U21-EM Qualifikation>

Startet er nach dem Burkardt-Abgang durch?

Ist der Nachfolger schon da?

Stürmer Nelson Weiper hinterlässt beim finalen deutschen Gruppenspiel der U21-EM einen starken Eindruck. Das könnte ihm für den weiteren Turnierverlauf helfen – aber auch für seine Zukunft im Verein.
Der 1. FSV Mainz 05 hat sich sensationell für das internationale Geschäft qualifiziert. Die Zukunft der Mainzer Starspieler Jonathan Burkardt und Nadim Amiri ist allerdings noch offen. Niko Bungert äußert sich im STAHLWERK Doppelpass zum Stand der Dinge.
Stürmer Nelson Weiper hinterlässt beim finalen deutschen Gruppenspiel der U21-EM einen starken Eindruck. Das könnte ihm für den weiteren Turnierverlauf helfen – aber auch für seine Zukunft im Verein.

Nein, auch nach wiederholtem Nachbohren ließ sich Nelson Weiper nicht aus der Reserve locken, nicht zu einer einzigen unüberlegten Aussage drängen. „Gar keinen” der beiden anderen Stürmer, Nick Woltemade oder Nicolò Tresoldi, werde er trotz seines Siegtores verdrängen, das den deutschen 2:1-Sieg bei der U21-EM gegen England am Mittwochabend perfekt gemacht hatte.

Viel wichtiger sei bei einem solchen Turnier doch der Faktor Harmonie.

Selbstverständlich möchte Weiper, wie es dem Ehrgeiz eines jeden Sportlers entspricht, „immer spielen”.

Aber „die anderen beiden haben es in den ersten Spielen auch sehr gut gemacht und sind genauso gute Stürmer“, ordnete der 20-Jährige bescheiden ein und befand: „Das ist eine Scheißfrage. Die Jungs sind alle super. Wir sind nicht hier, um uns gegenseitig zu verdrängen. Es ist ein Turnier, hier steht jeder hinter jedem. Ich supporte die Jungs, die spielen.“

Die Jungs, die am Mittwoch spielten, spielten jedoch auffällig gut. Und das in einer ungewohnten Besetzung.

Trainer Antonio Di Salvo wechselte auf allen elf Positionen durch und schickte eine nicht eingespielte Mannschaft ins Rennen, die dennoch gewann und ihn jetzt vor so manche Denkaufgabe stellt. Kann er die Spieler, die besonders überzeugt haben, im Viertelfinale gegen Italien (Sonntag, 21 Uhr im LIVETICKER) wieder auf der Bank lassen? Oder bleiben die Gewinner dabei?

Deshalb könnte Weiper bald in Mainz durchstarten

Weiper lieferte jedenfalls triftige Argumente. Der Mainzer glänzte in der Spitze nicht nur durch seinen entschlossenen Kopfballtreffer, bei dem er zwei englische Verteidiger abkochte.

Er fiel auch durch sein engagiertes Gegenpressing auf, war lauffreudig und stürzte sich unermüdlich in die Zweikämpfe. Ein gelungener Auftritt für den Mann, der zuvor zu lediglich zwei Kurzeinsätzen kam.

So mancher zog schon einen Vergleich zu seinem Teamkollegen Woltemade. Mit einer Körpergröße von 1,92 Metern ist Weiper nur sechs Zentimeter kleiner als der neue A-Nationalstürmer. Zudem erinnerte sein Knierutscher beim Torjubel an diesen.

Ob er eines Tages an Woltemades Leistungen herankommt, wird die Zeit zeigen. Ein weiterer Schritt ist mit dem Auftritt gegen England aber getan. In der U21 - und bei seinem Stammverein, dem 1. FSV Mainz 05.

Denn bei den Rheinhessen könnten sich für Weiper bald völlig neue Möglichkeiten eröffnen. Jonathan Burkardt, Platzhirsch im Sturm und Kapitän des Teams, steht vor einem Wechsel zu Eintracht Frankfurt.

Nimmt Weiper „ähnliche Entwicklung wie Jonny“?

Geht der Deal tatsächlich über die Bühne, wird es für Weiper, der vergangene Saison drei Tore in 23 Bundesliga-Einsätzen schoss, interessant.

Sportvorstand Christian Heidel traut dem Youngster zu, in Burkardts Fußstapfen zu treten und gar „eine ähnliche Entwicklung wie Jonny“ zu nehmen.

Teuren Ersatz möchte er im Falle eines Burkardt-Abgangs deshalb nicht an Bord holen. „Dass wir Spieler für 15 bis 20 Millionen Euro verpflichten, kann ich ausschließen”, unterstrich Heidel.

Ist der Burkardt-Nachfolger also schon da? Die FSV-Fans würde es sicherlich freuen.

Weiper stammt aus dem eigenen Nachwuchs und ist hinter Burkardt schon jetzt einer derjenigen, die am meisten gefeiert werden.

Wichtig wäre für ihn lediglich, gesund zu bleiben. In der Saison 2023/24 bremste ihn eine Knieverletzung mehr als ein halbes Jahr aus. Und auch in der abgelaufenen Spielzeit stand er bis zur Rückrunde im Schatten vieler anderer.

Weiper verrät Details über Hobby

Einen Vorteil, der für Stürmer immer von Nutzen ist, hat Weiper jedoch auf seiner Seite: seinen Kopf. Als Kind galt der heutige Profi als hochbegabt und wurde bereits mit fünf Jahren eingeschult.

Sein Abitur machte er gewissenhaft zu Ende und verzichtete im Januar 2023 sogar auf das Winter-Trainingslager der Profis. Nebenbei spielt er nach wie vor leidenschaftlich gerne Schach. Bis zur U10 gehörte er einem Verein an: den Schachfreunden Heidesheim.

„Ich habe mich mit meinem Bruder immer gestritten, wer der bessere Schachspieler ist“, verriet Nelson zuletzt in einem Podcast der Mainzer: „Ich habe Pokale und Medaillen zu Hause und habe wirklich viele Turniere gespielt. Ich schaue mir Schach auch im Fernsehen an.“

Womöglich hilft ihm das nun, einen klaren Kopf zu bewahren und weitere starke Leistungen zu bringen. In Mainz. Und zunächst bei der U21.