu anderen Sportarten“, meint Hentschel und nennt hier „die Handballer, U21-Nationalmannschaft bei der WM, das deutsche Eishockey-Team bei Olympia, die Basketballer. Ich finde es klasse, wie sich diese Mannschaften untereinander motivieren“.

Hier werde zwischen Fans und Mannschaften versucht, „eine Einheit zu bilden, um zum Erfolg zu kommen, das muss aber der Verband vorleben und nicht in einer eigenen Welt leben“.