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WM 2022: Aus von Oliver Bierhoff kommt zu spät und ist kein Allheilmittel - Kommentar

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WM 2022: Aus von Oliver Bierhoff kommt zu spät und ist kein Allheilmittel - Kommentar

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Bierhoffs Aus kommt zu spät

Das Aus von Oliver Bierhoff ist der erste Schritt für den dringend benötigten Umbruch beim DFB, jedoch kein Allheilmittel. Es braucht weitere personelle Veränderungen und tiefgreifende Reformen, kommentiert SPORT1-Chefreporter Kerry Hau.
Der DFB trennt sich nach der WM-Blamage von Oliver Bierhoff. Für Ex-Nationalmannschaftskapitän Michael Ballack kommt die Meldung überraschend.
khau
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von Kerry Hau

Das war es also für Oliver Bierhoff beim DFB. Am Montagabend gab der Verband bekannt, den Vertrag mit dem lange als Manager und bis zuletzt als Geschäftsführer agierenden Ex-Stürmer nach über 18 Jahren aufgelöst zu haben.

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Eine nur folgerichtige und längst überfällige Entscheidung, nicht erst seit dem bitteren Gruppenphasen-K.o. bei der WM in Katar. (REPORT: Das sind Bierhoffs Nachfolge-Kandidaten)

Ja, Bierhoff hat Großes geleistet im deutschen Fußball, war deutlich mehr als der nette Reiseleiter und Nutella-Werbedeals-Experte. Er bewies sehr wohl Weitsicht und Sachverstand. Nicht nur in den ersten Jahren nach der desolaten EM 2004, als er zunächst mit Jürgen Klinsmann und später mit Joachim Löw für frischen sportlichen Wind sorgte und den Verband auch wirtschaftlich in neue Sphären hob. Sondern auch in der jüngeren Vergangenheit mit dem Bau des DFB-Campus in Frankfurt, mit dem der Verband das längst registrierte Ausbildungsproblem versuchen wird zu lösen. (DATEN: WM-Spielplan 2022)

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Bierhoffs Aus kommt zu spät

Doch spätestens 2021, nach der verkorksten EM und dem ungenügenden Krisenmanagement, hätte Schluss für Bierhoff sein müssen. Der bedenkliche Trend rund um die Nationalmannschaft, den er maßgeblich mitzuverantworten hatte, hatte schon bei der WM 2018 begonnen. Toni Kroos meinte damals nach dem zweiten Gruppenspiel gegen Schweden (2:1) nicht ohne Grund: „Viele zuhause hätte es auch gefreut, wenn wir heute rausgeflogen wären.“

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Ein Gefühl, das auch diesmal bei der WM in Katar einige DFB-Stars beschlich. Ein Nationalspieler meinte schon vor dem Turnier in einem persönlichen Gespräch mit SPORT1, man könne noch so guten und begeisternden Fußball spielen, am Ende würde der Großteil der Menschen in Deutschland doch eh negativ über das DFB-Team denken. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

Und zu diesem Gefühl, zu dieser Entfremdung, zu dieser Entemotionalisierung und zum Teil auch zu dieser Schadenfreude hat Bierhoff eben einen großen Teil beigetragen - ob mit dem mittlerweile abgeschafften Arroganz-Begriff „Die Mannschaft“, unsinnigen Hashtags wie #ZSMNN oder #BestNeVerRest oder weiteren aberwitzigen Marketing-Kampagnen à la „Fanclub Nationalmannschaft powered by Coca Cola“.

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Bierhoff bot auch bei dieser WM wieder viel Angriffsfläche. Gerade die Reizdebatte um die „One Love“-Binde wurde maximal schlecht vorbereitet und moderiert.

Bezeichnend, dass Bierhoff kurz vor dem Japan-Spiel noch externe Experten ins Boot holte und sich am Ende dann doch mehrere Spieler dazu gezwungen sahen, sich eine politische Geste zu überlegen anstatt ihren Fokus voll und ganz auf ihren Job zu richten - möglicherweise, weil sie fürchteten, ohne eine solche Aktion noch mehr Shitstorm in der Heimat abzukriegen. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

Die Trennung von Bierhoff ist kein Allheilmittel

Bei dieser Debatte gab auch Bernd Neuendorf, der neue Präsident des DFB, ein schlechtes Bild ab. Deshalb wäre es völlig falsch zu glauben, die Trennung von Bierhoff sei nun ein Allheilmittel.

Beim DFB liegt vieles im Argen. Die Probleme beginnen schon im U-Bereich und reichen über das vermeintliche „Kompetenzteam“, das Bierhoff über die Jahre um sich herum aufbaute, bis hin zur Verbandsspitze. Gut, dass Hans-Joachim Watzke dafür bekannt ist, hart durchzugreifen. Es braucht jetzt vor allem eines beim DFB: mehr sportliche Kompetenz.

Denn einige Entscheider, nicht nur Bierhoff, haben in den vergangenen Jahren zentrale Fragen ignoriert wie: Wie sehr liegt unser Fokus eigentlich noch auf dem Spiel an sich? Und was können wir tun, damit wir als Verband nicht mehr so unsäglich arrogant und selbstgefällig daherkommen?