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Handball Olympia-Quali: Deutschland fehlt "Drecksackmentalität"

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Handball Olympia-Quali: Deutschland fehlt "Drecksackmentalität"

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Prunkstück wackelt zur falschen Zeit

Die deutsche Mannschaft bangt nach der Kroatien-Pleite um das Olympia-Ticket. Dabei offenbart vor allem das eigentliche Prunkstück große Schwächen.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft ist mit einem Erfolg in die Olympia-Qualifikation gestartet. Gegen Algerien braucht das Team von Trainer Alfred Gislason aber eine Leistungssteigerung.
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Die Leere sprach aus dem Gesicht von Bundestrainer Alfred Gislason. Sein Team hatte mit der 30:33-Niederlage gegen Kroatien soeben einen Nackenschlag um Kampf um das so begehrte Olympia-Ticket hinnehmen müssen.

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„Wir waren natürlich sehr enttäuscht nach der ersten Halbzeit, wie wir geworfen haben, wie schnell wir auch den Ball weggeworfen haben. Damit haben wir uns das Leben unglaublich schwer und es den Kroaten sehr leicht gemacht“, konstatierte er am ZDF-Mikrofon.

Von der Euphorie, die die Mannschaft während der Heim-EM vor knapp eineinhalb Monaten umgeben hat, ist nur noch wenig zu spüren. In beiden Qualifikationsspielen lief es erst in der zweiten Hälfte so richtig rund, doch selbst dort war nicht alles perfekt.

Mittelblock wackelt gegen Kroatien zu häufig

Besonders auffällig: Das eigentliche Prunkstück, die Abwehr mit Andreas Wolff als Rückhalt, ist nicht auf dem Weltklasse-Niveau wie man es sonst gewöhnt war.

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„Wir sind in der Deckung teilweise nicht gut abgesprochen, nicht griffig genug und helfen Andreas Wolff zu wenig“, monierte ZDF-Experte Sven-Sören Christophersen bereits in der Halbzeit.

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Diese Worte dürften nicht zuletzt in Richtung des Mittelblocks Julian Köster und Johannes Golla gerichtet sein. Die beiden Säulen erlaubten sich zu viele Fehler und gaben der Abwehr so auch nicht die notwendige Sicherheit.

Mal trat keiner der beiden auf den heranstürmenden Angreifer zu, mal beide, sodass der Kreisläufer plötzlich zu viel Raum bekam - die sonst so geschätzte blinde Vertrautheit war nicht zu erkennen. Besonders Köster war anzumerken, dass das immense Pensum, das er in diesem Jahr bereits abgespult hat, seine Spuren hinterlassen hat.

Da dürfte die Leistung von Ersatzmann Marian Michalczik aus der zweiten Hälfte Hoffnung machen. Der Spielmacher der TSV Hannover-Burgdorf fügte sich gut ein und sorgte für mehr Zugriff in der Abwehr.

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Deutschland schwächelt gegen Rückraum-Shooter

Doch die Kroatien-Partie offenbarte auch, dass Deutschland die notwendige Aggressivität und Zweikampfstärke gegen die Rückraumspieler fehlte. 32 der insgesamt 62 Gegentore kassierte das Team von neuen Metern oder mehr. Zum Vergleich: Bei der EM waren es 66 Treffer bei neun Duellen.

Besonders Ivan Martinovic spielte mit der deutschen Abwehr und insbesondere Juri Knorr Katz und Maus. Der kriselnde Regisseur bekam defensiv keinen Zugriff auf seinen Gegenspieler, auch weil er ihm meist zu viel Raum ließ. Wirklich viel besser machten es aber auch die später eingewechselten Jannik Kohlbacher und Sebastian Heymann gegen den Shooter der Kroaten nicht.

Damit helfen sie auch nicht Wolff, der sich ebenfalls nicht von seiner besten Seite bisher präsentiert hat. Zahlreiche Bälle rutschten ihm unglücklich durch, sodass er nur fünf von 21 Rückraumwürfen parieren konnte.

„Hosensch***er-Handball!“ Experten fordern mehr Aggressivität

Dieses Beispiel steht symbolisch für einen Mannschaftsteil, das noch Luft nach oben hat. Selbst der Bundestrainer befand, dass „die sechs besten Kroaten bei uns in der Kabine saßen“.

Christophersen fordert daher „eine harte, agierende Abwehr“. Auch Dyn-Experte Stefan Kretzschmar wünscht sich eine „Drecksackmentalität“ von der deutschen Mannschaft. „Die Kroaten machen uns vor, wie Aggressivität funktioniert, wie Härte funktioniert, wie das Kämpfen um das Ticket für die Olympischen Spiele funktioniert. Da sind wir weit hinten dran“, moniert er.

Genau diese Attribute, diese Gier hat die Gislason-Mannschaft während der EM verkörpert wie kaum eine andere. Es war alles andere als leicht, das deutsche Defensiv-Bollwerk zu knacken.

Darüber begeisterte das Team auch die Fans und sorgte für kochende Hallen - genau das ist in Hannover bisher noch nicht gelungen. „Mir war es emotional zu wenig“, meint Kretzschmar.

Diese Emotionalität müssen Golla, Köster und Co. über Nacht schnell wieder finden. „Wenn wir morgen nicht von Anfang an eine gewisse Aggressivität zeigen und den Österreichern zeigen, wer nach Paris möchte, dann wird es schwer“, weiß der Ex-Nationalspieler.

Deswegen darf der EM-Vierte „auf keinen Fall Hosensch***er-Handball“ spielen. Denn sonst droht der große Traum von der Olympia-Teilnahme zu platzen.