Antoine Griezmann hat sein Spiel neu erfunden. In der Abwesenheit der verletzten Stars Paul Pogba und N‘Golo Kanté entwickelt sich der 31-Jährige nicht nur zum Chef im Mittelfeld, sondern auch zum wichtigsten Spieler von Frankreichs Nationaltrainer Didier Deschamps. (NEWS: Alles Wichtige zur WM)

Griezmann zieht bei der Weltmeisterschaft in Katar die Blicke nicht nur wegen seiner fußballerischen Qualitäten auf sich, sondern vor allem aufgrund seiner Arbeitsweise. Der Mann von Atlético Madrid ist von Deschamps zu einem klassischen Mittelfeldspieler umfunktioniert worden. Anstatt das Spiel mit seiner Finesse zu zelebrieren, arbeitet der Linksfuß jetzt Fußball und sorgt für die Struktur in Frankreichs Spiel.

Am Samstagabend bezwangen die Franzosen im Viertelfinale England mit 2:1 und sind ins Halbfinale eingezogen. Im Nachgang wurde Griezmann von der internationale Presse gehuldigt. Dafür gab es mehrere Gründe. (DATEN: WM-Spielplan 2022)

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Griezmann meldet Bellingham ab

Zum einen bereitete der Linksfuß beide Tore seines Teams vor. Damit ist er nun mit 28 Assists der erfolgreichste Vorlagengeber in Frankreichs Geschichte.

Aber zum anderen war Griezmann wieder der Boss in Frankreichs Mittelfeld und meldete unter anderem Englands Jude Bellingham komplett ab. Er hatte die zweitmeisten Tacklings aller Spieler (10), die zweimeisten Pressingaktionen (7) sowie die zweitmeisten indirekten Pressingaktionen (51). Zusammengefasst: Griezmann war überall.

Deschamps lässt systematisch in einem 4-3-3 spielen und der 31-Jährige agiert nicht in vorderster Front, sondern als Achter. Er sorgt für die Struktur im Spiel, erkämpft sich Bälle am eigenen Strafraum, aber macht zugleich am anderen Ende des Spielfelds Druck.

Deschamps setzt Plan aus 2019 um

Doch wie ist es überhaupt zu dieser Rolle gekommen? Immerhin stellte man sich in Frankreich noch im Sommer die Frage, was mit Griezmann los sei. Ihm gelangen sowohl bei der Nationalmannschaft als auch im Verein bei Atlético kaum Scorerpunkte und er tauchte häufig ab.

Die Kritik an seiner Person wurde größer und so recht glaubte niemand mehr daran, dass Griezmann wieder zu einem wichtigen Faktor werden könnte.

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Frankreichs Nationalcoach Deschamps veränderte daraufhin Griezmanns Rolle, welche den Ursprung bereits im Oktober 2019 hat. Nach einem Arbeitssieg gegen Island sagte der Trainer flapsig: „Weißt du, dass du ein sehr guter defensiver Mittelfeldspieler wärst?“

Der 31-Jährige lachte nur darüber, doch drei Jahre später setzte Deschamps seine damalige Idee um. Seither brilliert Griezmann. „Ich verlange jetzt wahrscheinlich andere Dinge von ihm“, sagte Deschamps während der Gruppenphase. (DATEN: Gruppen und Tabellen der WM)

Er hob hervor, dass sein Schützling ein Teamplayer sei: „Er hat Freude im Aufbauspiel, jedes Mal, wenn er den Ball berührt. Er wird natürlich weniger Tore schießen, weil vor ihm mehr Leute spielen, aber er interpretiert seiner Rolle sehr intelligent und schafft ein Gleichgewicht.“

Der zweite WM-Titel winkt

Abwehrspieler Raphael Varane betonte nach dem 2:1-Sieg gegen Dänemark: „Er deckt enorm viele Räume ab“, und fügte hinzu: „Er hat die Fähigkeit, zu verteidigen und die anderen spielen zu lassen. Das ist der Antoine, den wir kennen.“

In seiner neuen Rolle hat er bislang während des Turniers noch keinen Treffer erzielt. Darüber macht sich Griezmann aber keine Gedanken. „Die Mannschaft braucht mich im Herzen des Spiels. Ich weiß, dass man mich braucht“, erklärte er nach dem 3:1 im Achtelfinale gegen Polen.

Nun trifft Frankreich im Halbfinale auf Marokko und Griezmann hat die Möglichkeit, zum zweiten Mal in Folge mit seinem Land ins WM-Finale einzuziehen. Dort winkt dann der zweite Titel nach dem Gewinn von 2018 in Russland.