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WM 2022: Aus Sorge vor der sportlichen Blamage - Kolumne von Alex Steudel

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WM 2022: Aus Sorge vor der sportlichen Blamage - Kolumne von Alex Steudel

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Katar ist brandgefährlich

Bei der WM in Katar stützen Spieler mit Migrationsgeschichte das Team des Gastgebers. Doch vollständige Staatsbürger sind sie nicht. Rund um die WM-Vergabe an Katar im Jahr 2010 wuchs in Doha die Sorge vor einer sportlichen Blamage.
In acht Stadien wird während der WM in Katar gespielt. SPORT1 zeigt die Stadien, ihre Kapazität und die Kosten für den Bau.
Alex Steudel
Alex Steudel

Gestern ist mir siedend heiß eingefallen, dass Katar ja bei dieser WM auch selbst mitspielt. Ich hatte das vollkommen verdrängt und es wurde in den 476 katar-kritischen Artikeln der letzten Tage nicht erwähnt. Ich habe sie alle gelesen, bin also auf dem neuesten Stand, was Demokratie (keine), Bier (wenig), Pressefreiheit (je nach Bedarf) und Frauenrechte (wo?) im Wüstenstaat (heiß) angeht. Mein Problem: Über die Mannschaft von Katar ist fast nichts bekannt.

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Dabei trifft sie am Sonntag zum Auftakt der WM auf Ecuador. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

Das Besondere am katarischen Nationalteam ist seine Unbesonderheit. Seit Monaten verschanzt es sich in irgendwelchen Trainingslagern, und man kennt keinen einzigen Spieler. Überliefert ist nur, dass alle Akteure in der Wüste spielen, obwohl das Land vor zehn Jahren den belgischen Klub KAS Eupen kaufte, um dort seine besten Nachwuchskräfte auszubilden, was aber schiefgegangen sein muss. Denn in Eupen spielt niemand aus Katar. Womöglich ist das ja der Grund für den Erstliga-Aufstieg im Jahr 2016.

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Wer ist Katars Star-Spieler?

Der berühmteste Katarer ist jedenfalls gar keiner: Es ist der Nationaltrainer. Ein Spanier, also Alarmstufe rot. Felix Sanchez Bas war mal zehn Jahre lang Jugendcoach beim FC Barcelona. Und er hat Katar 2019 tatsächlich zur Asienmeisterschaft geführt. Seine Elf gewann dabei im Finale gegen Japan und vorher gegen Australien.

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Als ich das gelesen habe, ist es mir wieder eingefallen: Ich habe mich damals nicht nur über die guten Leistungen Katars gewundert, das ohne eingebürgerte ausländische Spieler auskommt, sondern vor allem darüber, dass Australien zu Asien zählt. Diese Information hatte mir meine Erdkundelehrerin einst unterschlagen.

Später durfte Katar bei der Südamerikameisterschaft mitmachen und schaffte dort ein 2:2 gegen Paraguay und ein respektables 0:2 gegen Argentinien.

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WM-Abbruch mit frühem Gruppen-Aus

Das sagt uns Folgendes: Katar ist brandgefährlich, und die Fifa sollte einen Diercke-Weltatlas anschaffen; es gibt ihn bei Amazon für 35,95 Euro.

Katar steht jedenfalls in der Fifa-Weltrangliste auf Platz 50, das ist 25 Plätze besser als der Oman, an dem sich der Bremer Niclas Füllkrug am Mittwoch beinahe einen Zahn ausgebissen hätte. Die Fußballmannschaft Katars rangiert damit sogar 64 Plätze höher als die Regierungsmannschaft Katars; sie bekleidet im Demokratie-Index des Economist Rang 114.

Ich hoffe trotz aller Unwägbarkeiten, dass die Gastgeber am Sonntag gegen Ecuador gewinnen. Nur so kann sich endlich echte Begeisterung im Land entwickeln und der Emir muss nicht ständig teure Fansöldnergruppen fähnchenwedelnd durch seine Ortschaften jagen und von noch teureren TV-Teams filmen lassen. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der WM)

Katar sollte mindestens das Viertelfinale erreichen. Ich schließe nämlich nicht aus, dass Scheich Tamim bin Hamad Al Thani ansonsten gleich nach einem frühen K.o. die WM für beendet erklärt und alle Teilnehmer in die Wüste schickt, also in die echte. Autokraten dürfen sowas. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

Alex Steudel ist freier Journalist. Er war Bayern- und Nationalmannschaftsreporter und Chefredakteur von Sport Bild. Heute widmet er sich in seiner Kolumne für SPORT1 auf nicht immer ganz ernstgemeinte Weise aktuellen Fußball-Themen. Steudel-Kolumnen gibt es regelmäßig auch im täglichen Fußball-Newsletter Fever Pit‘ch von SPORT1-Chefredakteur Pit Gottschalk. Den kostenlosen Newsletter erhalten Sie hier: https://newsletter.fever-pit.ch/

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