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Handball-WM der Frauen: "Finde es zum Kotzen!" Zoff geht weiter

TV-Zoff geht weiter

Die deutschen Handballerinnen rücken dem Medaillentraum immer näher und kämpfen am Dienstag um den Einzug ins Halbfinale. Ein Thema sorgt jedoch nach wie vor für großen Ärger.
Die Bilanz bleibt makellos - Deutschlands Handball-Nationalmannschaft der Frauen zieht ins Viertelfinale ein.
Die deutschen Handballerinnen rücken dem Medaillentraum immer näher und kämpfen am Dienstag um den Einzug ins Halbfinale. Ein Thema sorgt jedoch nach wie vor für großen Ärger.

Der große Traum ist mittlerweile in greifbarer Nähe. Am Dienstag (17:15 Uhr im LIVETICKER) kämpfen die deutschen Handballerinnen in der Dortmunder Westfalenhalle gegen Brasilien um den Einzug ins Halbfinale der Weltmeisterschaft. So weit waren die DHB-Frauen zuletzt vor 18 Jahren in Frankreich gekommen. Mit einem Sieg wäre dieses Turnier also bereits das erfolgreichste seit der Bronzemedaille 2007.

Im Hintergrund rumort es trotzdem immer wieder. Aber nicht etwa wegen der sportlichen Leistungen der Mannschaft von Bundestrainer Markus Gaugisch, sondern wegen der Fernsehübertragungen. Die deutschen Begegnungen wurden während der Vor- und Hauptrunde nicht im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt. Erst ab der K.o.-Phase übernimmt das ZDF die Ausstrahlung.

Rekordnationalspielerin Grit Jurack fand dazu nun deutliche Worte. „Ich finde es zum Kotzen, dass im frei empfangbaren Fernsehen in Deutschland Fußball-Mist aus der vierten Liga gezeigt wird, anstatt die Vor- und Hauptrunde einer Heim-WM im Handball“, polterte die 48-Jährige, die insgesamt 306 Länderspiele für die DHB-Auswahl bestritt, im Gespräch mit dem SID. Bislang waren die Partien nur beim Streamingdienstleister Sporteurope.tv zu sehen.

Handball: Harte Worte im TV-Zoff

Dies sei für eine nachhaltige Entwicklung nicht richtig gewesen, sagte Jurack und fügte hinzu: „Die deutschen Spiele hätte von Beginn an gezeigt werden müssen. Ich verstehe es nicht, warum den Frauen keine Chance gegeben worden ist. So werden die Kinder auch neuer Vorbilder und Idole beraubt.“

Auch Gaugisch sprach dieses Dilemma bereits nach dem Auftaktsieg gegen Island an. „Natürlich würden uns die öffentlich-rechtlichen Sender guttun, je größer die Reichweite ist oder je mehr Leute das sehen können, desto besser“, sagte der Bundestrainer.

Nach den Olympischen Spielen in Paris 2024 hatte er noch wahrgenommen, dass die Sichtbarkeit des Frauenhandballs durch die Übertragungen größer geworden sei. Gaugisch betonte, wie gut das Turnier 2024 deshalb getan habe: „Einfach, um Vorbilder zu schaffen für die Kleinen. Ich glaube, das ist ganz wichtig.“

DHB-Präsident Andreas Michelmann wütete ebenfalls. „Ehrlich, ich finde das eine Schande. Das haben unsere Frauen nicht verdient. Dass die ARD nicht in der Lage ist und man die WM mit dem zweiten Auge auch nicht besser sieht beim ZDF, ist schlicht und ergreifend eine Schande“, wählte der Funktionär in einem Gespräch mit der Bild klare Sätze.

TV-Zoff: „Das Thema Gleichberechtigung wieder ins Gegenteil verkehrt“

„Da wird von ARD und ZDF das Thema Gleichberechtigung gleich wieder ins Gegenteil verkehrt. Die Zuschauer sehen kein Spiel unserer Frauen in der Vorrunde und auch kein Spiel in der Hauptrunde, erst im Viertelfinale wollen die beiden Sender einsteigen. Das ist einfach schlimm und macht mich richtig sauer“, so Michelmann. Wer bei Sporteurope.tv alle Spiele des Turniers streamen möchte, musste derweil 15 Euro zahlen.

Grundsätzlich sind Nationalverbände nicht an den Prozessen zur Vermarktung der Übertragungsrechte von Handball-Weltmeisterschaften beteiligt. In diesem Fall hat der DHB Medienberichten zufolge aber Geld in die Hand genommen, um diese Übertragungsrechte zu erwerben und weiterzugeben, sodass die Spiele der deutschen Frauen-Nationalmannschaft zumindest ab der K.o.-Runde im Free-TV ausgestrahlt werden können.

„Wir freuen uns, dass die Öffentlich-Rechtlichen sich dazu entschieden haben, das Viertelfinale zu zeigen“, sagte Spielmacherin Alina Grijseels. „Wir sprechen damit ein breiteres Publikum an, das wir hoffentlich begeistern können. Wir wollen zeigen, wie cool Frauenhandball sein kann und wieviel Spaß es macht.“

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Mit Sport-Informations-Dienst (SID)