Natürlich ist ihm die Geschichte hinter seinem Treffer bekannt, auch wenn Francisco Conceicao damals noch gar nicht auf der Welt war.
Sein Vater düpierte Kahn! Nun wird er auch zum Deutschland-Schreck
„Wie der Vater, so der Sohn“
„Ich bin stolz, ich habe die Tore meines Vaters oft gesehen“, berichtete der 22-Jährige nach seinem Traumtor, das beim 2:1-Sieg der Portugiesen die Wende gegen Deutschland eingeleitet hatte.
In dem Moment in der 63. Minute habe er jedoch ganz spontan gehandelt. „Ich habe getan, was mir eingefallen ist“, sagte Conceicao.
Francisco Conceicao schockt Deutschland - wie einst sein Vater
Nur fünf Minuten nach seiner Einwechslung ließ der Youngster Robin Gosens im Dribbling ganz alt aussehen. Der Weg zum Tor ging auf, knapp vor der Strafraumgrenze schlenzte er den Ball sehenswert zum zwischenzeitlichen Ausgleich ins linke Eck - und übertraf damit sogar seinen Vater.
Sergio Conceicao hatte vor 25 Jahren eines seiner drei Tore gegen Deutschland aus ähnlicher Position geschossen. Der Abschluss war deutlich unplatzierter, doch Oliver Kahn im DFB-Tor rutschte der Ball durch die Hände. Ein Sinnbild einer Schmach.
Conceicao senior markierte bei der 0:3-Pleite der deutschen Nationalmannschaft bei der EM 2000 alle Tore. Seither ist sein Name ebenso eng verbunden mit diesem Debakel wie der schmeichelhafte Titel „Rumpelfußballer“ für die damals von Erich Ribbeck trainierte DFB-Auswahl.
„Wie der Vater, so der Sohn“: Portugal feiert „Herrn Chico“
Am Mittwoch in München wurde nun auch sein Sohn zum Deutschland-Schreck. „Ich weiß, dass mein Vater vor 25 Jahren einen Hattrick erzielt hat. Es war auch das letzte Mal, dass Portugal Deutschland geschlagen hat“, sagte Francisco Conceicao.
„Wie der Vater, so der Sohn“, schrieb die Zeitung Record. Der Sprössling, der in Portugal den Spitznamen Chico trägt, emanzipiert sich damit mehr und mehr von seinem Vater. „Herr Chico“, titelte die Sportzeitung in ihrer Printausgabe am Donnerstag treffend.
An der fußballerischen Entwicklung seines Sohnemanns hat der kürzlich als Trainer bei AC Mailand entlassene Sergio Conceicao keinen unwesentlichen Anteil. Beim FC Porto verhalf er Francisco 2021 kurz nach dessen 18. Geburtstag zum Profidebüt und dessen erstes Liga-Tor bejubelte er emotional - mit ein paar Ohrfeigen für Francisco.
Tordebüt für Portugal in Deutschland
Im vergangenen Jahr beklatschte der stolze Papa das erste Länderspieltor seines Sohnes auf der Tribüne im Stadion - natürlich in Deutschland. Beim EM-Auftakt der Portugiesen gegen Tschechien erzielte Conceicao junior in Leipzig den 2:1-Siegtreffer.
Unmittelbar nach seinem besonderen Tor am Mittwoch hatte der junge Flügelstürmer noch nicht mit seinem Vater gesprochen, wie er im TV-Interview sagte.
Dafür habe dieser ihm vor dem Spiel noch ein paar letzte Tipps gegeben. „Das ist ein Ritual von uns“, sagte Conceicao, „er hat mir Glück gewünscht und gesagt, ich soll das Beste tun, was ich kann.“
Zugleich gab er sich selbstkritisch: „Ich habe zwei Chancen vergeben. Ich hätte noch ein Tor schießen können.“
Der persönliche Erfolg dürfte Conceicao guttun, schließlich ist seine Situation auf Klubebene momentan etwas kompliziert. Nach seinem Durchbruch bei Porto in der Vorsaison, als ihm in 44 Partien neun Tore und acht Vorlagen gelangen, wurde er in dieser Saison an Juventus verliehen.
Offene Zukunft bei Juventus
In Turin kam er in 37 Einsätzen auf eine solide Bilanz von fünf Toren und sechs Assists, hatte aber nach dem Aus von Trainer Thiago Motta unter dessen Nachfolger Igor Tudor mit geringeren Einsatzzeiten zu kämpfen.
Seine Leihe soll aber bis zur Klub-WM ausgedehnt werden, wie es danach konkret für ihn weitergeht, ist offen. Sein Vertrag in Porto läuft noch bis 2029.
Für den Moment genießt Conceicao den Erfolg beim Final Four der Nations League. Von der UEFA wurde er zum Spieler des Spiels gekürt. Entsprechend stolz zeigte sich der Youngster. „Ich bin besonders stolz, dass ich der Mannschaft helfen konnte, ins Finale einzuziehen. Das war unser Hauptziel.“
Vielleicht gelingt ihm im Endspiel am Sonntag (21 Uhr im LIVETICKER) noch ein weiteres Highlight. Deutschland ist für die Familie Conceicao ja bekanntlich ein gutes Pflaster.