Kapitän Johannes Golla zog völlig abgekämpft das Trikot über das Gesicht, Alfred Gislason schüttelte beim Blick auf den Statistikbogen immer wieder den Kopf.
Handball-EM 2022: Deutschland gegen Russland ohne coronainfizierte Spieler - Rückreise beginnt
EM-Aus: Konsequenzen im DHB-Team
„Das ist unglaublich bitter und beraubt uns unserer Arbeit“, motzte der Bundestrainer nach dem fehlerhaften Auftritt gegen Schweden.
Durch das 21:25 (10:12) gegen den Vizeweltmeister ist Deutschlands Medaillentraum bei der Handball-EM geplatzt - das coronageplagte Ensemble des Deutschen Handball-Bundes (DHB) hat das EM-Halbfinale verpasst. (DATEN: Spielplan und Ergebnisse der Handball-EM)
Doch ganz vorbei das Turnier für die deutsche Auswahl noch immer nicht. Erst steht am Dienstag noch das letzte EM-Hauptrundenspiel gegen Russland an (ab 18 Uhr im SPORT1-Liveticker).
Infizierte DHB-Team treten Heimreise an
Kurios indes: Ein Großteil der Spieler wird dann schon wieder in Deutschland sein. Denn das DHB-Team wird den letzten EM-Auftritt definitiv ohne zehn der zwölf Spieler bestreiten, die sich im Laufe des Turniers mit dem Coronavirus infiziert hatten. (NEWS: Alles Wichtige zum Handball)
Die positiv getesteten Luca Witzke und Lukas Mertens reisten am Sonntag ebenso ab wie Christoph Steinert, Till Klimpke, Djibril M‘Bengue und Sebastian Firnhaber.
Wie Axel Kromer nach dem Schweden-Spiel mitteilte, werden am Montag vier weitere Nationalspieler das deutsche EM-Quartier in Bratislava verlassen. Dabei handelt es sich um Marcel Schiller, Sebastian Heymann, Timo Kastening und Kai Häfner, wie der DHB mittlerweile bekanntgab.
„Zwei Kandidaten werden noch hier bleiben, bei denen wir noch die Hoffnung haben, dass sie vielleicht gegen Russland auflaufen können“, sagte der DHB-Sportvorstand.
Wagner-Comeback kommt zu früh
Noch am Freitag hatte Bundestrainer Alfred Gislason die Hoffnung auf eine Rückkehr einiger der positiv getesteten Spieler geäußert. (DATEN Tabellen der Handball-EM)
Doch das Comeback von Hendrik Wagner, der nach zwei negativen PCR-Tests als erster DHB-Akteur die Corona-Isolation verlassen durfte und am Sonntagabend kurzfristig sein EM-Debüt gab, lief alles andere als gewünscht.
Mit Atemnot musste der Nachrücker bereits nach wenigen Minuten wieder vom Feld.
„Hendrik wollte unbedingt spielen. Nach drei Minuten kam er aber raus und sagte: Ich bekomme keine Luft mehr! Es ist zu viel Risiko“, sagte Gislason auf SPORT1-Nachfrage. „Auch wenn sich andere Spieler freitesten, glaube ich nicht, dass ich einen von ihnen in den Kader hole.“
Zahlreiche Corona-Fälle bei DHB-Team
Insgesamt gab es bislang 13 Coronafälle im deutschen Team, darunter sind etliche Leistungsträger wie Torhüter Andreas Wolff, die Rückraumspieler Julius Kühn und Kai Häfner sowie Rechtsaußen Timo Kastening. (Die Handball-EM im LIVETICKER)
„Es wäre sicherlich mehr drin gewesen. Die Jungs waren gut unterwegs. Dann kam dieser Mist. Es sind ja nicht nur die Ausfälle, sondern auch das gesamte Drumherum, mit dem man sich dann beschäftigen muss. Mit so einer Situation hat kein Mensch Erfahrungen“, analysierte Ex-Nationalspieler Christian Schwarzer bei SPORT1.
„Wir alle hätten uns etwas anderes für dieses Turnier vorgestellt, haben uns aber im Vorfeld natürlich auch auf Rückreisen von Infizierten vorbereitet“, fügte Kromer an: „Wir wünschen allen möglichst milde Verläufe und eine schnelle Rückkehr zu hundertprozentiger Fitness.“
Die Rückreise sei auch forciert worden, weil für das Gros der positiv getesteten Spieler die Chancen auf einen Wiedereinstieg ins Turnier schwinden.
Nach zwei negativen PCR-Tests wäre zudem eine medizinische Freigabe notwendig. Diese würde auf Basis einer sportmedizinischen und kardiologischen Untersuchung im Uniklinikum Wien erfolgen.
Aber auch, wenn das DHB-Team gefühlt schon gar nicht mehr richtig da ist bei der EM - ein letztes Mal glänzen wollen Deutschlands Handballer und Gislason trotzdem.
„Ich freue mich riesig, dass wir noch ein Spiel haben. Wir wollen uns unbedingt mit einem Sieg verabschieden“, sagte der Isländer.
Alles zur Handball-EM 2022 auf SPORT1:
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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)