Da ist er nun, der größte und schönste WM-Spielplan aller Zeiten. Der Weg dahin war lang und steinig. In Washington ging es die letzten zwei Tage lang nur am Rande um die Fußball-Mannschaften, die sich im Sommer in den USA, Kanada und Mexiko messen.
Jeder sieht, welch perfides Spiel sie spielen
In Schamlosigkeit vereint
Im Zentrum der Aufmerksamkeit bei der gleichermaßen aufgeblasenen wie zusammengestückelten Zeremonie stand die peinliche Selbstinszenierung von Gianni Infantino und Donald Trump.
Im Wissen um den politischen, diplomatischen, militärischen Stil Trumps musste es einem kalt den Rücken herunterlaufen, als der FIFA-Boss ihm den neuen Friedenspreis seiner Organisation überreichte. Kriterien? Jury? Kandidaten? Man weiß es nicht.
Ein eigenes für Trumps Ego erschaffener Preis
Mit all diesem Irrsinn war natürlich zu rechnen.
Der „Sport-Informationsdienst“ hatte Trump tags zuvor noch als „aussichtsreichen Anwärter“ auf die eigens geschaffene Auszeichnung umschrieben. Doch der für eine Nachrichtenagentur vielleicht angemessene Vorbehalt war einigermaßen drollig.
Man muss kein Insider sein, um zu erkennen, dass dieser Preis eigens für Trump erschaffen wurde und nur einem Zweck diente: seinem übergroßen Ego zu schmeicheln.
Wenn es schon für den - seiner Meinung nach längst überfälligen - Nobelpreis nicht reicht, dann eben das hier.
Infantino und Trump: Jeder sieht ihr perfides Spiel
Dass Politik und Sport eng miteinander verwoben sind, ist nichts Neues.
Doch wohl noch nie wurde einem so drastisch und dreist vor Augen geführt, welche monströsen Züge diese Verflechtung angenommen hat.
Infantino und Trump sind in ihrer Schamlosigkeit vereint. Jeder sieht, welch perfides Spiel sie spielen. Der eine im Weltfußball, der andere in der globalen Politik.
Und doch machen alle bis zu einem gewissen Grad mit – um als Teil des Systems zu profitieren oder zumindest nicht abgehängt zu werden.
DFB will sich nicht erneut die Finger verbrennen
Auch die deutsche Delegation fand diplomatische Worte für das brisante Geschehen.
Verständlich: Der DFB hat sich bekanntlich bei der letzten WM 2022 die Finger verbrannt, Stichwort Regenbogenbinde. Und wird nun einen Teufel tun und wieder seine Stimme abseits des Sports erheben in einem Land, in dem der Alleinherrscher unliebsamen, weil demokratisch regierten Ausrichterstädten offen mit Entzug droht.
Nun haben Katar und auch zuvor Russland 2018 die Öffentlichkeit einigermaßen abgehärtet. Und doch wird spannend zu sehen sein, welche Facetten diese Instrumentalisierung des Sports im Sommer zeigt.
Nach der Show dieses Wochenendes darf einen nichts mehr überraschen.