Ivan Toney schaut, er schaut und er schaut. Zwischendurch läuft er dann noch zum Elfmeter an – aber er schaut trotzdem weiter.
Das verrückte Elfmetergeheimnis
Der englische Nationalstürmer, der beim EM-Viertelfinale Englands gegen die Schweiz für Bayern-Star Harry Kane eingewechselt wurde, den vierten Strafstoß im Elfmeterschießen sicher verwandelte und bei einem eventuellen Elfmeterschießen im Halbfinale gegen die Niederlande (Mittwoch ab 21 Uhr im Liveticker) womöglich wieder einer der entscheidenden Akteure werden könnte, hat eine ganz eigenwillige Taktik.
Er läuft so lange (und langsam) an, bis sich der Torhüter für eine Ecke entscheidet und schiebt den Ball in die andere - und er schaut dabei nicht einmal auf den Ball. Geklappt hat das in seiner Karriere bisher 28 von 30 Mal - die Elfmeterschießen gar noch ausgeklammert. Ex-Premier-League-Keeper Ben Foster erzählte nun im Podcast Football Fill-In, wie es sei, bei Toneys Elfmetern im Tor zu stehen. Ernüchternd.
Ex-England-Keeper: „Er lässt dich aussehen wie einen Idioten“
„Du stehst da und beobachtest ihn und er beobachtet dich und schlendert auf den Ball zu. Und du denkst: ‚Weißt du eigentlich, was du hier tust?‘ Und dann wartet er so lange bis zu dem Punkt, an dem du dich entscheiden musst. Du musst! Aber er wartet immer noch ab und rollt den Ball einfach in die andere Ecke.“
Amüsant schilderte der 41-Jährige seine Machtlosigkeit: „Er weiß, wo der Ball ist, sodass er nur den Torwart beobachten kann, und genau das tut er auch. Er wartet darauf, dass der einen kleinen Schritt zur Seite macht, und dann ist der Ball in der anderen Ecke.“ Kurzum: „Er lässt dich aussehen wie einen Idioten!“
Toney selbst übrigens erklärt seinen Elfmeterstil wie folgt: „Mag sein, dass die Leute das komisch finden, aber das ist meine Routine.“ Diese eingeübte Routine hat ein besonderes Geheimnis: im Training.
Das ist Toneys Elfmeter-Geheimnis
Weil Toney in der vergangenen Saison seine achtmonatige Sperre wegen Verstößen gegen die Wettregeln des englischen Fußballverbands absitzen musste, urlaubte er nicht nur auf Ibiza, Mykonos oder in Marokko, sondern rief auch private Trainingscamps in Nashville in den USA ein, um unter anderem an seinen Abschlüssen, im Speziellen an Elfmetern, zu arbeiten.
Als guten Einfluss rief er sich nach Informationen der New York Times Allan Russell, einen ehemaligen schottischen Spieler, und den Torhüter-Direktor des Tennessee Soocer Club, Bob Jeffrey herbei. Letzterer machte dabei eine verrückte Entdeckung.
„Er schießt seine Elfmeter aus 13 Yards, nicht aus zwölf“, trat also im Training umgerechnet aus zwölf statt elf Metern an. Er soll dabei gesagt haben, wenn er sie im Spiel aus zwölf Yards schießen würde, wirke das Tor größer.
Offenbar auch gegen die Schweiz: Erstmals seit 1996 verwandelten die Three Lions in einem großen Turnier alle Elfmeter in einem Elfmeterschießen. So wird auch die Niederlande gewarnt sein vor dem wohl sichersten aller Schützen, egal ob aus elf oder zwölf Metern.