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DFB-Kollege schwärmt: "Musiala hat Qualitäten, die wir so noch nicht gesehen haben"

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DFB-Kollege schwärmt: "Musiala hat Qualitäten, die wir so noch nicht gesehen haben"

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Henrichs schwärmt von Musiala

Im SPORT1-Interview vor dem letzten Länderspiel des Jahres in Österreich spricht DFB-Verteidiger Benjamin Henrichs über Hausaufgaben von Julian Nagelsmann, seine Entwicklung bei RB Leipzig, Timo Werner, Leroy Sané und drei ganz besondere junge Spieler.
Mats Hummels schwärmt auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Österreich von Abwehrkollegen Jonathan Tah und dessen Leistung.
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von Kerry Hau

Auch wenn das Eröffnungsspiel erst am 14. Juni 2024 steigt, ist die Vorfreude bei Benjamin Henrichs auf die Heim-EM schon jetzt groß. Das turbulente Länderspiel-Jahr 2023 mit vielen Dämpfern wie, auch der jüngsten 2:3-Heimplete gegen die Türkei, will er abhaken – mit einer starken Leistung und einem Sieg am Dienstagabend gegen Österreich in Wien (20.45 Uhr, im LIVETICKER).

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Im Vorfeld der Partie spricht der 26 Jahre alte Außenverteidiger mit SPORT1 über die ersten Eindrücke von Bundestrainer Julian Nagelsmann, mit dem er schon bei RB Leipzig zusammenarbeitete, sowie die Unterschiede zu Hansi Flick.

Außerdem blickt Henrichs auf seine persönliche Entwicklung und schließt einen erneuten Wechsel ins Ausland nicht aus. Er spricht über die schwierige Situation seines Leipziger Mitspielers Timo Werner, den Aufschwung von Leroy Sané sowie drei junge Ausnahmekönner, mit denen er regelmäßig zusammenspielt: Jamal Musiala, Florian Wirtz und Xavi Simons.

SPORT1: Benny, das 2:3 gegen die Türkei war bereits die vierte Heimspiel-Niederlage in diesem Jahr. Damit wurde ein Negativ-Rekord aus 1956 eingestellt. Muss man sich mit dem Gedanken anfreunden, dass Deutschland weiter von der Weltspitze entfernt ist denn je? Oder ist das zu viel Schwarzmalerei?

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Henrichs: Die Niederlage ärgert uns alle sehr. Sie hat uns aufgezeigt, wieviel Arbeit noch vor uns liegt. Gegen Österreich bekommen wir jetzt direkt die Chance zu zeigen, dass wir es besser können. Und die wollen wir nutzen.

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Henrichs glaubt nicht an Außenverteidiger-Problem

SPORT1: Hat Deutschland ein Außenverteidiger-Problem?

Henrichs: Das würde ich nicht so sagen. Nehmen wir doch das Länderspiel gegen Frankreich als Beispiel: Da haben Jona (Tah) und ich es, glaube ich, gar nicht so schlecht gemacht. Wir müssen unsere Leistung immer gesamtheitlich sehen.

SPORT1: Sie haben schon in Leipzig mit Julian Nagelsmann zusammengearbeitet. Wie sind Ihre ersten Eindrücke von ihm als Bundestrainer?

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Henrichs: Sehr gut. Julian hat hohe Erwartungen an uns, er arbeitet gerade im taktischen Bereich auf einem sehr hohen Niveau. Wir haben viele Videositzungen. Es ist fordernd und anspruchsvoll, macht aber Spaß.

SPORT1: Nagelsmann spricht schnell, auch seine Übungen sind hin und wieder komplex. Kommt man da als Spieler eigentlich problemlos mit?

Henrichs: In Leipzig habe ich mal versucht, eine etwas kompliziertere Übung für Nordi Mukiele und Christo Nkunku zu übersetzen. Da bin ich dann aber selbst nicht mitgekommen und habe es gelassen. (lacht) Hier würde ich aber sagen, dass Julian versucht, es so einfach und unkompliziert wie möglich zu halten. Wir haben nicht viele Tage zusammen, da muss man die Inhalte komprimieren und schauen, dass man schnelle und gute Lösungen findet. Es ist auf jeden Fall ordentlich Zug drin – in den Sitzungen, aber auch im Training. Man merkt, dass der Fokus zu 100 Prozent auf dem Fußball liegt. Gleichzeitig bekommen wir aber auch unsere Freiheiten, dürfen an freien Nachmittagen mal zusammen raus in Cafés, machen auch viel fürs Teambuilding. Es ist ein guter Mix aus Ernsthaftigkeit und Spaß. Es kommt uns auch zugute, dass wir insgesamt ein junges Trainerteam haben.

SPORT1: Sonst würde zu Beginn der Trainingseinheiten wohl kein Kontra K oder Dr. Dre laufen, oder?

Henrichs: Hoffentlich spielen sie mal Burna Boy! (lacht) Im Ernst: Ich mag die Idee, beim Aufwärmen ein paar Lieder zu hören. Es bringt gute Vibes. Wenn man ins Gym geht, trainiert man ja auch mit Musik. Ich finde es cool, dass unsere Trainer sagen: Wir machen das jetzt so – egal, was Außenstehende denken!

SPORT1: Sie waren bei der USA-Reise im Oktober verletzungsbedingt nicht dabei. Stimmt es, dass Sie Hausaufgaben von Nagelsmann bekommen haben?

Henrichs: Ja, ich habe vor allem taktischen Input bekommen, darunter direkt Szenen aus dem USA-Spiel und später auch aus dem Mexiko-Spiel, um zu verstehen, was der Trainer sich vorstellt. Dafür haben wir eine App - mit Zugriff auf weitere Daten, die für uns hilfreich sind. Bei RB Leipzig arbeiten wir auch damit.

SPORT1: Welche Daten sind Ihnen in Bezug auf Ihr eigenes Spiel besonders wichtig?

Henrichs: Ich achte immer auf meine Sprintgeschwindigkeit. Meinen Top-Speed habe ich jetzt im Spiel gegen die Türkei auf 33,87 km/h verbessert. Aber auch da möchte ich auf jeden Fall noch zulegen.

„Natürlich möchte ich die EM als Stammspieler bestreiten“

SPORT1: Sehen Sie sich mit Blick auf die EM als Stammspieler?

Henrichs: Es ist natürlich mein Ziel, als Stammspieler bei der EM dabei zu sein. Es bringt aber nichts, darüber zu sprechen. Ich muss mich auf dem Platz anbieten, am besten meine Leistung aus dem Frankreich-Spiel im September bestätigen. Auf welcher Seite das ist, spielt keine Rolle für mich. Ich kann rechts, aber auch links spielen. Gegen Frankreich hat es mir auf der linken Seite sehr viel Spaß gemacht.

SPORT1: Gab es einen Außenverteidiger, den Sie in Ihrer Jugend als Vorbild hatten?

Henrichs: Nicht wirklich. Ich habe lange im offensiven Mittelfeld gespielt und mein Vorbild war immer Ronaldinho. Zu ihm habe ich aufgeschaut, ich wollte so kreativ und trickreich spielen wie er. Mit 19 wurde ich dann umgeschult und habe mir dann viel von David Alaba abgeschaut. Als Außenverteidiger wird natürlich viel mehr Defensivarbeit von einem verlangt, aber das heißt nicht, dass man seine Offensivqualitäten nicht einbringen kann. Ich liebe es, mich in Angriffe einzuschalten.

SPORT1: Unter Marco Rose sind Sie zum unverzichtbaren Stammspieler in Leipzig gereift, er schenkt Ihnen viel Vertrauen. Ist er vielleicht sogar der wichtigste Trainer, den Sie in Ihrer bisherigen Laufbahn hatten?

Henrichs: Ich würde ihn definitiv zu den wichtigsten zählen. Der Start war nicht einfach, ich habe anfangs nicht viel unter ihm gespielt, aber dann hatten wir ein ehrliches und offenes Gespräch. Ich bin froh, dass ich ihn Schritt für Schritt von mir überzeugen konnte.

SPORT1: Sind Sie generell glücklich mit Ihrem bisherigen Karriereweg? Bereuen Sie den Schritt ins Ausland zur AS Monaco?

Henrichs: Nein, den Schritt Richtung Monaco bereue ich überhaupt nicht. Sportlich gesehen hätte es besser laufen müssen, keine Frage. Ich dachte damals: Okay, ich gehe jetzt nach Frankreich zum Vizemeister, spiele regelmäßig auf Top-Niveau – national und international. Am Ende ist es anders gekommen – und trotzdem weiß ich, dass ich mich als Person weiterentwickelt habe. Ich habe eine neue Sprache gelernt, was mir jetzt auch in Leipzig zugutekommt. Ich kann mit allen Mitspielern, ob auf Deutsch, Englisch oder Französisch, kommunizieren. Ich bin als Person gereift.

SPORT1: Wäre das Ausland für Sie noch mal reizvoll?

Henrichs: Ich bin generell offen dafür, noch einmal ins Ausland zu gehen. Aber ich mache mir gar keinen Druck. Ich bin happy in Leipzig und habe dort noch bis 2025 Vertrag, darauf richtet sich mein Fokus.

SPORT1: Ein Mitspieler, der immer wieder mit ausländischen Klubs, aber auch dem FC Bayern in Verbindung gebracht wird, ist Florian Wirtz. Sie haben Leverkusen ebenfalls als junger Kerl verlassen. Was würden Sie ihm raten?

Henrichs: Ich kann ihm keinen Rat geben. Das würde auch überhaupt keinen Sinn machen. Flo ist ein super Spieler, der die beste Entscheidung für sich treffen muss. Dass Flo eine große Zukunft vor sich hat, weiß jeder.

Musiala, Wirtz oder Xavi Simons? „Ich liebe alle drei“

SPORT1: Sie spielen neben Wirtz auch mit Jamal Musiala in der Nationalmannschaft, in Leipzig erleben Sie seit dieser Saison Xavi Simons. Wer gefällt Ihnen am besten?

Henrichs: Das ist eine sehr gute und schwierige Frage, ich liebe alle drei. Sie spielen auf einer ähnlichen Position, sind aber verschiedene Spielertypen. Flo hat besondere Bewegungen, auch im Dribbling, er hat ein super Passspiel. Jamal hat auf engem Raum Qualitäten, die wir so in Deutschland noch nicht gesehen haben, er löst viele Eins-gegen-Eins-Situationen auf. Solche Spieler brauchen wir in der Nationalmannschaft. An Xavi beeindruckt mich neben seinen fußballerischen Fähigkeiten, wie gut er sich sofort bei uns in Leipzig eingelebt hat. Neue Liga, neues Land, neue Sprache – damit kommen viele erstmal nicht klar. Er schon. Dazu seine Technik und seine Effektivität. Es macht Spaß, mit ihm zu zocken.

SPORT1: Sind Sie überrascht, wie gut sich Leroy Sané entwickelt hat?

Henrichs: Nein. Leroy zeigt das, was er früher schon in der Jugend bei Leverkusen gezeigt hat. Ich freue mich für ihn, dass er jetzt diese Konstanz an den Tag legt und die öffentliche Anerkennung bekommt.

„Timo wird sich da wieder rauskämpfen“

SPORT1: Bei Ihrem Leipziger Kollegen Timo Werner ist genau das Gegenteil der Fall.

Henrichs: Wir haben neulich zusammen auf der Bank gesessen und ein bisschen darüber geredet. Es ist nicht einfach, er hat die Saison eigentlich gut begonnen und ist – auch krankheitsbedingt – ein bisschen aus dem Flow gekommen. Timo wird sich da wieder rauskämpfen!

Kennen sich gut: Benjamin Henrichs und Timo Werner
Kennen sich gut: Benjamin Henrichs und Timo Werner

SPORT1: Mit welchem Torwart spielen Sie im DFB-Team am liebsten? Manuel Neuer will im neuen Jahr wieder dabei sein.

Henrichs: An meinem Spiel ändert sich nicht viel, ob Manu, Marc oder ein anderer unser Torhüter im Tor steht. Wir haben viele Top-Keeper und Konkurrenzkampf gehört dazu. Man sieht generell, dass nach Leistung nominiert und aufgestellt wird. Jeder will bei der EM dabei sein – gerade im eigenen Land!

SPORT1: Kribbelt es bei Ihnen schon?

Henrichs: Ja, das gibt mir 2006-Flashbacks. Damals war ich 9 Jahre alt, mein Lieblingsspieler war Bernd Schneider. Man hat die Euphorie im ganzen Land gespürt, jedes Spiel war ein Festtag, die Nationalmannschaft war der gemeinsame Nenner der Nation. Das wünsche ich mir auch für unser Turnier im nächsten Jahr!