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Die Neun, die Deutschland braucht?

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Die Neun, die Deutschland braucht?

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Die Neun, die Deutschland braucht?

Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann hat Kevin Behrens erstmals für die deutsche Nationalmannschaft nominiert – eine Entscheidung, die sowohl die Öffentlichkeit als auch den Union-Stürmer selbst verwundert hat. Doch die letzten Jahre zeigen: Behrens wird stets unterschätzt, kann aber auf jedem Level mithalten.
Für die anstehende Länderspielreise nominiert Neu-Bundestrainer Julian Nagelsmann drei Neulinge und einige Rückkehrer. Der Coach begründet die Entscheidungen.
Bjarne Lassen
Bjarne Lassen

Union-Angreifer Kevin Behrens steht in der Blüte seiner Karriere. Im Kalenderjahr 2023 gehört der 32-Jährige zu den treffsichersten Stürmern der Bundesliga – und das, obwohl er erst mit 30 Jahren in der 1. Liga debütierte. Ein beinahe beispielloser Werdegang, der Behrens nun die erste Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft einbrachte.

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Erst im Jahr 2018 taucht sein Name im Profi-Fußball auf. Zuvor hatte der gebürtige Bremer im Amateur- und Regionalligabereich gespielt. Ein Nachwuchsleistungszentrum hat er beim SV Werder Bremen nur knapp zwei Jahre besucht.

2018 wechselte Behrens vom 1. FC Saarbrücken zum SV Sandhausen. Gleich zwei Ligen nach oben – von der Regionalliga in die 2. Bundesliga. Ein riesiger Schritt, den Behrens aber sofort meisterte. Beim SVS wurde der Sturmtank zur Lebensversicherung. Den stets abstiegsgefährdeten Klub hielt der Spätberufene durch 46 Torbeteiligungen in 98 Spielen immer wieder in der Liga. Auf den Torjäger war immer Verlass und doch wirkte er damals noch wie ein eher durchschnittlicher Zweitligastürmer.

Bei Union Berlin durchgestartet

Demut, Verantwortungsbewusstsein, Wille, großer Arbeitseifer, als Zielspieler das Auge für den Mitspieler – es sind genau diese Qualitäten, die der 1. FC Union Berlin schätzt, weshalb die Köpenicker Behrens im Sommer 2021 in die Bundesliga holten. Zunächst war er nur Ersatzspieler für Taiwo Awoniyi. Und das zu Recht, denn Behrens fiel der Schritt in die 1. Liga und Europa zunächst sichtlich schwer. Handlungsschnelligkeit, Anlaufverhalten, Laufwege – Behrens kam kaum hinterher.

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Doch mit etwas Zeit meisterte Behrens auch diesen Schritt. In der Saison 2022/23 setzte er sich mit der Zeit gegen Union-Neuzugang Jordan Sibatcheu durch, spielte sich fest und war in 46 Pflichtspielen an 13 Toren direkt beteiligt. Eine atemberaubende Entwicklung, die einem über 30-Jährigen kaum zuzutrauen war.

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„Er hat unermüdlich an sich gearbeitet. Er hat versucht, in jedem Training immer wieder ans Limit zu gehen und aus jeder Möglichkeit Tore zu erzielen“, lobte Union-Trainer Urs Fischer seinen Mittelstürmer vor kurzem. In den vergangenen Monaten hat Behrens eine Entwicklung vollzogen, die sonst nur Spieler am Anfang ihrer Karriere erleben.

Während Behrens lange Zeit nur von seinem unheimlich robusten Körper lebte und als der klassische Sturmtank galt, ist er bei Union zu einem kompletten Stürmer geworden. Vor allem im Passspiel steigerte er sich immens, lässt sich jetzt im Spielaufbau tief fallen, setzt andere in Szene, arbeitet aber auch unermüdlich gegen den Ball und erfüllt so gleich mehrere Aufgaben neben dem Toreschießen.

Nagelsmann: „Er ist ein sehr guter Typ, der immer gewinnen will“

All diese Qualitäten und Entwicklungsschritte haben dazu geführt, dass Behrens innerhalb von ein paar Jahren vom Regionalliga- zum Bundesliga-Stürmer wurde und selbst in der Champions League gegen Real Madrid mithalten kann. Mit 32 Jahren ist Behrens seine beste Version – und wohl bald auch Nationalspieler.

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Debüt im DFB-Kader: Kevin Behrens
Debüt im DFB-Kader: Kevin Behrens

Für den neuen Bundestrainer Julian Nagelsmann gibt es gleich mehrere Gründe dafür, weshalb Behrens sich den Kaderplatz verdient hat: „Wir wollten noch einen kopfballstarken Stürmer, damit wir auf verschiedene Situationen reagieren können. Er ist ein sehr guter Typ, der immer gewinnen will, defensiv unglaublich viel marschiert, der aber auch im Anlaufen und in der Luft sehr stark ist“, zählt er Behrens‘ Qualitäten auf. Mit dem Union-Stürmer habe Nagelsmann eine weitere Option gegen tiefstehende Gegner.

Neue Lösung für Deutschlands Stürmerproblem?

So ist Nagelsmanns Nominierung beinahe schon eine Grundsatzentscheidung: Mit Niclas Füllkrug und Kevin Behrens scheint sich der Bundestrainer auf klares Stürmerprofil festzulegen. Vorgänger Hansi Flick probierte immer wieder neue Modelle in der Sturmspitze aus, wirkte in seiner Entscheidungsfindung schwammig – an einem Tag war es die „Falsche Neun“, an einem anderen doch der klassische Wandspieler.

Füllkrug und Behrens zu nominieren, spricht stark dafür, dass der neue Bundestrainer einen Zielspieler für die Europameisterschaft installieren will, der seine technisch starken Mitspieler in Szene setzt und Flanken verarbeiten kann. Dass David Raum und Robin Gosens als flankenstarke Schienenspieler ebenfalls nominiert wurden, ist ein weiteres Indiz für diese Strategie.

Kevin Behrens ist erstmals für die deutsche Nationalmannschaft nominiert. Der DFB-Neuling verrät, wie Bundestrainer Julian Nagelsmann ihn erreichte.
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Kevin Behrens nach DFB-Nominierung: "Hatte zwei Anrufe in Abwesenheit"

Union hat eine neue Lobby beim DFB

Behrens‘ Nominierung hat aber noch eine weitere Dimension: die neue Lobby des 1. FC Union Berlin beim DFB. Union-Geschäftsführer Oliver Ruhnert nutzte die Bundesliga-freie Zeit im Sommer, um seinen Verein öffentlich stärker in der Nationalmannschaft zu positionieren. „Ich habe für die Nicht­-Nominierung unserer Spieler wenig Verständnis. Es scheint mir, dass Union keine Lobby beim DFB hat“, kritisierte Ruhnert im Juni. Ein klares Kalkül. Dazu passt auch, dass die „Eisernen“ im Sommer mit Robin Gosens einen aktiven deutschen Nationalspieler verpflichteten – so kam der DFB gar nicht mehr im die Hauptstädter herum.

Mit Behrens ist nun der erste Union-Profi zum deutschen Nationalspieler geworden. Ein Sieg für Oliver Ruhnert. Aber ein viel größerer für Kevin Behrens selbst, der sich nun erneut auf einem höheren Niveau präsentieren darf – die letzten Jahre haben gezeigt: stets unterschätzt hat er sich noch immer an das neue Level gewöhnt.