Drama um Paul Drux: Der langjährige Nationalspieler - vorbildlicher Kämpfer, sportliches Stehaufmännchen und Publikumsliebling - muss mit nur 29 Jahren seine Karriere beenden. Eine Knieverletzung, die der Rückraumspieler der Füchse Berlin in der vergangenen Woche im Training erlitten hatte, zwingt Drux zur Aufgabe.
Handball-Deutschland leidet mit
„Das Ergebnis der Untersuchungen ist für mich sehr niederschmetternd, das muss ich für mich jetzt erst einmal verarbeiten“, sagte Drux: „Ich bin sehr dankbar für das, was ich im aktiven Handball als Spieler erleben und erreichen durfte.“ Details zu seiner Verletzung wurden am Mittwoch nicht genannt.
Mit dem gebürtigen Gummersbacher verliert der deutsche Handball einen beispiellosen Kämpfer. Einen, der den Teamerfolg stets an eins stellte. Einen, der sich für Klub und Nationalmannschaft in jeden Zweikampf schmiss, als wäre es sein letzter. Und einen, der sich nach etlichen schweren Verletzungen immer wieder zurückgekämpft hatte - nun hat Drux den Kampf gegen seinen eigenen Körper verloren.
Golla leidet mit: „Macht mich sehr traurig“
„Diese Nachricht macht mich sehr traurig“, sagte Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla dem SID. Drux habe „mehr als die vergangenen zehn Jahre des deutschen Handballs mitgeprägt“. Doch statt für weitere sportliche Schlagzeilen zu sorgen, wird Drux nun als einer der größten Pechvögel des deutschen Handballs in die Geschichte eingehen.
„Es tut mir unfassbar weh, dass Paul auf diesem Wege seine Karriere beenden muss. Er ist für uns nicht nur Kapitän, sondern auch Vorbild für den ganzen Verein“, sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning, der den Rückraumspieler über die gesamte Karriere begleitete. Drux stehe „wie kaum ein anderer für Integrität und Motivation durch Identifikation“.
13 Jahre lang spielte Drux für die Hauptstädter, vom B-Jugendlichen stieg er zum Leistungsträger, Publikumsliebling und Kapitän auf. Mit der Profimannschaft gewann er Europapokale, die Klub-WM, den DHB-Pokal und den Supercup. Ein Titelgewinn mit der Nationalmannschaft blieb dem wurfgewaltigen Drux auch aufgrund seiner Verletzungsanfälligkeit verwehrt, 127-mal kam er für das DHB-Team zum Einsatz.
DHB: Drux galt als nächster deutscher Superstar
Drux galt lange als Shootingstar des deutschen Handballs, er wurde wegen seiner enormen Fähigkeiten nicht selten mit den größten verglichen - doch immer wieder machte ihm sein Körper einen Strich durch die Rechnung. Meniskusriss, Kreuzbandriss, Achillessehnenriss, Schulter-OP, Sprunggelenk: Es gab kaum eine schwere Verletzung, die Drux nicht durchleiden musste. Auch den größten Triumph der letzten Jahre, das goldene Wintermärchen 2016 in Polen, verpasste Drux. Verletzt.
„Jetzt werde ich mir nach der anstehenden Operation und Reha gemeinsam mit meiner Familie in Ruhe Gedanken über die nächsten Schritte machen“, sagte Drux nun. In den kommenden Wochen wird er zum zweiten Mal Vater. Dass er dem Handball treu bleibt und künftig bei den Füchsen eingebunden wird, gilt als offenes Geheimnis. „Wir wollen ihn auf jeden Fall im Verein halten“, sagte Hanning dem SID am Mittwoch.
Zunächst muss Drux aber wieder gesund werden.